Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
Kühler und überlegte, was er ohne brauchbares Werkzeug tun konnte, als er aus dem Augenwinkel heraus eine Bewegung wahrnahm.
Er wandte sich um und fuhr vor Schreck zusammen. Ein Aborigine stand hinter ihm, er trug einen Speer bei sich. Jonathan hatte den Mann nicht kommen hören, obwohl es keinerlei Lärm gab, der das Geräusch von Schritten gedämpft hätte.
»Bitte, tun Sie uns nichts«, begann er mit vor Angst pochendem Herzen zu stottern.
Dann sah er etwas, das ihn noch viel mehr entsetzte. Der Mann war nicht allein. Ein Stück hinter ihm standen einige wild aussehende Gefährten, ebenfalls mit Speeren bewaffnet.
Die Aborigines schienen verwirrt von Jonathans Benehmen. Abgesehen von einem Lendenschurz aus Tierhäuten, der ihre Genitalien verdeckte, waren sie nackt, ihre schlanken schwarzen Körper waren muskulös. Der Gesichtsausdruck der Männer verriet nichts von ihren Absichten. Sie fingen an, sich zu unterhalten, aber natürlich verstand Jonathan kein einziges Wort – sie beachteten ihn auch gar nicht. Zwei von ihnen schauten nun auf den Motorblock, ein anderer warf einen Blick in den Wagen und überprüfte die Wasserbehälter, der nächste inspizierte die Unterseite des Oldsmobile. Jonathan lief zu Marlee und stellte sich schützend vor sie. Was passierte nun mit ihnen? Sie würden weder verhungern noch verdursten, nein, wahrscheinlich würden die Eingeborenen ihn aufspießen und Marlee zu irgendeinem Zweck, den er sich nicht vorstellen mochte, entführen.
»Hast du eine Ahnung, was sie reden, Marlee?«, flüsterte Jonathan der Kleinen zu. Es war dumm, dass er flüsterte, da die Aborigines kein Englisch verstanden. »Wollen sie das Auto stehlen?«
»Sie gucken nach, wieso es kaputt ist«, antwortete Marlee.
»Damit sie es stehlen können?«
Marlee zuckte mit den Schultern. Jonathan wusste eigentlich,dass sie zu jung und unwissend war, um über so etwas nachzudenken und zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen.
Einer der Männer sprach Marlee jetzt direkt an, was Jonathan nur noch mehr Angst machte. Marlee schüttelte den Kopf, und der Mann redete mit den anderen.
»Was hat er gesagt?«, fragte Jonathan die Kleine.
»Er wollte wissen, ob meine Mommy irgendwo in der Nähe ist«, erwiderte sie traurig.
Jonathan legte den Arm um sie, seine Gedanken gingen immer wirrere Wege. Die Aborigines schienen einen Beschluss gefasst zu haben, sie wurden aktiv. Ein Mann machte sich daran, Holz zu sammeln und es auf das verlöschende Lagerfeuer zu werfen. Ein anderer ging fort. Ein dritter durchsuchte Jonathans Habseligkeiten.
»Was macht er da?«, fragte Jonathan Marlee. Er wäre am liebsten eingeschritten, hielt sich wegen Marlee aber zurück.
»Ich weiß nicht«, antwortete das Mädchen.
Der Mann fand Jonathans Bratpfanne und setzte sie auf das Feuer. Der Aborigine, der fortgegangen war, kam mit einer Handvoll Blätter zurück, die er in die Pfanne warf.
Jonathan fragte sich, ob sie sich etwas zu essen machen wollten. »Das glaub ich einfach nicht«, murmelte er. Wie konnte er sie nur loswerden?
Seine Aufmerksamkeit wurde jetzt von einem der Männer, der einen großen, schweren Ast von einem Busch heranzerrte, in Anspruch genommen. Jonathan konnte sich nicht vorstellen, was er damit anfangen wollte. Die Eingeborenen unterhielten sich in einem fort, dann machten sie sich wie geschäftige Ameisen gemeinsam ans Werk. Drei von ihnen hievten den Ast unter die Vorderseite des Autos und setzten all ihre Kraft ein, um den Wagen mit seiner Hilfe anzuheben. Einer kroch nun darunter und machte sich an dem Steinbrocken zu schaffen. Ein anderer gab ein wenig Wasser zu den Blättern in der Bratpfanne und rührte alles mit einem kleinen Stöckchen um.
Verängstigt sah Jonathan zu. Er fürchtete, der Ast könnte zersplittern und den Mann unter dem Auto zerquetschen. Er dachte, der Mann, der sich mit dem Steinbrocken abmühte, wollte versuchen, ihn herauszuheben, doch er kippte ihn nur um, sodass die flache Seite oben lag. Der Aborigine kletterte wieder unter dem Wagen hervor, sagte etwas, und die drei Männer ließen den Wagen herunter. Der Reifen stand nun auf der flachen Seite des Steinbrockens – auf einem Niveau mit der Straße. Jonathan war beeindruckt von ihrem Geschick, und die Männer lächelten beglückt, auch sie waren mit sich zufrieden.
Dann wandten sie alle ihre Aufmerksamkeit den in der Pfanne dampfenden Blättern zu. Die Blätter rochen entsetzlich, Jonathan konnte sich nicht vorstellen, dass man
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