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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sie essen konnte. Er beobachtete, wie einer der Männer die Pfanne vom Feuer nahm. Ein anderer versuchte, eine Unterhaltung mit Marlee zu beginnen. Jonathan hörte zu. Sie schien einiges von dem, was gesagt wurde, zu verstehen. Ein paar Aborigine-Wörter hatte sie ihm sogar beigebracht. Er vermutete, dass sie sich erkundigten, ob er Marlees Vater sei. Sie musste ihnen wohl übermittelt haben, dass er das nicht war, denn die Männer beäugten ihn nun misstrauisch. Zweifellos wollten sie wissen, was ein Kind mit Aborigine-Blut bei einem weißen Mann machte, der nicht ihr Vater war, Marlee war offenbar zu jung, um ihnen erklären zu können, dass Jonathan ihr Vormund war.
    Als die Blätter abgekühlt waren, machte sich einer der Aborigines daran, sie mit den Fingern zu zerquetschen und so eine Art Paste herzustellen. Fasziniert sah Jonathan zu. Dann entspann sich erneut eine Diskussion zwischen den Männern. Einer holte einen von Jonathans Wasserkanistern aus dem Wagen. Er kippte etwas Wasser in den Kühler. Jonathan protestierte, aber keiner beachtete ihn. Ein anderer legte sich auf den Boden und beobachtete, an welcher Stelle das Wasser aus dem Kühler leckte. Dann reichte man ihm die Pfanne mit der Paste, und er trug sie an der Stelle auf, an der sich das Loch im Kühler befand. Jonathan beugte sichüber die Motorhaube und sah zu. Die Aborigines schienen genau zu wissen, was sie taten, und wieder war er höchst beeindruckt von ihrer Findigkeit. Allerdings war ihm nicht klar, woher sie diese Fertigkeiten hatten. Sie lebten im Busch und besaßen keine Autos.
    Einer der Aborigines sprach Marlee an und zeigte auf Jonathan.
    Marlee schaute zu Jonathan auf. »Er hat gesagt, du sollst das Auto erst fahren, wenn die Sonne schon fast über unseren Köpfen ist«, übersetzte sie.
    »Aha …« Jonathan nickte den Aborigines zu. »Kennst du das Wort für ›danke‹?«, fragte er Marlee.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Jonathan blickte die Männer an und bedankte sich bei ihnen auf Englisch. Er nickte, lächelte sie an und hoffte, sie verstanden. Seltsamerweise wirkten sie gleichgültig.
    »Soll ich warten, ehe ich Wasser in den Kühler fülle?«, fragte er und überprüfte, wie viel Wasser noch in den Behältern war. Er hoffte, dass der Wagen nicht noch einmal liegen bleiben würde, ehe sie Curtin Springs erreichten.
    Als Marlee nicht antwortete, schaute er hoch. Die Männer waren verschwunden. Er sah in alle Richtungen, schaute hinters Auto. Weit und breit war nichts von ihnen zu sehen. Er konnte es einfach nicht glauben.
    »Wohin sind sie verschwunden?«, fragte er Marlee. Sie spielte mit einer Eidechse, die sie gerade entdeckt und gefangen hatte.
    Die Kleine sah sich um und zuckte dann mit den Schultern, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Eidechse zuwandte. »Vielleicht sind sie auf die Jagd gegangen, Jono«, sagte sie.
    Jonathan schüttelte ungläubig den Kopf. Er sammelte ihre Habseligkeiten ein und belud den Wagen. Immer wieder sah er in die Ferne. Ob die Aborigines vielleicht noch in der Nähe waren und sie eventuell beobachteten? Er hockte sich mit Marlee in den Schatten, sie aßen und tranken ein wenig, bis die Sonne noch ein wenig höher stand, dann füllte Jonathan den Kühler. Zuerst gaber nur ganz wenig Wasser hinein und überzeugte sich davon, dass es nicht wieder herauslief, dann füllte er ihn ganz, ließ den Motor an und überprüfte alles noch einmal. Er rechnete fest damit, dass der Stopfen aus Blätterpaste herausbrechen würde, wenn sich im Kühler Druck und Hitze aufbauten. Als das zu seinem Erstaunen nicht passierte, machten sie sich auf den Weg.
    Während der weiteren Fahrt nach Curtin Springs machte Jonathan sich Sorgen, aber schließlich kam die Siedlung in Sichtweite, und er konnte wieder tief durchatmen. Der Stopfen hatte gehalten.
    Curtin Springs bestand aus einer Tankstelle mit einem kleinen Laden nebendran, einem Wohnhaus und einem Campingplatz. Auf einem Abstellplatz hinter dem Haus gab es einen Autofriedhof mit etlichen Autowracks. Die Siedlung war mehr als klein, doch so sehr wie in diesem Moment hatte Jonathan sich noch nie über ein Zeichen von Zivilisation gefreut. Als er vor der Zapfsäule vorfuhr, kam ein Mann aus dem Tankstellengebäude heraus und wischte sich die Hände an einem Tuch ab. Ihm folgte ein alter Heeler, ein australischer Hütehund, der hinkte und sich dann keuchend dicht neben der Zapfsäule fallen ließ.
    »Tag, Kumpel«, sagte der Mann freundlich.
    Jonathan schätzte ihn

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