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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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als er hörte, dass Jonathan Burnum nach Hause gefahren hatte.
    »Über die holprige Piste würde ich nicht mal mit dem Jeep fahren«, sagte er.
    »Ich konnte Burnum seine Bitte kaum abschlagen, nachdem er sich für mich und für Marlee solche Umstände gemacht hat«, erwiderte Jonathan.
    »Unsinn!« Bernie klopfte sich auf seinen dicken Bauch. »Sie haben ihm Bier spendiert und ihm zu einem Ausflug verholfen, den er auch so genossen hätte.«
    Jonathan kaufte ein paar Vorräte für die Fahrt und tankte noch einmal. Dann füllte er seine Wasserbehälter für den Fall, dass er wieder Probleme mit dem Kühler haben würde.
    »Wie weit ist es bis Alice Springs?«, fragte Jonathan.
    »Zweihundertfünfundzwanzig Meilen«, antwortete Bernie. »In Anbetracht des Zustands der Straße bedeutet das ungefähr zwei Tage Fahrt.«
    Jonathan war entschlossen, für Marlee diesen Weg auf sich zu nehmen. Dass Tillie und Bernie überzeugt waren, er tue das Richtige, bedeutete ihm viel. Wenn sie bei ihrer Großfamilie nicht bleiben wollte, oder falls ihre Verwandten sich weigerten, sie aufzunehmen, würde er über ihrer beider Zukunft neu nachdenken müssen.
    »Ich hoffe bloß, mein Oldsmobile schafft es bis Alice Springs ohne weitere Pannen«, sagte Jonathan, ehe er sich mit der Kleinen auf den Weg machte.
    »Wenn der Wagen es bis zu Burnum nach Hause geschafft hat, schafft er es auf jeden Fall auch bis Alice Springs.«
    Bernies dröhnendes Lachen begleitete sie noch ein ganzes Stück die Straße entlang.
    Zum Glück hatte Bernie recht. Das Auto bewältigte die Fahrt ohne Probleme. Jonathan musste sich auf die Straße konzentrieren, aber ihm fiel auf, dass Marlee ganz in sich gekehrt war. Sie hielt ihren Gula fest an sich gedrückt und starrte schweigend aus dem Fenster.
    »Alles in Ordnung mit dir, Marlee?«, fragte Jonathan sie jedes Mal, wenn sie hielten, um sich die Beine zu vertreten und etwas zu trinken.
    Sie nickte immer, blieb jedoch ungewöhnlich still. Sicherlich strengte die Reise sie an, aber irgendwie nagten Zweifel an Jonathan, ob das alles war.
    Als sie sich am Abend des zweiten Tages hinten im Wagen schlafen legten, beschloss Jonathan, sich ein Herz zu fassen und mit Marlee zu reden, um herauszufinden, was sie so bedrückte.
    »Du hast gehört, wie ich mit Burnum über deine Familie geredet habe«, sagte er.
    Marlee antwortete nicht. Sie sah ihn auch nicht an. Sie umklammerte einfach nur ihren Teddy.
    »Wir machen diese Reise, weil ich will, dass du deine Familie kennenlernst, Marlee.« Er suchte nach den richtigen Worten. Es war schwierig, ihr etwas über die Kultur ihrer Vorfahren zu erzählen, weil sie noch zu jung war, um das zu verstehen. »Ich glaube, es ist das Richtige für dich. Du willst sie doch auch kennenlernen, oder?«
    Marlee presste die Lippen zusammen.
    »Ich hab ja schon einmal versucht, dir zu erklären, dass deine Mommy Schwestern hatte, vielleicht auch Brüder. Die nennt man Tanten und Onkel. Ich hoffe, dass deine Tanten genauso sind wie deine Mommy und dich so lieb haben werden, wie deine Mommy dich lieb gehabt hat.«
    »Die werden nicht sein wie meine Mommy«, erklärte Marlee. »Und sie werden mich auch nicht so lieb haben.«
    Im Mondlicht, das zu den Fenstern zu ihnen hereinfiel, sah Jonathan, dass die Unterlippe der Kleinen zitterte.
    »Und wenn du dich da vielleicht irrst, Marlee? Was, wenn sie doch so sind wie deine Mommy? Dann würdest du sie doch gern kennenlernen, oder?«
    Marlee sagte kein Wort. Sie drehte den Kopf zur Seite.
    Jonathan versuchte es erneut. »Wenn sich herausstellt, dass deine Großmutter und deine Tanten nicht so sind wie deine Mommy, oder wenn du sie nicht magst, dann werde ich dich nicht bei ihnen lassen, selbst wenn sie das wollen.«
    Marlee drehte den Kopf und sah Jonathan an. So einsam und verloren hatte er sie noch nie gesehen.
    »Magst du mich denn nicht, Jono?«, fragte sie ganz leise.
    Jonathan musste schlucken. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie so etwas fragen oder überhaupt auch nur denken würde. »Natürlich mag ich dich«, flüsterte er und strich ihr sanft übers Gesicht.
    Tränen stiegen ihr in die Augen. »Warum willst du mich dann nicht mehr?«, jammerte sie.
    »So etwas darfst du nicht mal denken, Marlee. Niemals darfst du so etwas denken. Egal, was auch passiert, ich werde immer, immer und ewig Teil deines Lebens sein. Ich werde immer für dich da sein. Ich suche deine Familie, weil ich nicht deine Mommy sein kann, und ich denke, du brauchst in

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