Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
Gruppe bestand aus etwa zehn Mitgliedern, drei Kinder waren dabei, zwei Mädchen und ein Junge. Die Mädchen schienen die Töchter von Marlees Tante zu sein, es wären dann also ihre Cousinen. Sie waren etwa in Marlees Alter. Es dauerte nicht lange, und sie brachten Marlee dazu, mit ihnen zu spielen, und sie schien das gern zu tun, doch erst, nachdem sie ihren geliebten Gula Jonathan anvertraut hatte. Sie gaben ihr von dem Eidechsenfleisch zu essen, offenbar schmeckte es ihr.
»Sieht aus, als wäre sie ganz gern hier«, sagte Erin zu Jonathan.
Sie wollte ihn trösten, aber von ihren wahren Gefühlen ließ sie nichts durchblicken. Sie war entsetzt über die Art und Weise, wie die Aborigines lebten, alles daran war ihr so fremd. Ohne irgendwelche Annehmlichkeiten in der Wildnis zu kampieren und dabeiständig von Fliegen belästigt zu werden schien ihnen nichts auszumachen. Für Marlee wünschte sie sich allerdings etwas anderes.
Jonathan schaute Erin an. »Das hier ist nicht so viel anders als das Leben, das sie mit ihren Eltern in Coober Pedy geführt hat. Außer dass sie damals ein Zelt hatte. Sie haben oft Wild gegessen. Sie haben über einem offenen Feuer gekocht. Ein Badezimmer hatten sie auch nicht. Daran gewöhnt sich Marlee mühelos. Ich will nur nicht, dass sie das Gefühl hat, ich hätte sie im Stich gelassen. Darüber würde sie im Leben nie hinwegkommen.«
»Ich verstehe Ihr Dilemma, Jonathan, aber Sie haben die Kleine hierher gebracht, damit sie in Sicherheit ist. Das dürfen Sie nie vergessen. Und ich darf das auch nicht, egal, wie ich mich fühle.«
Jonathan nickte. Er musste Marlee gegenüber ehrlich sein. Er durfte nicht zulassen, dass sie glaubte, er wolle sie nicht mehr haben. Also rief er sie zu sich.
»Setz dich, Marlee«, sagte er, und sie ließ sich neben ihn auf den Boden fallen.
»Weißt du noch, wie ich dich ins Gericht mitnahm und der Richter erklärte, dass das, was mit deinem Vater geschah, ein Unfall war?«
Marlee nickte.
»Und dass der Richter den Mann freiließ, der sich mit deinem Vater geprügelt hat?«
Wieder nickte Marlee.
»Das war der Mann, der nach der Verhandlung auf uns zukam«, sagte Jonathan. »Du weißt vielleicht noch, dass er kein sehr netter Mensch gewesen ist.«
Marlee sah Jonathan mit großen Augen an. Sie nahm ihren Teddy und klammerte sich wieder fest an ihn.
»Er glaubt, wir hätten etwas, das ihm gehört, obwohl das nicht stimmt. Fürs Erste ist es sicherer für dich, wenn du hier bei deiner Familie bleibst, denn der Mann sucht uns.«
»Aber ich will bei dir bleiben, Jono, und bei Erin und Onkel Cornelius.«
Jonathan schaute zu Erin und sah den Kummer in ihren Augen. »Ich hab dir doch schon erklärt, dass Onkel Cornelius und Erin nach Hause nach England fahren, Marlee.«
»Ich verspreche, wir kommen eines Tages zurück und besuchen dich«, sagte Erin, erstaunt über ihre eigenen Worte. Sie hatte es spontan entschieden, ohne darüber nachzudenken.
»Wirst du eine Weile bei deiner Familie bleiben, Marlee, bis sich alles beruhigt hat und du wieder zu mir kommen kannst?«, fragte Jonathan.
Vielleicht will sie gar nicht wieder zurückkommen, wenn sie sich erst einmal eingewöhnt hatte, dachte er. Und wenn doch, wird es ein harter Kampf werden. Darum würde er sich jedoch kümmern, wenn es so weit war.
Marlee ließ den Kopf sinken. »Kannst du nicht hier bei mir bleiben, Jono?«, fragte sie weinerlich.
»Das geht nicht, Marlee«, sagte er und spürte, wie es ihm ums Herz ganz eng wurde.
Marlee stand auf, legte ihm die Arme um den Hals und drückte ihn fest.
»Wirst du ein braves Mädchen sein, Marlee, mir zuliebe?«, flüsterte Jonathan. Tränen stiegen ihm in die Augen, und die Kehle wurde ihm so eng, dass er kaum atmen konnte.
Erin musste sich abwenden, sie wollte nicht, dass Marlee sie weinen sah.
»Wir sehen uns bald wieder«, sagte er. »Das verspreche ich dir.«
»Lass mich nicht allein, Jono«, flehte Marlee, und Tränen strömten ihr über das Gesicht.
»Das muss ich, Marlee. Ich will doch nicht, dass dir irgendwas passiert, weil ich dich so lieb habe.«
»Ich will bei dir bleiben, Jono«, schluchzte sie. »Bitte lass mich nicht hier.«
Jonathan hielt sie ganz fest, während sie weinte. Er wollte sie gar nicht mehr loslassen. Hilflos schaute er zu Erin auf, sah das Mitleid in ihren Augen.
»Sei tapfer, Marlee«, flüsterte er. »Ich komme zurück zu dir, ich gebe dir mein Wort darauf. Nichts wird mich daran hindern können.«
In dem
Weitere Kostenlose Bücher