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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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erkennen ließ, dass sie sich schämte.
    »Tut mir leid, das ist es nicht.«
    Carol-Ann war sicher, dass Jonathan Erin nichts davon erzählt hatte, dass sie einmal Prostituierte gewesen war. Doch da Erin und ihr Onkel in Coober Pedy arbeiteten, bestand die Möglichkeit, dass sie es wussten. Und trotzdem war ihr immer noch nicht klar, was ihre Freundschaft mit Jonathan mit Erin zu tun hatte.
    »Jonathan ist ein guter Mensch, Miss …« Erin wusste nicht, wie sie die junge Frau anreden sollte.
    »Miss Watson, Carol-Ann Watson, und ich bin mir sehr wohl bewusst, wie nett und freundlich Jonathan ist.«
    Sie fand, Erin hatte einen hochnäsigen Londoner Akzent und das entsprechende Benehmen gleich dazu. Sie machte definitiv nicht den Eindruck der reizenden Frau, als die Jonathan sie beschrieben hatte.
    Erin zog die Augenbrauen hoch. »Dass Sie sich jetzt Carol-Ann statt Clementine nennen, ändert nichts an der Tatsache, dass Sie eine … eine Frau sind, die sich Männern für Geld anbietet«, sagte sie leise. »Oder an der Tatsache, dass Sie nicht die geeignete Freundin für Jonathan sind.«
    »Worum geht es Ihnen wirklich, Miss Forsyth?«, fragte Carol-Ann ruhig.
    Vor einiger Zeit noch hätte sie sich durch solch eine Bemerkung wahrscheinlich sehr gedemütigt gefühlt, aber Jonathans Freundschaft und Freundlichkeit sowie die Tatsache, dass sie ihr Leben hatte ändern können, hatten wahre Wunder gewirkt. Sie war eine selbstbewusste, starke Frau geworden.
    »Jonathan ist ein sehr lieber Freund, und ich möchte nicht, dass jemand seine Gutmütigkeit ausnutzt«, sagte Erin, die plötzlich das Gefühl hatte, in die Defensive gedrängt worden zu sein. Sie wusste, dass sie sich sehr rüde benahm, und das sah ihr gar nicht ähnlich, sie konnte jedoch nicht anders.
    Carol-Ann war fassungslos. »Und Sie glauben, ich nutze ihn aus?«
    »Jonathan ist ein ausgesprochen mitfühlender Mensch, deshalb nehme ich an, dass er Mitleid mit Ihnen hat. Wieso sonst sollte er mit jemandem wie Ihnen zum Abendessen ausgehen?«
    »Jonathan hat überhaupt keinen Grund, Mitleid mit mir zu haben«, erwiderte Carol-Ann. »Und wenn Sie ihn wirklich so gut kennen wie Sie vorgeben, würden Sie wissen, dass er Menschen nicht verurteilt.«
    Deutete Carol-Ann an, sie harmoniere besser mit Jonathans Charakter als sie selbst?
    »Das ist nur eines der Dinge, die ich an ihm so bewundere«, fügte Carol-Ann hinzu. »Und Sie, Miss Forsyth, sollten sich ganz ernsthaft etwas fragen.«
    Erin fühlte sich mehr und mehr unwohl, und das gefiel ihr gar nicht. »Und das wäre?«, fragte sie schnippisch.
    »Ist Jonathan für Sie wirklich nur ein guter Freund?«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Sind Sie vielleicht verliebt in ihn, Miss Forsyth? Ist Ihre sogenannte Sorge am Ende nicht eher Eifersucht, weil er mit mir befreundet ist?«
    Erin fehlten die Worte. Sie war doch diejenige, die mit Anschuldigungen um sich warf, sie war nicht darauf vorbereitet, selbst mit Vorwürfen bedacht zu werden.
    »Ich hätte alles Verständnis der Welt dafür«, sagte Carol-Ann. »Er ist warmherzig und rücksichtsvoll, hat einen köstlichen Sinn für Humor. Und er ist sensibel den Gefühlen anderer Leute gegenüber, was eine wunderbare Eigenschaft bei einem Mann ist.« Ihr Ehemann war sensibel und einfühlsam gewesen, und bis sie Jonathan begegnet war, hatte sie solch einen Mann nie wieder getroffen. »Außerdem ist er der attraktivste Mann, den ich je gesehen habe, und er ist sich dessen absolut nicht bewusst, was so liebenswert ist. Es wäre sehr leicht, sich in ihn zu verlieben, aber ich bin sicher, Sie wissen das.«
    Erin war völlig durcheinander. »Na… natürlich bin ich nicht in ihn verliebt. Jonathan ist ein wunderbarer Mann, aber … aber er war … Barkeeper«, platzte es aus ihr heraus. »Ich bin nie mit einem Barkeeper ausgegangen …«
    Carol-Ann warf Erin einen Blick zu, als hätte sie etwas wahrhaft Verabscheuenswertes gesagt. »Wir wollen mal sehen, ob ich Sie richtig verstanden habe, Miss Forsyth. Ich bin nicht gut genug für Jonathan, und er ist nicht gut genug für Sie.«
    Erin war klar, dass sie etwas Schreckliches gesagt hatte. »So … so habe ich das nicht gemeint«, stammelte sie. »Er ist einfach nicht der Typ Mann, mit dem ich in London ausgegangen bin«, sagte sie. »Also habe ich gar nicht für möglich gehalten …«
    »Sie sagen also, dass Barkeeper unter Ihrem Niveau sind?«
    Erin schoss das Blut ins Gesicht, als sie merkte, wie schlimm das klang, was

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