Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
brauchst dir deinen hübschen Kopf nicht über die Galerie zu zerbrechen, Erin. Wir nehmen uns die schönste und geräumigste Suite im Hotel und engagieren ein paar Kindermädchen. Du wirst ein herrliches Leben haben, das verspreche ich dir.«
Ungläubig riss Erin die Augen auf. Das ist nicht das Leben, das ich haben will, dachte sie unglücklich. Sie hatte sich vorgestellt, sie würden ein eigenes Haus mit Garten haben, vielleicht in einem Vorort von London. Sie sah sich schon mit Chauffeur und Wagen, sodass sie täglich in die Galerie fahren konnte.
»Ich habe mir etwas überlegt, Erin. Wir heiraten dieses Jahr noch«, sagte Andy. »Lass uns den Hochzeitstermin auf das letzte Wochenende im September festsetzen.«
»Aber … aber … das ist ja schon …« Sie rechnete. »Das ist ja schon in sechs Wochen, Andy«, rief Erin entsetzt.
»Ich weiß, die Hochzeitsfeier kann hier stattfinden, im Hotel. Die Verlobungsfeier haben wir in zwei Wochen auf die Beine gestellt und dennoch vierhundert Leute beköstigt und unterhalten. Stell dir doch bloß mal vor, was wir alles fertigbringen, wenn wir sechs Wochen Zeit zum Planen haben.« Die so kurzfristig angesetzte Verlobungsfeier war tatsächlich ohne Probleme über die Bühne gegangen. »Bloomsbury Flowers machen seit Jahren hier im Hotel die Blumendekoration, und die Leute sind richtig gut. Die Küchenchefs können mühelos ein großes Abendessen oder ein Buffet vorbereiten. Du müsstest dich um nichts anderes kümmern als um dein Hochzeitskleid und die Kleider für die Brautjungfern. Reverend Sutcliffe, der Geistliche meiner Familie, wird uns trauen. Ich sehe keinen Grund, weshalb wir warten sollten.«
»Deine Großmutter hatte einen Schlaganfall, als deine Mutter zu unserer Verlobung hier war. Du willst doch sicher warten, bis sie sich so weit erholt hat, dass deine Mutter sie allein lassen und zu unserer Hochzeit kommen kann.«
»Das könnte Monate dauern. Die Genesung schreitet nur langsam voran.«
Und deshalb, so hoffte Erin insgeheim, würde Sharon nicht wieder nach London kommen, und wenn doch, dann wenigstens nur zur Hochzeit.
»Ganz ehrlich, ich glaube, meine Großmutter wird sich nie wieder ganz erholen«, sagte Andy resigniert. »Sie ist über achtzig.«
Erin sah ein, dass Andy fest entschlossen war, sein Vorhaben durchzuziehen. »Ich will auf keinen Fall noch einmal so eine große Feier mit vierhundert Gästen«, erklärte sie strikt. Andys Mutter hatte sie mit der Verlobungsfeier total überrollt. Sie hatte es gut gemeint und gedacht, sie würde helfen, aber so weit wollte Erin es nicht noch einmal kommen lassen. »Ich will nur Verwandte und enge Freunde einladen, etwas Intimes und ganz Besonderes.«
»Ich verstehe ja, dass du keine große Feier haben willst, Schatz, nur … das ist ein bisschen unrealistisch. Schließlich sind wir sehr bekannt in London. Ich verspreche dir, dass es höchstens hundertfünfzig Leute werden.«
»Nein, Andy! Das ist immer noch zu viel. Mit der Hälfte bin ich einverstanden.«
»Hm … Wenn ich mir große Mühe gebe, kann ich die Liste auf hundertzwanzig Leute zusammenstreichen, und da werden sich einige auf die Zehen getreten fühlen.«
»Du hörst mir nicht zu, Andy«, beschwerte sich Erin. Du …«
»Einige werden schrecklich gekränkt sein, wenn sie keine Einladung bekommen«, unterbrach Andy sie.
»Dann sollen sie eben gekränkt sein«, konterte Erin. »Es ist schließlich unsere Hochzeit. Fünfundsiebzig«, sagte sie entschieden. »Das ist mein letztes Wort!«
Andy warf ihr seinen flehendsten Hundebabyblick zu. »Können wir uns auf hundert einigen, Liebes?«
Erin zögerte einen Moment. »Na gut«, erwiderte sie dann. »Hundert Gäste, aber definitiv keine weiteren mehr.«
Es klopfte an der Bürotür, und Andy sprach mit einem seiner Angestellten. Erin hörte kaum ein Wort von dem, was gesagt wurde. In ihrem Kopf drehte sich alles.
»Tut mir leid, Erin«, sagte Andy in ihre Gedanken. »Ich muss jetzt los.« Er küsste sie auf die Wange. »Wir sehen uns heute Abend beim Essen, dann besprechen wir alles Weitere. Es wird fantastisch, du wirst es sehen«, rief er und war schon durch die Tür.
Erin beschloss, an diesem Tag nicht mehr in die Galerie zurückzugehen. Sie war verblüfft, als sie Bradley zu Hause antraf. Er kümmerte sich um die gekauften und verkauften Kunstwerke beider Galerien, passte auf, dass alles sicher verpackt und unversehrt abgegeben wurde. Normalerweise war er an einem Vormittag
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