Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
erfreut gewesen, aber wenn man ein Mann war, musste man Lauren Bastion einfach mögen. Bradley war da wohl die einzige Ausnahme.
Andy sagte nichts, also blieb Erin stehen, sah ihn an und versuchte einzuschätzen, wie er über das Thema dachte. Wütend schien er jedenfalls nicht zu sein. Wenn überhaupt, wirkte er gleichgültig.
»Ja siehst du denn nicht, wie schrecklich das ist, Andy? Würde es dir gefallen, wenn ein anderer das Hotel übernehmen wollte?«
»Natürlich nicht, Erin. Nur … bald werden wir verheiratet sein, und dann brauchst du dir um die Galerie keine Sorgen mehr zu machen.«
Eine Woche zuvor hatten sie im Hotel Verlobung gefeiert. Erin hätte gern eine bescheidene Feier gehabt, irgendetwas Kleines und Intimes mit dreißig, vierzig Verwandten und engen Freunden. Aber Andys Mutter Sharon war aus dem Anlass eigens aus Schottland gekommen, und aus den dreißig, vierzig waren sehr bald vierhundert Leute geworden, von denen Erin viele nicht einmal kannte. Das Fest war ausgeufert – ein Zirkus einschließlich Pressefotografen. Sie hatte Andy nicht erzählt, dass ihr das überhaupt nicht gefallen hatte.
Erin sah Andy irritiert an. Ein Datum für die Hochzeit hatten sie noch nicht festgelegt. Was meinte er mit »bald«? »Was hat unsere Ehe denn mit meiner Arbeit in der Galerie zu tun?«
»Alles!«
»Ich weiß nicht, was du meinst, Andy.«
»Wenn wir verheiratet sind, brauchst du nicht mehr zu arbeiten«, erklärte Andy.
Erin setzte sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch, holte tief Luft und versuchte, ganz ruhig zu werden. »Ob ich es brauche, ist ja wohl nicht die Frage. Ich würde mich zu Tode langweilen, wenn ich nichts zu tun hätte. Ich liebe meine Arbeit in der Galerie.« Es kam ihr in den Sinn, dass Andy vielleicht von ihr erwartete, in irgendeiner Funktion im Hotel zu arbeiten. »Um dir hier zu helfen, fehlen mir die Kenntnisse, Andy. Die Welt der Kunst ist mein Metier«, sagte sie. »Du weißt, ich bin ehrgeizig und arbeite darauf hin, eines Tages die Galerie in Knightsbridge zu leiten – natürlich erst, wenn Dad sich zur Ruhe gesetzt hat.«
»Nein, nein, jetzt, da du bald Mrs. Andrew Stanford sein wirst, ist das ganz anders«, sagte Andy. »Mit der nächsten Generationder Stanfords wirst du alle Hände voll zu tun haben. Ich kann es kaum abwarten!«
»Mit der nächsten Generation der Stanfords … Meinst du etwa … Babys?«, stieß Erin entgeistert aus. Der mütterliche Typ war sie nie gewesen. Die Vorstellung von kleinen strampelnden Dingern, die spuckten und pupsten, fand sie alles andere als reizvoll.
»Natürlich meine ich Babys«, erwiderte Andy lachend. »Wir begeben uns sofort an die Familiengründung«, fügte er fröhlich hinzu.
Erin schüttelte ungläubig den Kopf. »Sofort? Wir haben ja noch nicht einmal über einen Termin für die Hochzeit gesprochen, geschweige denn davon, dass wir eine Familie gründen wollen.«
»Ich weiß, aber Kinderkriegen ist ja nichts, worüber man groß diskutieren muss«, sagte er mit einem Glitzern in den Augen. »Babys kommen einfach, oder? Ich will mindestens vier Kinder. Und du wirst eine wunderbare Mutter sein, Erin.«
»Vier Kinder!«, Erin schluckte. »Das sehe ich noch nicht, Andy. In ein paar Jahren haben wir vielleicht ein Kind, und dann können wir über ein zweites nachdenken …« Sie nahm sich vor, dass etliche Jahre zwischen den beiden Kindern liegen würden. Dann würde sie einen Hund anschaffen und hoffen, dass Andy sich damit zufriedengab.
»Ich will Erben für mein Hotelimperium«, erklärte Andy, der offenbar alles längst durchdacht hatte.
Erin erschrak. Ein Hund war kein Ersatz für einen Erben. Sogar sie musste das zugeben.
»Die Familie wird für mich ein noch größerer Anreiz sein, hart zu arbeiten«, fuhr Andy aufgeregt fort. »Ich möchte mindestens einen Sohn, mehrere Jungen wären sogar noch besser. Und Töchter, die wie ihre Mutter aussehen, wären der Traum.« Er lächelte voller Vorfreude.
»Ich will mindestens noch ein paar Jahre in der Galerie arbeiten, ehe ich ans Schwangerwerden denke, Andy«, sagte Erin rasch,in der Hoffnung, dass er das begriff. »Ich bin davon ausgegangen, du wärst damit einverstanden.«
Und wenn sie dumm genug wäre, irgendwann in Zukunft ein Kind zu bekommen, würde sie nicht ganz aufhören zu arbeiten, sondern sich eine Haushaltshilfe nehmen. Wozu sollte sie einen reichen Mann heiraten, wenn sie sich dann doch nur um ihn und seinen Nachwuchs kümmern musste?
»Du
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