Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Laurengegenüber so unausstehlich verhältst. Sie dachte, sie täte dir einen Gefallen, indem sie dir ihre Hilfe anbietet.«
    »Hast du denn Scheuklappen, Dad? Seit Wochen versucht Lauren, sich hier einzuschmeicheln und mich zu verdrängen.«
    »Die Annahme, dass sie irgendeinen Plan verfolgt, ist nun wirklich lächerlich, Erin.«
    »Du siehst das einfach nicht, oder? Blenden dich ihre übermäßig zur Schau gestellten Brüste?«
    »Um Himmels willen, Erin! Deine bevorstehende Heirat bedeutet sicher viel Stress für dich, solch einen Mangel an Respekt hätte ich allerdings nicht erwartet. Ich weiß nicht, was in letzter Zeit in dich gefahren ist. Ich erkenne dich kaum wieder.«
    Erin war normalerweise nie unhöflich, ihr Vater benahm sich jedoch dermaßen unangemessen, dass sie sich völlig vergaß. »Soll ich etwa ignorieren, dass du Lauren mit auf Reisen nimmst und ihr teure Geschenke machst? Du weißt, wie viel wir in den Galerien zu tun haben, und trotzdem nimmst du dir immer wieder frei und turtelst mit dieser Frau!«
    »Ja, ich bin auf Reisen gewesen, und auf diesen Reisen habe ich Kunstwerke gekauft«, erwiderte Gareth ungehalten. »Ich habe mir weitere zeitgenössische Kunst angesehen. In Paris haben Lauren und ich Galerien besucht, die abstrakte Landschaftsbilder verkaufen. Die scheinen sehr beliebt zu sein. Ich weiß, solche Sachen haben mich früher nie sonderlich interessiert. Ich habe ein Gemälde von Henri Matisse gekauft und eines von Raoul Dufy. Die habe ich günstig bekommen. Albert soll sie jetzt begutachten und sehen, was für einen Profit wir damit machen können.« Albert Howell war ihr Kunsteinkäufer und Gutachter. Ihm gehörte auch eine Werkstatt für Restaurierungen, er verfügte also über immenses Wissen.
    Erin war klar, dass Lauren dafür verantwortlich war, dass ihr Vater seinen Geschmack verändert hatte. Er trug helle, bunte Hemden, etwas, das er vorher nie gemacht hatte, und italienische Schuhe. Er frisierte sich sogar anders und hatte sich einenSchnauzer à la Clark Gable wachsen lassen. Sie kniff die Augen zusammen.
    »Für die modernen Expressionisten hast du dich doch sonst nie interessiert«, brummte sie. »Ist das Laurens Werk, genau wie deine neue Kleidung, deine Frisur und dein Filmstarschnauzbärtchen?«
    Gareth wurde rot. »Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich mich ändere, mich und die Galerie.«
    »Raus mit dem Alten, her mit dem Neuen«, sagte Erin sarkastisch.
    »Die Art Bemerkung ist nun wirklich nicht nötig, Erin«, gab Gareth hörbar gekränkt zurück.
    »Vielleicht nicht, Dad, aber du musst das auch mal von meiner Warte aus sehen. Ich will ja nicht, dass du für den Rest deines Lebens allein bleibst, andererseits fasse ich es nicht, dass du so dumm bist und dich von einer Frau einwickeln lässt, die es sich zum Lebensinhalt gemacht hat, reiche Männer zu heiraten.«
    »Du hast Lauren doch noch gar keine Chance gegeben, Erin. Sie ist anders als deine Mutter, und sie könnte sie auch nie ersetzen, auf ihre Art ist sie dennoch eine ganz wundervolle Frau.«
    Erin bekam plötzlich Gewissensbisse. Sie fragte sich zum ersten Mal, ob sie womöglich unfair ihrem Vater gegenüber war. Es war zwar zu früh für eine neue Beziehung, unglücklich wollte sie ihn aber auch nicht sehen.
    »Ich hoffe, du bringst uns auf deiner Hochzeitsfeier nicht mit einem dieser Ausbrüche in Verlegenheit«, unterbrach Gareth ihre Gedanken.
    Erin zuckte zusammen. »Du hast doch nicht etwa vor, diese Frau auf meine Hochzeitsfeier mitzubringen, oder?«
    »Ich habe sie gebeten, mich zu begleiten.«
    »Wie konntest du das nur tun?«, brach es aus Erin heraus. »An meinem Hochzeitstag werde ich nur daran denken können, dass meine Mutter nicht bei mir ist und mich heiraten sieht. Und da besitzt du die Rücksichtslosigkeit, eine fremde Frau zu bitten, dich zu begleiten?«
    Erin konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie griff nach ihrer Handtasche und lief zur Tür. Dass ihr Vater ihr hinterherrief, hörte sie nicht mehr.
    Erin schluchzte die ganzen fünfzehn Minuten Fahrt, die es dauerte, bis das Taxi das Hotel Langham erreichte. Sie puderte sich das gerötete Gesicht, bezahlte den Fahrer und steuerte dann auf Andys Büro im Erdgeschoss zu. Andy war wieder einmal geschäftlich unterwegs gewesen, dieses Mal in Glasgow, wo er ein zum Verkauf stehendes Hotel begutachtet hatte. Sie hatte mit ihm telefoniert, ihn aber seit seiner Rückkehr noch nicht gesehen. Zum Glück war es nur eine kurze Reise

Weitere Kostenlose Bücher