Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
Dachbodenatelier in aller Ruhe gemalt hatte. Anfangs hatte er sich durch Lauren wieder jung und lebendig gefühlt. Sie hatte ihn in einen Wirbel aus Aufregung und Vergnügungen gezogen, allmählich fand er das Zusammensein mit ihr ermüdend.
»Das ist wirklich wichtig, Dad, bitte komm mit«, bat Erin. »Ich will, dass die Galerie wieder erfolgreich wird. Das willst du doch auch, oder?«
»Das weißt du doch«, erwiderte Gareth.
Erin fand, er sah immer so aus, als trage er das Gewicht der Welt auf seinen Schultern. Als ihre Mutter noch am Leben war, hatte er nie so ausgesehen. »Also bitte komm mit.«
»Na schön«, sagte Gareth. Wenigstens hatte er so eine plausible Ausrede, die ihm den Besuch einer ermüdenden Abendveranstaltung ersparte.
»Ich habe ein Zimmer im Savoy gebucht, Dad, damit der Künstler die Privatsphäre hat, die er verlangt«, erzählte Bradley seinem Vater, als er sie alle in Gareth’ Aston-Martin-Limousine zum Savoy chauffierte.
»Im Savoy? Ein seltsamer Ort für einen, der Abgeschiedenheit will. Es ist das bestbesuchte Hotel Londons.«
Bradleys Gesicht glühte. »Stimmt schon, aber das Personal dortwacht sehr über die Privatsphäre der Gäste. Deshalb fühlt sich mein Künstler ganz sicher dort.«
»Ich hoffe, das ist er wert«, erwiderte Gareth und schaute in seine Gedanken versunken aus dem Autofenster.
Als er Lauren gesagt hatte, er wolle mit seinem Sohn und seiner Tochter einen Künstler aufsuchen, hatte sie sich gefreut, ihn sogar ermutigt − was völlig untypisch für sie war. Er hatte angeboten, sich anschließend mit ihr zu treffen, doch sie hatte erklärt, sie wolle früh nach Hause, was ebenfalls sehr untypisch war. Er wusste nicht, was er davon halten sollte.
»Das ist er bestimmt«, antwortete Bradley und schaute über die Schulter zu Erin, die hinten saß.
Er war schon im Savoy gewesen und hatte sich mit seinem ehemaligen Mitschüler getroffen. Er hatte die Situation geschildert, und Christopher hatte viel Verständnis gezeigt, weil sein eigener Vater einmal in einer ähnlichen Lage gewesen war. Er hatte Bradley den Generalschlüssel für die Hotelzimmer gegeben, allerdings erst, nachdem Bradley ihm versichert hatte, es sei ausgeschlossen, dass Luke Stanford das Hotel wegen Verletzung der Privatsphäre verklagen würde. Bradley hatte Hardy davon überzeugt, dass Luke so etwas viel zu beschämend finden würde.
»Ich habe das Zimmer unter dem Namen Camden Foster reserviert«, erzählte Bradley seinem Vater. »Der Künstler wird dort auf uns warten.«
Im Hotel ging Bradley an die Rezeption, während Erin mit ihrem Vater in der Halle wartete. Bradley bat um die Zimmernummer von Camden Foster, doch für Gareth sah es so aus, als erhalte er den Schlüssel. Erin und Bradley waren nervös, jedoch auch voller Ungeduld, als sie mit ihrem Vater den Hotelkorridor in Richtung Zimmer 53 entlanggingen. Es war neun Uhr, sie waren also sicher, dass sie Lauren und Luke in einer verfänglichen Situation antreffen würden.
»Ich meine immer noch, Albert hätte mit uns kommen sollen«,beschwerte sich Gareth. »Er ist der Experte, wenn es um Kunst geht.«
Bradley sagte nichts darauf, und auch Erin schwieg. Beiden war es zuwider, ihren Vater anzuschwindeln, aber sie wussten keinen anderen Weg. Sie hofften nur, er würde ihnen verzeihen.
Bradley steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch und drehte den Türknauf. Er stieß die Tür auf, und Gareth machte einen Schritt ins Zimmer. Es lag in völliger Dunkelheit.
Gareth vermutete sofort, der Künstler habe sie versetzt, und das überraschte ihn nicht. »Er ist nicht hier«, sagte er verärgert, doch Bradley tastete im selben Moment nach dem Lichtschalter.
Das Licht durchflutete den Raum. Zwei Gestalten lagen eng aneinandergekuschelt im Bett. Sofort lösten sie sich voneinander und setzten sich auf. Lauren griff nach der Bettdecke, um ihren nackten Busen zu verhüllen. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich reines Entsetzen.
Gareth riss die Augen auf. Ein paar Sekunden lang starrte er die beiden Menschen an, von denen er geglaubt hatte, sie so gut zu kennen. »Lauren!«, keuchte er dann. »Was hat das … was hat das zu bedeuten?«
39
Lauren wurde so weiß wie das Laken. Obwohl sie so gedemütigt wurde, wählte sie den Angriff als vermeintlich beste Verteidigung. »Was macht ihr denn hier?«, fragte sie dreist, schlang die Decke um ihren nackten Körper und stieg dann aus dem Bett, um Gareth voller Empörung gegenüberzutreten.
»Was wir
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