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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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habe kaum etwas gesehen, das es wert wäre, bei Forsyth zu hängen«, erklärte Albert am Abend des zweiten Tages. »Tut mir sehr leid, Erin. Da ist nichts wirklich Umwerfendes dabei.«
    »Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts, Albert«, erwiderte Erin mutlos.
    Sie war es gewohnt, exzentrische Typen in Künstlerkreisen zu treffen, aber besonders dieser Abend war einer, den sie nicht so schnell vergessen würde. Die letzten beiden Künstler, bei denen sie zu Besuch gewesen waren, hatten sie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.
    Valerie Shillabeer, die sich selbst als nicht von dieser Welt beschrieb, hatte behauptet, sie sei nahe verwandt mit den boshaftenkleinen Kobolden der irischen Sagenwelt. Das hätte Anlass für Erin und Albert sein sollen, zum raschen Rückzug zu blasen, doch sie hatten sich die Werke angesehen, schließlich wussten sie ja, dass einige der berühmtesten Künstler der Welt komplett verrückt gewesen waren. Michelangelo beispielsweise hatte seine Statuen angebrüllt und nur dann gegessen und getrunken, wenn es unbedingt nötig war. Vincent van Gogh hatte oft mitten in der Nacht herumkrakeelt und sich schließlich ein Ohr abgeschnitten. Erst als Valerie behauptet hatte, sie male nur, wenn der Planet Mars nicht retrograd sei, und ihnen dann groteske Bilder von babysfressenden Hexen zeigte, waren Erin und Albert geflüchtet.
    Der nächste Künstler, dem sie einen Besuch abstatteten, war ein französischer Bohemien, der Mülltonnen und Toilettensitze bemalte und beim Arbeiten vorzugsweise nackt war, vorausgesetzt, es war nicht zu kalt. Fertige Werke auf Leinwand hatte er nicht anzubieten.
    »Also darüber, dass es heute Abend bitterkalt ist, beschwere ich mich nun definitiv nicht mehr«, sagte Erin auf der Heimfahrt. Hätte er ihnen bei der telefonischen Kontaktaufnahme bereits erzählt, welche Art von Kunstwerken er schuf, wären sie nicht im Schneesturm die zwanzig Meilen zu seinem »Atelier« gefahren, einem schmuddligen Dachboden über einer Wäscherei.
    »Ich bin sicher, dass wir irgendwann mehr Glück haben«, erwiderte Albert in dem Versuch, Erin aufzuheitern.
    »Ich hoffe, du hast recht.« Erin seufzte. »Ich hätte nie gedacht, dass einmal der Tag kommt, an dem wir die Türen der Galerie schließen müssen.«
    Er drückte ihr die Hand. »So weit ist es noch längst nicht.«
    »Aber schon so weit, dass wir Grund zur Sorge haben«, erwiderte Erin, der sich das Herz verkrampfte.
    »Hab Vertrauen«, riet Albert ihr.
    Den ganzen Silvesterabend verbrachte Erin allein in ihrem Zimmer und dachte an Jonathan und Marlee. Sie überlegte, wo diebeiden sein mochten und was sie gerade taten. Vom Fenster aus sah sie den nächtlichen Himmel und das Feuerwerk über dem Hyde Park, und sie versuchte, sich Marlees erstauntes Gesicht vorzustellen, wenn sie zum ersten Mal im Leben die Leuchtkörper in der Luft explodieren sah. Erin wünschte so sehr, sie könnte dabei sein. Wieder und wieder fragte sie sich, ob Liza schon eine Beziehung zu Marlee aufgebaut hatte. Würde Marlee eines Tages Mommy zu ihr sagen? Es tat so weh, auch nur daran zu denken.
    Am ersten Januarmorgen wollte Bradley gerade das Haus verlassen, um in die Galerie zu fahren, als er stutzte. Lauren war in der Küche, und sie schien zu telefonieren. Sie dachte offenbar, sie wäre ungestört, da Muriel Einkäufe erledigte. Erin war schon seit dem frühen Morgen in der Galerie, und da der Heißwasserbereiter rauschte, musste Gareth oben im Badezimmer sein. Bradley war froh, dass er seinen Van am Abend zuvor in einer kleinen Seitengasse geparkt hatte, so konnte Lauren auch nicht wissen, dass er noch zu Hause war. Bradley blieb auf der untersten Treppenstufe stehen und lauschte.
    »Morgen Abend kann ich weg«, flüsterte Lauren aufgeregt. Dann ließ sie ein mädchenhaftes Kichern hören, sodass Bradley keinen Zweifel daran hatte, dass der Mann am anderen Ende der Leitung etwas sehr Herablassendes über seinen Vater gesagt hatte. Bradley schäumte innerlich vor Wut.
    »Treffen wir uns im Dorchester?« Es entstand eine Pause. »Im Savoy. Na gut. Wirst du wieder der schneidige Mr. Camden Foster sein?«
    Laurens »Verabredung« kam also unter einem anderen Namen, die beiden liebten offenbar Rollenspiele. Ihm wurde schlecht.
    »Na gut. Ich frage an der Rezeption nach der Zimmernummer. Bis morgen Abend dann, Mr. Foster.« Sie legte auf.
    Obwohl Bradley Lauren nicht sah, konnte er sich das Grinsen auf ihrem Gesicht lebhaft vorstellen. Sie war

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