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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sie an die leeren Wände der Galerie hängen konnte. Leider zeigte Gareth wenig Interesse an ihrer problematischen Lage. Er war ganz und gar damit beschäftigt, Lauren bei Laune zu halten oder sich darüber Sorgen zu machen, wo sie sein mochte, wenn sie nicht bei ihm war. Ganz sicher war er nicht mit den Gedanken beim Geschäft.
    Lauren bestand darauf, am Weihnachtsabend zusammen mit Gareth ins Caviar House, ihr Lieblingsrestaurant in Mayfair, zu gehen. Erin und Bradley weigerten sich, die beiden zu begleiten. Wie sie es jedes Jahr an Weihnachten gemacht hatten, blieben sie zu Hause mit Muriel, ihrer Haushälterin, die längst zu einem Familienmitglied geworden war. Ihnen war ohne jeden Zweifel klar, dass auch ihrem Vater ein traditionelles, zu Hause zubereitetes Weihnachtsessen besser gefallen hätte, als ins Restaurant zu gehen, aber er hatte seine Wahl getroffen.
    Erin und Bradley vermissten ihre Mutter schrecklich. Sich an Weihnachten zum Essen zu setzen und ihren leeren Stuhl zu sehen war eine Qual. Dass sie auch den Stuhl ihres Vaters leer sahen, machte es nicht besser. Muriel arbeitete seit zwanzig Jahren für die Forsyths. Ihre einzigen Verwandten lebten in Amerika, und so betrachtete sie Erin und Bradley als die Kinder, die sie nie gehabt hatte. Sie weinte und lachte mit ihnen, als sie sich an die vielenwunderschönen Weihnachtsfeste erinnerten, die sie gemeinsam verbracht hatten. Schließlich wurde das Essen zu einem vergnügten Schwelgen in wunderbaren Erinnerungen, für die sie sehr dankbar waren – eine Flasche Portwein tat ihr Übriges. Es gab Puter mit verschiedenen Beilagen, den Plumpudding mit Brandysauce aßen sie auf Forsyth-Weise aus großen Schüsseln vor dem Kamin im Wohnzimmer. Immer wieder einmal dachte Erin an Jonathan und Marlee, stellte sich vor, wie sie den Weihnachtsabend mit Liza und ihrer Familie verbrachten. Ein wehmütiger Gedanke, aber sie hoffte, dass sie alle glücklich waren.
    Als Gareth nach Hause kam, wirkte er erschöpft. Er sagte nichts, doch man merkte ihm an, dass er sein Essen nicht genossen hatte. Er setzte sich zwischen Erin und Bradley an den Kamin, und sie tranken Eierpunsch. Gareth hatte nicht mal einen Blick für die Schneeflocken, die vor dem Fenster tanzten. Traurig starrte er in die flackernden Flammen des Kaminfeuers. In dem Bemühen, ihn aufzuheitern, erzählten Erin und Bradley von den schönen Erinnerungen, die sie während des Essens mit Muriel geteilt hatten.
    »Die schönste Zeit meines Lebens war die, in der ihr zwei hier bei uns aufgewachsen seid«, sagte Gareth wehmütig. »Und es tut so weh zu bereuen.«
    »Was bereust du denn, Dad?«, fragte Erin neugierig.
    »Ich hätte nie geglaubt, dass diese Tage zu Ende gehen würden, ich wünschte, ich hätte mir mehr Zeit genommen. Zeit, um wirklich schätzen zu lernen, was für ein wunderbarer Mensch eure Mutter war.«
    Er legte seinen Kindern die Arme um die Schultern, und dann saßen sie schweigend da. Und Erin spürte plötzlich die Gegenwart ihrer Mutter, als säße sie bei ihnen. Ein ganz klein wenig fühlte sie sich getröstet.
    »Ich brauche etwas, um das Geschäft richtig anzukurbeln, ehe wir pleitegehen«, sagte Erin zwei Tage nach Weihnachten zu Bradley.Gareth war wieder einmal mit Lauren ausgegangen. »Ich habe mit allen Künstlern Kontakt aufgenommen, deren Werke wir in der Vergangenheit verkauft haben, aber ich habe nichts erreicht. Die meisten haben behauptet, ihre Werke hingen in anderen Galerien, es würde mich jedoch nicht überraschen, wenn sie uns wegen der schlechten Publicity in letzter Zeit einfach nur meiden.«
    »Wieso werben wir nicht in einer Ausstellung für junge Künstler?«, schlug Bradley vor. »Die brauchen die Öffentlichkeit, und für unseren Ruf würde es wahre Wunder wirken – wir täten etwas Positives, um junge Künstler zu fördern, ohne groß Kapital investieren zu müssen.«
    »Das ist eine gute Idee«, erwiderte Erin nachdenklich. »Ich könnte mir mit Albert ein paar Werke ansehen. Schaden kann es ja nicht. Unter Umständen entdecken wir ein aufregendes junges Talent wie Christian Rothschild. Auf den sind wir ja auch ganz durch Zufall gestoßen.« Sie spürte einen Anflug der vertrauten Hochstimmung. »Wir brauchen etwas, das wir an die Wände hängen können. Ach, Bradley, du bist genial!«
    Die nächsten beiden Tage verbrachten Erin und Albert damit, sich die Werke einiger angeblich aufstrebender junger Künstler anzusehen. Leider hatten sie keinen Erfolg.
    »Ich

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