Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
wirklich abscheulich. Er schlich in sein Zimmer zurück, einmal mehr froh,dass die Stufen mit Teppichboden ausgelegt waren, und wartete, bis Lauren und sein Vater das Haus verließen. Lauren durfte keinen Verdacht schöpfen, vor allem wollte er nicht, dass sie als Vorsichtsmaßnahme ihre Pläne änderte.
Kaum waren sie gegangen, fuhr Bradley in die Galerie.
»Morgen Abend werden wir Lauren in flagranti erwischen«, sagte er aufgeregt, als er durch die Tür stürmte.
Erin schaute von den Büchern auf, an denen sie gearbeitet hatte. Kein einziger Kunde war an diesem Vormittag in die Galerie gekommen, also sah sie die Geschäftsbücher durch. Was sie entdeckte, war deprimierend.
»Was passiert denn morgen Abend?«, fragte sie voller Vorfreude.
»Ich habe gerade gehört, wie Lauren sich mit einem Mr. Camden Foster verabredet hat. Im Savoy«, antwortete Bradley.
»Sie hat einen anderen!« Erin konnte es kaum fassen.
»Der Name ist falsch. Ich bin sicher, sie trifft sich mit Luke Stanford. Ich habe einen Plan, aber ich brauche ein bisschen Hilfe von Christopher Hardy. Erinnerst du dich noch an den?«
»Meinst du etwa Hering-Hardy? Das war doch der seltsame Junge aus deiner Klasse, oder?« Er hatte immer nach Fisch gerochen, daher der Spitzname.
»Ja, genau. Er ist inzwischen der Geschäftsführer vom Savoy«, sagte Bradley.
»Das ist doch wohl nicht dein Ernst!« Erin mochte es kaum glauben. »Ob er wohl immer noch jeden Tag zu Mittag Hering-Sandwiches isst?« Sie lachte. »Erzähl schon, was hast du für einen Plan? Und was um alles in der Welt spielt Hering-Hardy darin für eine Rolle?«
Bradley und Erin mussten bis zum Frühstück am nächsten Morgen warten, ehe sie Gareth für sich allein hatten.
»Dad, ich habe einen aufregenden jungen Künstler entdeckt«, sagte Erin so begeistert sie konnte. »Ich glaube, er könnte die Galerie retten.«
»Ach ja?« Gareth zeigte deutlich weniger Leidenschaft.
»Ja«, antwortete Erin. »Ich habe gehört, seine Werke sind beeindruckend, und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er London, wenn nicht ganz Europa, im Sturm erobern wird.«
»Wo hast du von ihm gehört, und wieso hat ihn sich noch keiner geschnappt?«
»Bradley hat über einen unserer Kontakte von ihm erfahren«, erwiderte Erin. »Er lebt offenbar sehr zurückgezogen und spricht mit kaum jemandem. Bradley hat es dennoch geschafft, ein Treffen mit ihm zu arrangieren.«
Gareth warf seinem Sohn einen erstaunten Blick zu. »Dann lass Albert seine Werke prüfen. Er wird sofort wissen, ob was dran ist an dem Trubel um seine Arbeit.«
»Das ist ja gerade das Problem, Dad«, sagte Bradley. »Er weiß von deinem ausgezeichneten Ruf in der Kunstbranche und will sich nur mit dir treffen.«
Gareth fühlte sich sichtlich geschmeichelt, wurde aber gleich wieder skeptisch. »Bist du sicher, dass er nicht ein bisschen seltsam ist?« Er schaute Erin an. »Albert hat mir erzählt, ihr hättet kürzlich ein paar junge Künstler getroffen, die wirklich merkwürdig waren.«
»Du kennst doch diese Typen«, sagte Erin leichthin. »Die meisten sind ziemlich exzentrisch.«
»Exzentrisch sind sie nur, wenn sie zu Geld gekommen sind. Wenn sie erfolglos sind, dann sind sie einfach nur verrückt«, behauptete Gareth. Genau dasselbe hatte er schon oft zu Erin gesagt.
»Dieser Künstler sieht allerdings vielversprechend aus. Kommst du mit, wenn wir uns seine Arbeiten ansehen?«
»Wann?«
»Heute Abend.«
Gareth wirkte hin und her gerissen. »Ich bin nicht sicher. Ich will mal sehen, was Lauren geplant hat. Sie erwähnte eine Einladung irgendwann diese Woche. Das könnte heute sein.«
Er war es schnell leid geworden, die vielen Abendgesellschaften zu besuchen, auf die sie ihn zerrte. Stets stellte sie schamlossich selbst und ihre Beziehung zu ihm zur Schau. Er traute sich dennoch nicht, sich zu weigern mitzukommen oder sich zu beklagen. Es war schmerzlich deutlich geworden, dass Lauren Zugang zur Londoner Elite finden wollte, und wenn sie auch behauptete, ihn aufrichtig zu lieben, hatte er doch manchmal das Gefühl, für sie nur eine Sprosse auf der Leiter nach oben zu sein. Liebend gern tratschte sie über das Leben der feinen Gesellschaft und machte bissige Kommentare über sie hinter deren Rücken. In der Öffentlichkeit verstellte sie sich. Die Einladung zu einer Party lehnte sie niemals ab, er dagegen saß lieber gemütlich zu Hause vor dem Kamin, wie er das früher immer getan hatte, während Jane in ihrem
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