Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
Treue«, sagte sie laut genug, um ihn gehörig in Verlegenheit zu bringen. »Ihr beide, sowohl du als auch dein Onkel, ihr übernehmt keine Verantwortung für euer Tun, und genau deshalb werdet ihr beide auch nie das wahre Glück finden.« Damit rauschte Erin aus dem Restaurant.
Hocherhobenen Hauptes ging sie zu ihrem Auto. Es hatte sich gut angefühlt, Andy einmal in aller Deutlichkeit zu sagen, was sie von ihm dachte, doch innerlich zitterte sie. Ihr war nicht klar gewesen, wie sehr sie die Szene im Restaurant mitgenommen hatte, bis sie im Auto saß. Die Tränen strömten ihr die Wangen hinab. Ihr Leben verlief kein bisschen so, wie sie das geplant hatte, und es war nicht abzusehen, dass es irgendwie besser würde.
Gareth machte sich mehr und mehr Sorgen um Erin. Sie behauptete, es sei alles in Ordnung mit ihr, aber er glaubte ihr nicht. Sie war nur noch ein Schatten jener glücklichen, selbstbewussten jungen Frau, die sie ein paar Monate zuvor noch gewesen war. Und wer dafür die Verantwortung trug, das wusste er sehr wohl. Andy Stanford!
Erin hatte ihrem Vater und ihrem Bruder von ihrem zufälligen Treffen mit Andy erzählt, weil sie kaum verbergen konnte, wie aufgewühlt sie war. Mit der Schilderung von Einzelheiten hatte sie sich zurückgehalten, nur gesagt, es sei unangenehm gewesen. Was sie damit meinte, wussten Gareth und Bradley nicht genau, und sie weigerte sich, mehr zu erzählen. Auf jeden Fall reagierte Erin mit völligem Rückzug. Wenn sie viel zu tun hatten in der Galerie, schien alles normal, aber wenn es ruhiger wurde, ertappte Gareth seine Tochter tief in Gedanken versunken, eine traurige, einsame Gestalt. Es brach ihm das Herz. Weder er noch Bradley wussten, wie sie ihr helfen konnten.
Die Galerie Forsyth war wieder erfolgreich, und das freute Gareth sehr, aber natürlich wollte er, dass es so blieb. Nach wie vor kamen die Kunden, um Bradleys Bilder zu kaufen. Er arbeitete unermüdlich. Viele besuchten die Galerie auch nur, um das Wandgemälde anzuschauen. Gareth bat Erin dann oft, von Australien zu erzählen, weil sie in Coober Pedy gewesen war.
»Ich habe eine Idee, Erin«, sagte er eines Abends, als sie gerade die Galerie schlossen.
»Was denn, Dad?«, fragte Erin geistesabwesend.
»Ich hätte gern, dass du für die Galerie auf Einkaufstour gehst. Bradley wird der steigenden Nachfrage kaum gerecht, wir sollten also ein paar neue Werke kaufen.«
Erin wirkte nicht, als ob sie sich über den Vorschlag ihres Vaters freute. »Und woran hast du dabei gedacht? Paris, Rom oder eine Großstadt im Baltikum?«, erkundigte sie sich. Meist suchten sie nach neuer Kunst in Europa, doch für eine Reise in eine weitere kalte und einsame Großstadt konnte sich Erin nicht begeistern.
»Tatsächlich habe ich etwas anderes im Sinn. Ich finde, wir sollten mehr Aborigine-Kunst kaufen. Das würde wunderbar zu dem Wandgemälde passen.«
Erin war überrascht.
»Das ist eine großartige Idee, Dad«, rief Bradley. »Ich frage mich, wieso ich nicht schon daran gedacht habe.«
»Ich meine auch, wir sollten weitere Edelsteinausstellungen organisieren. Bestimmt werden wir so etwas Spektakuläres wie den Olympic Australis nicht noch einmal zeigen können, aber ich glaube, Edelsteine, die die Leute sich tatsächlich leisten können, hätten eine große Anziehungskraft, und das Ganze könnte sich finanziell lohnen.«
Cornelius war noch in Australien. Er hatte Erin geschrieben, dass er einige fantastische Perlen in Broome und einige hübsche Opale in Lightning Ridge gekauft hatte. Jetzt wollte er sich noch ein wenig in Alice Springs erholen. Durch Zufall war es ihm gelungen, dasselbe Haus zu mieten, in dem sie zusammen gewohnt hatten.
»Onkel Cornelius ist noch in Alice Springs«, sagte sie. »Er könnte einige Aborigine-Werke für uns kaufen und sie nach England verschiffen lassen«, schlug Erin vor.
Gareth war entsetzt. »Was weiß Cornelius denn schon über Kunst, Erin? Ich möchte, dass du die Einkäufe tätigst.«
»Ich soll nach Australien reisen … und Kunstwerke kaufen?«, fragte Erin ungläubig.
»Ja. Ich finde, das ist eine großartige Idee.«
»Das finde ich auch«, stimmte Bradley zu.
Erin fühlte Panik in sich aufsteigen. »Jonathan und seiner frisch angetrauten Frau will ich nun wirklich nicht über den Weg laufen«, sagte sie.
»Das dürfte wohl ziemlich unwahrscheinlich sein, oder?«, fragte Gareth. »Australien ist ein riesiges Land.«
»Aber Alice Springs ist eine Kleinstadt«, erwiderte
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