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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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einen Blick durch die Tür der Galerie und sah, dass Felix ihren Onkel von einem Bild zum nächsten führte. Sie war sicher, dass er dabei tief in die Trickkiste seiner Verkaufsstrategien griff.
    »Erin?«
    Erin schrak zusammen. Sie drehte sich um und fand sich Auge in Auge mit Constable Will Spender. Er war in Uniform.
    »Will«, sagte sie atemlos. »Ich hätte nie damit gerechnet, Sie hier in Alice Springs wiederzusehen.«
    »Das kann ich nur zurückgeben«, erwiderte er. »Was machen Sie denn hier?«
    »Ich sondiere ein wenig den Kunstmarkt, weil ich für unsere Galerie in Knightsbridge einkaufe. Und Sie?«
    »Ich bin hierher versetzt worden«, antwortete Will.
    Erin fand, dass er deutlich gelöster wirkte. »Sie scheinen froh darüber zu sein.«
    »Das bin ich auch, und zwar aus mehr als einem Grund.« Will lächelte. »Alice Springs ist eine nette kleine Stadt. Ein paar Probleme gibt es, aber die Leute sind offener als die auf den Minenfeldern. Auf der Party, zu der ich Sie damals einlud, habe ich außerdem eine wirklich nette Frau kennengelernt. Wir lassen es langsam angehen, ich mag sie jedoch sehr.«
    Erin hatte nicht den Eindruck, dass er ihr das erzählte, um sich an ihr zu rächen, weil sie ihn zurückgewiesen hatte. Er schien sich wirklich verändert zu haben.
    »Ich hoffe, Sie können sich für mich freuen«, fügte Will hinzu.
    »Das kann ich. Es sind wunderbare Neuigkeiten. Ich wünsche mir für Sie, dass Sie glücklich werden, Will. Bitte glauben Sie mir das.«
    Will fand, dass Erin nie reizvoller ausgesehen hatte, aber das sagte er nicht. Es hatte Wochen gedauert, bis sein gebrochenes Herz wieder geheilt war. »Ich hörte, Jonathan sei wieder in der Stadt.«
    »Ach, tatsächlich?«, fragte Erin. Ihr Herz begann, heftiger zu schlagen.
    »Haben Sie ihn noch nicht gesehen?«
    »Nein. Ich bin allerdings auch gerade heute erst angekommen«, sagte sie. »Ich habe Jonathan in London gesehen. Er meinte, er wolle Marlee zurück nach Australien bringen, weil sie sich in England nicht einleben könne. Ich glaube, seine Verlobte und er wollen sich in Alice Springs niederlassen.«
    »Hat er Ihnen auch erzählt, dass er Marlee zu Besuch zu ihren Aborigine-Verwandten bringen will?«
    Erin sah, dass Will besorgt wirkte. »Ja, das hat er erwähnt. Wieso fragen Sie? Stimmt was nicht?«
    Will zögerte.
    »Was ist denn, Will? Bitte sagen Sie es mir«, drängte Erin.
    »Ich habe gerade einen Bericht über einen Weißen bekommen, der weiter unten am Todd River mit einem Speer getötet wurde. Ich glaube, es ist in der Gegend passiert, in der Marlees Familie ihren Lagerplatz hatte.«
    Erin hielt die Luft an, alles um sie herum fing an, sich zu drehen.
    »Erin!«, rief Cornelius. Er kam auf sie zugelaufen, und ein Blick auf seine Nichte genügte, um zu sehen, dass etwas nicht stimmte. »Was haben Sie zu ihr gesagt?«, fuhr er Will an.
    »Mir geht es gut, Onkel Cornelius«, sagte Erin. »Wie können wir feststellen, ob es sich bei dem Mann um … um Jonathan handelt?«, fragte sie Will.
    »Jonathan!« Cornelius sah den Constable verständnislos an. »Ist er wieder in der Stadt?«
    »Er ist hier gesehen worden«, erklärte Will.
    »Ein Weißer wurde getötet. Wahrscheinlich von Aborigines«, sagte Erin zu Cornelius. Sie stand wie unter Schock.
    »Ich sage ja nicht, dass es Jonathan ist«, beruhigte Will sie. »Es wäre allerdings möglich. Der Leichnam wird gerade im Moment in die Stadt gebracht. Sobald ich den Toten offiziell identifizieren kann, melde ich mich bei Ihnen. Haben Sie Zimmer in der Todd Tavern?«
    »Nein. Wir sind wieder in dem Haus, das wir schon einmal gemietet hatten«, antwortete Cornelius. Er legte den Arm um Erin, denn sie war immer noch weiß wie die Wand. »Ich werde Erin nach Hause bringen. Bitte schicken Sie jemanden zu uns, sobald Sie den Toten identifiziert haben, ja?«
    »Natürlich«, antwortete Will.
    »Es ist nicht sicher, dass es Jonathan ist«, sagte Cornelius zu Erin, als sie nach Hause fuhren.
    Erin konnte nicht aufhören zu weinen. »Er hätte dich besucht, wenn alles mit ihm in Ordnung wäre. Das weißt du ganz genau.«
    Besorgt runzelte Cornelius die Stirn. Dass er ihr nicht widersprach, machte Erin umso mehr Angst. Sie mochte einfach nicht glauben, dass die Dinge solch ein schreckliches Ende für Jonathan nehmen würden. Nicht, nachdem er sich so sehr bemüht hatte, für Marlee das Richtige zu tun.
    »Als Jonathan mit Marlee fortlief, sind die Aborigines bestimmt sehr wütend auf ihn

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