Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman
zufällig. Er war es, der mir erzählte, ein Weißer sei getötet worden. Übrigens hat er eine nette junge Frau kennengelernt, die hier lebt, und er ist sehr glücklich.«
»Sind Sie enttäuscht?«
»Kein bisschen. Ich habe mich nie zu ihm hingezogen gefühlt. Wir sind zu verschieden. Ich bin wieder in Australien, um Kunstwerke von den Aborigines zu kaufen. Mein Vater meint, sie würden gut zu dem Wandgemälde passen, das Bradley angefertigt hat.Und nach dem Erfolg, den wir mit dem Olympic Australis hatten, würde er außerdem gern weitere Edelsteine ausstellen.«
»Dann werden Sie also gar nicht lange bleiben …«
In diesem Moment tauchte Marlee an der Küchentür auf und nahm ihre Aufmerksamkeit in Anspruch. »Werden wir wieder alle hier wohnen?«, fragte sie fröhlich. »Das wäre so schön. Und einen Hund hätte ich auch gern.«
Es war so offensichtlich, dass die Kleine sich ein sicheres Zuhause wünschte, und genau das verdiente sie. Erin warf Jonathan einen Blick zu, und er sah sie an. In beider Augen lag so viel Sehnsucht. Sie wussten, was Marlee brauchte. Sie wussten, was sie wollten, doch keiner von ihnen fand den Mut, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
»Das sieht doch ein Blinder, dass ihr zwei euch liebt und dass ihr zusammengehört«, hörten sie auf einmal eine aufbrausende Stimme. »Gebt dem Kind endlich eine Antwort!«
»Onkel Cornelius«, rief Marlee und flog ihm in die Arme.
»Da ist ja das Lächeln, das ich so sehr vermisst habe«, sagte er zu dem kleinen Mädchen.
Jonathan und Erin saßen da, keiner sagte ein Wort. Es war offensichtlich, dass sie beide Angst davor hatten, zu erfahren, was der andere empfand.
»Also«, half Cornelius. »Ihr wisst doch, dass ihr euch liebt. Oder irre ich mich?«
Jonathan sah erst Erin, dann Marlee an. »Wir könnten alle hier zusammen wohnen«, sagte er. »Ich habe allerdings eine Bedingung. Erin muss damit einverstanden sein, meine Frau zu werden, denn ich liebe sie von ganzem Herzen. Nichts würde mich glücklicher machen, als wenn wir drei eine Familie würden.«
Erin schlug die Hände vors Gesicht, und Jonathan erschrak.
»Erin«, sagte er sanft und nahm ihre Hände in seine. »Es tut mir leid, wenn ich dich in Verlegenheit gebracht habe. Sicher war ich zu voreilig. Du musst nicht …«
»Ich würde dich so schrecklich gern heiraten«, unterbrach sieJonathan, stand auf und ließ sich von ihm in die Arme nehmen. »Ich liebe dich mehr, als du je glauben wirst. Dich und Marlee. Und das Schönste, was passieren könnte, wäre, dass wir eine Familie würden.«
»Das ist ja wunderbar«, flüsterte Jonathan überwältigt von seinen Gefühlen. Er drückte sie fest an sich und küsste sie.
Marlee schaute zu Cornelius auf. »Heiraten sie jetzt?«, fragte sie.
Cornelius sah seine Nichte und Jonathan einen Augenblick nachdenklich an. »Scheint ganz so«, antwortete er dann lächelnd.
»Juchhu«, rief Marlee und sprang von seinem Arm. »Komm, wir spielen Ball, Onkel Cornelius!«
Cornelius nahm Marlee an die Hand und ging mit ihr auf die Tür zu, die in den Garten führte. Unauffällig sah er sich um. Erin und Jonathan sahen aus, als wollten sie sich nie mehr voneinander lösen. »Das wäre dann wohl erledigt«, sagte er. Er freute sich von Herzen für seine Nichte. »Mir scheint, du hast jetzt eine neue Mommy und einen neuen Daddy.«
»Und einen neuen Onkel«, sagte Marlee und lächelte ihn an. »Und bald werde ich auch noch einen Hund haben.«
Oder vielleicht einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester, dachte Cornelius.
»Ich werde heiraten«, rief Erin am Telefon. Es war Nachmittag in Alice Springs, aber früher Morgen in England. Bradley und Gareth waren noch zu Hause.
»Heiraten?«, fragte Bradley ungläubig. Er hatte gehofft, es würde sich alles finden, aber diese Neuigkeit hatte er so schnell nicht erwartet.
»Ja, ich heirate Jonathan, und ich werde Marlees Mutter sein. Ist das nicht herrlich?«
»Das ist die beste Neuigkeit, die ich seit Langem gehört habe«, erwiderte Bradley. Sogar am Telefon und über Tausende von Meilen nahm er die unverhohlene Freude in Erins Stimme wahr. »Ichwusste, dass ihr zwei zusammengehört. Dad, komm her, Erin wird heiraten!«
Gareth war außer sich vor Freude. Sein Plan war aufgegangen. Er hatte gewusst, dass Erin und Jonathan zusammenfinden würden, wenn er sie nur in dieselbe kleine Stadt bekäme. Und irgendwie war er sich sicher gewesen, dass Jonathan in Alice Springs sein würde.
»Dad
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