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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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drückte die Stoppuhr. Sein Herz klopfte, als er den Blick senkte und auf das Ziffernblatt schaute. Er traute seinen Augen nicht. Langsam verzog er sein von einem struppigen Bart überwuchertes Gesicht zu einem Lächeln, das immer breiter wurde. Dann warf er den Kopf zurück und stieß ein lautes Freudengeheul aus. Das Pferd verlangsamte sein Tempo und kehrte schnaubend, in lockerem Trab und mit weit aufgerissenen Augen zu ihm zurück.
    Atemlos und innerlich aufgewühlt von dem wilden Ritt sprang der kleine, zierliche Reiter aus dem Sattel.
    »Hey, Jed, mir scheint, Silver Flake hat heute Flügel gehabt. Ich dachte schon, sie würde gleich abheben!«
    »Ja, du bist geflogen wie eins von diesen Düsenflugzeugen, Kadee!« Der Trainer lachte und ahmte mit einer Handbewegung ein vom Boden abhebendes Flugzeug nach. »Wir sind bereit für den Alice Springs Cup! Silver Flake wird alle um zehn Längen schlagen. Ich sage dir, sie wird Geschichte schreiben! Du wirst noch an meine Worte denken.«

2
    Am gleichen Tag in Lane Cove, einem kleinen Vorort von Sydney. Es war einer dieser typischen hektischen Samstagvormittage in Barbie McKenzies Frisiersalon in der Burns Bay Road. Barbie, ihre Angestellte Ruby Rosewell und das Lehrmädchen Marissa Kendal hatten alle Hände voll zu tun. Die Damen einer Hochzeitsgesellschaft waren gekommen, um sich die Haare machen zu lassen. Haartrockner und Trockenhauben dröhnten und brummten, in der Luft hing der Geruch von Shampoo und Haarspray, und alle plapperten wild durcheinander.
    Im Hintergrund lief das Radio. Elvis Presley sang Blue Suede Shoes. Barbies Vorbild in puncto Mode und Frisur war zwar Dusty Springfield, aber sie war ein großer Elvis-Fan, und so summte sie gut gelaunt mit. Ruby und Marissa standen mehr auf die Beatles, die Rolling Stones und die Animals. Als ein paar Minuten später House of the Rising Sun gespielt wurde, stellte Ruby das Radio lauter und sang mit Eric Burdon mit. Barbie warf ihr einen finsteren Blick zu, doch das war nur Spaß. Ihre Kundinnen störte die Musik nicht im Geringsten, und sie selbst liebte die junge, beschwingte Atmosphäre in ihrem Salon.
    Barbie trug ebenso wie ihre Angestellten einen schwarz-weiß gestreiften Kittel, der ein ganzes Stück über dem Knie endete, und schwarze Lacklederschuhe mit einem kleinen Absatz. Der Fußboden war schachbrettartig in Schwarz und Weiß gemustert, und große Poster jener Modeikonen, die gerade im Trend waren, schmückten die weißen Wände. Zum Angebot des Salonsgehörten neben den neuesten Haarpflegeprodukten auch Perücken und Haarteile in den unterschiedlichsten Farben sowie übergroße Handtaschen. Es war ein junger, dynamischer Laden, und Ruby und Marissa liebten es, dort zu arbeiten.
    Die meisten Frauen waren Stammkundinnen, die Barbie und ihre Angestellten sehr gut kannten. Sie blätterten in den aktuellen Modemagazinen, deren Titelseiten bekannte Models wie Twiggy oder »The Shrimp« Jean Shrimpton zierten, und plauderten fröhlich über alles Mögliche miteinander, angefangen von Miniröcken und kniehohen Schnürstiefeln – der letzte Schrei – bis hin zu Lippenstiften in Pastellfarben und falschen Wimpern.
    Während Marissa ihrer Kundin die Lockenwickler herausdrehte und ihr dann die Haare toupierte, unterhielten sie sich über ein Mädchen, das sie beide kannten.
    »Ich hab gehört, dass Chrissie schon wieder einen neuenFreund hat«, sagte die Frau. Es klang ein bisschen neidisch. Sie ließ sich ihre blonden Haare im Jean-Shrimpton-Look frisieren: üppiger Pony und viel Toupieren.
    »Im Ernst? Da kommt man ja kaum noch mit dem Zählen nach«, bemerkte Marissa boshaft. Sie nebelte den Kopf ihrer Kundin mit Haarspray ein. »Wer ist es denn dieses Mal?«
    »Wie er heißt, weiß ich nicht, aber vielleicht kennen Sie ihn ja; er soll nämlich oft im Longueville Hotel sein, wo er Darts spielt. Mehr weiß ich nicht.«
    Marissa dachte sofort an Gavin, Rubys Verlobten. Er spielte für sein Leben gern Darts, und Ruby sah ihm oft dabei zu. In letzter Zeit hatte sie allerdings wenig Gelegenheit dazu gehabt, weil Barbie sich einer Blinddarmoperation hatte unterziehen müssen und Ruby daher länger arbeiten musste.
    Ruby kehrte mit ihrer Kundin vom Haarwaschbecken zurück. Als sie Platz genommen hatte, frottierte sie ihr die Haare und kämmte sie aus. Das dauerte nicht lange, weil sie ihre Haare so kurz wie Twiggy trug.
    »Sharon hat gerade erzählt, dass Chrissie Williams einen neuen Freund hat«, sagte Marissa zu

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