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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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für Skorpione, ich bin Skorpion. Und Boulder-Opal gilt als hilfreich für Widder.«
    »Mein Onkel ist Widder, mein Bruder auch. Was können Sie mir sonst noch erzählen?« Erin war fasziniert.
    »Der Begriff Opal kommt aus dem Lateinischen, von dem Wort Opalus, was ›wertvoller Stein‹ bedeutet. Früher glaubten die Träger von Opalen, der Stein bewahre ein kräftiges Herz undverhindere Ohnmachten. Opale sollten auch vor ansteckenden Krankheiten schützen und übel riechende Luft reinigen.«
    »Wie interessant«, rief Erin aus. »Da kann ich meinem Onkel bei seiner Rückkehr ja einiges erzählen.«
    »Im vierzehnten Jahrhundert ging es mit dem guten Ruf der Opale allerdings steil bergab«, sagte Will.
    »Wieso das denn?«, fragte Erin neugierig.
    »Man glaubte, Opale seien die Ursache für die Pest, die in Europa ein Viertel der Bevölkerung auslöschte.«
    Erin war verblüfft. »Wie soll denn der Opal daran schuld gewesen sein?«
    »Opale reagieren höchst empfindlich auf Temperaturschwankungen. Es heißt, wenn der Träger des Steins Fieber hatte, habe das kostbare Juwel hell geleuchtet. Im kalten Hauch des Todes wurde es dann angeblich ganz trüb.«
    »Unglaublich.« Erin trank den Rest ihres Kaffees.
    Will zahlte nach einem kleinen Streit mit Christos, der im Namen der neu erwachten Liebe eigentlich kein Geld nehmen wollte, die Rechnung, und die beiden Georgious verabschiedeten Erin und ihn an der Tür. Noch einmal bedankte sich Will bei Christos und Thelma für das Essen. Und das tat dann auch Erin – auf Griechisch. Übersetzt hieß das, was sie sagte, so viel wie: Nochmals danke für das wunderbare Essen. Ich komme wieder.
    Christos, der sich schon darauf gefreut hatte, den verblüfften Ausdruck auf Erins Gesicht zu sehen, wenn er ihr nun erzählte, dass er sehr wohl des Englischen mächtig war, war einen Moment verblüfft. Dann lachte er zu ihrer aller Überraschung schallend.
    »Sie sprechen Griechisch«, rief er entzückt. »Und ich habe mich so flegelhaft benommen.«
    »Ich hatte eine griechische Freundin in der Schule, sie hat mir ein bisschen was beigebracht, aber fließend spreche ich die Sprache nicht«, erklärte Erin. »Allerdings hat es dafür gereicht mitzubekommen, was Sie zu Will gesagt haben. Sie sind wirklich sehr unartig.«
    Erin lachte mit den Georgious, während Will vor Verlegenheit wieder einmal rot wurde, als sie das Restaurant verließen.
    »Ich mag die Frau, Will. Lass sie bloß nicht entwischen!«, rief Christos ihnen nach.

19
    Cornelius saß an seinem Arbeitsplatz und begutachtete die Opale, die er in Andamooka gekauft hatte, als die Tür aufflog und Jonathan aufgeregt hereinstürmte.
    »Haben Sie Marlee gesehen?«, fragte er atemlos.
    »Marlee! Nein, ich war den ganzen Vormittag hier. Ist sie denn nicht in der Schule?« Erin hatte ihm erzählt, dass Jonathan sie dort angemeldet hatte.
    »Heute Morgen habe ich sie hingebracht, aber sie ist weggelaufen, und ich kann sie nirgends finden.«
    Erin kam mit zwei Tassen Tee aus der Küche. »Jonathan!«, rief sie. »Haben Sie wieder …?« Sie unterbrach sich, als sie seine Anspannung bemerkte. »Stimmt was nicht?«
    »Marlee ist verschwunden«, klärte Cornelius sie auf.
    »Sie ist schon wieder aus der Schule weggelaufen, und ich kann sie nicht finden«, fügte Jonathan hinzu.
    »Wieder?«, fragte Erin ungläubig. »Wollen Sie sagen, das ist schon mal vorgekommen?«
    »Es ist das zweite Mal. Das letztes Mal ist sie zum Camp zurückgekommen. Diesmal ist sie schon zwei Stunden weg, und weit und breit ist nichts von ihr zu sehen. Ihre Lehrerin, Miss Simpson, hat keine Ahnung, wo sie sein könnte.« Jonathan geriet in Panik. »Ich hatte gehofft, sie wäre hierhergekommen. Jetzt weiß ich nicht mehr, wo ich noch suchen soll. Ich muss weiter«, sagte er und war im nächsten Moment zur Tür hinaus.
    »Mein Gott, der Arme«, bemerkte Cornelius mitfühlend.
    »Vielleicht sollte ich suchen helfen«, sagte Erin.
    »Ob er wohl Constable Spender benachrichtigt hat?«, überlegte Cornelius.
    »Sicher nicht. Aber das ist eine gute Idee. Das mache ich jetzt sofort«, sagte Erin.
    Jonathan stand da und starrte auf die Felder mit ihren offenen Minenschächten, die sich über viele Meilen erstreckten. Allein die Vorstellung, was einem kleinen Kind passieren konnte, das hier umherwanderte, reichte schon aus, um ihm eine Höllenangst einzujagen. Immer wieder sah er Marlee vor seinem geistigen Auge in einen Schacht stolpern oder ausrutschen und hinfallen.

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