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Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman

Titel: Jenseits des leuchtenden Horizonts - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ersten Mal seit der Ankunft in Coober Pedy offen trug, und lächelte innerlich, als sie Christos’ bewundernden Blick sah. Er grinste sie an, als wäre sie ein Mitglied der königlichen Familie.
    Wann immer Christos neue Gäste im Restaurant hatte, tat er, als spräche er nur Griechisch. So gaben seine Gäste Kommentare ab, von denen sie meinten, er könnte sie nicht verstehen. Dieses Spiel amüsierte ihn köstlich. Dann plötzlich brachte er die Gäste in Verlegenheit, indem er Englisch zu sprechen begann.
    »Sie ist wunderschön, Will, Sie sollten sie auf der Stelle heiraten, ehe ein anderer sie Ihnen noch wegschnappt!«, sagte er nun.
    Etliche Minenarbeiter auf den Feldern waren Griechen, deshalb beherrschte Will ihre Sprache ein wenig, wenn auch nicht gut. Er verstand Christos also.
    »Zählt Christos uns auf, was die besonderen Angebote des Tages sind?«, fragte Erin Will und schaute dann wieder auf die Speisekarte.
    »Er sagt, er hat heute wunderbare Fleischklößchen gemacht«, antwortete Will. Es duftete verlockend aus der Küche nach Fleischklößchen, und da er Stammkunde war, nahm er an, dass er recht hatte.
    »Dann nehme ich die«, sagte Erin und klappte die Speisekarte zu.
    »Ich habe einen köstlichen griechischen Salat vorbereitet«, erklärte Thelma. Ihr Englisch war recht gut. »Und ein wenig eliopsomo, das ist Olivenbrot.«
    »Das klingt wunderbar!« Erin lächelte.
    Thelma ging in die Küche zurück, aber Christos dachte gar nicht daran. Grinsend blieb er am Tisch stehen, bis Will taktvoll vorschlug, er solle doch seiner Frau helfen.
    »Wie kommt es, dass Thelma so gut Englisch spricht, Christos jedoch nicht?«, fragte Erin, als er gegangen war.
    »Das ist eine berechtigte Frage, leider kann ich sie nicht beantworten«, entgegnete Will und schenkte ihr Wein ein. »Na dann, auf einen schönen Abend.«
    »O ja, ich bin ganz ausgehungert.« Erin nahm einen Schluck. »Mein Onkel hat mir übrigens erzählt, dass Sie Bojan Ratko verhaftet haben.«
    »Das stimmt. Ich habe einen Zeugen, der behauptet, Bojan habe Andro Drazan bei einer Schlägerei in den Minenschacht gestoßen. Ich habe Bojan wegen Mordes festgenommen.«
    »Gibt es nur einen Zeugen? Die halbe Stadt hat doch bei der Schlägerei zugesehen, oder?«
    »Es waren tatsächlich viele Männer dort, aber nur einer von ihnen war bereit auszusagen. Die anderen haben Angst.«
    Erin schüttelte den Kopf. »Wie tragisch, dass Andros Tochter innerhalb so kurzer Zeit Mutter und Vater verloren hat«, sagte sie.
    »Ja, wirklich. Ich hätte sie ins Waisenhaus bringen müssen. Wie es aussieht, waren Andros letzte Worte kurz vor seinem Tod jedoch die Bitte an seinen Partner, die Verantwortung für das Kind zu übernehmen. Zufällig ist dieser Mann auch der Tatzeuge.«
    »Jonathan!«
    »Sie kennen ihn?«
    »Ja, wir sind uns ein paarmal begegnet. Gerade heute hat er mir einen Opal verkauft. Ich habe großen Respekt vor dem, was er da macht – die Verantwortung dafür zu übernehmen, das Kind eines fast Fremden großzuziehen … Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele das auf sich genommen hätten.«
    »Das ist wirklich erstaunlich«, bestätigte Will.
    »Ich bin nicht gerade der mütterliche Typ, deshalb fällt es mir umso schwerer zu begreifen, dass ein so junger Mann wie Jonathan so etwas tut.«
    Will wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Wird Bojan hier in Coober Pedy wegen Mordes vor Gericht gestellt?«, fragte Erin nun.
    »Nein. In den nächsten Tagen soll er abgeholt und nach Alice Springs gebracht werden, wo er auf den Prozess warten muss. Es kann eine Zeit dauern, ehe ein Verhandlungstermin festgesetzt wird.«
    »Trotz der tragischen Umstände fühle ich mich doch sicherer, jetzt, da ich weiß, dass er in Haft ist.«
    »Ich bin überzeugt, Ihr Onkel wäre nicht nach Andamooka gefahren, wäre Bojan noch auf freiem Fuß.«
    »Ich weiß«, erwiderte Erin. Sie musste daran denken, wie schwer es gewesen war, Cornelius zu überreden, sie mit nach Coober Pedy zu nehmen. Er sorgte sich so sehr um ihr Wohlergehen. »Auch Jonathan und Marlee können sich jetzt sichererfühlen. Da Andro tot ist, würde Bojan bestimmt seine Aufmerksamkeit auf die beiden richten. Er glaubt, Andro hätte ihm den Olympic Australis gestohlen, jetzt ist er wahrscheinlich davon überzeugt, dass Jonathan den Stein in seinem Besitz hat.«
    »Daran hatte ich noch gar nicht gedacht«, sagte Will stirnrunzelnd.
    Thelma brachte einen Salat und einen Korb mit eliopsomo , Christos servierte

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