Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jenseits des Meeres

Titel: Jenseits des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
Vom Netzwerk:
können. Und obwohl ihm die Dorfmädchen fehlten, gelobte er, sich nicht an den Vorgängen dieser Nacht zu beteiligen. Nachdem man seine Wunden ebenfalls verbunden hatte, rollte er sich in seinen Umhang und schlief bald ein.
    Viele der Soldaten beschäftigten sich mit dem Reinigen ihrer Waffen, andere legten ihre Säbel und Dolche aus der Hand, während sie sich ausruhten. Beim Duft des bratenden Fleisches und in dem Bewusstsein, die Arbeit getan zu haben, entspannte man sich. Die meisten der Männer dösten ein.
    Für den Moment waren Kieran und Colin vergessen.
    Kieran versuchte verbissen, sich von den Ranken zu befreien, mit denen er gefesselt war. Sie schnitten ihm ins Fleisch und rissen alte Wunden wieder auf, die neuerlich zu bluten begannen. Er biss die Zähne zusammen und ignorierte den Schmerz.
    Neben ihm schwebte Colin zwischen Bewusstsein und Bewusstlosigkeit.
    Dornenzweige ritzten Megans Haut und rissen an ihren Röcken, während Wilkes sie an den Fluss zerrte. Als sich ihr Haar im Zweig eines Baumes verfing, riss er ihren Kopf so brutal zurück, dass ihr die Tränen in die Augen schossen, doch das merkte sie kaum.
    „Hier ist der Fluss. Wasch dich.“
    Sie standen am Ufer. Eiskaltes Wasser plätscherte über Felsgestein. Weiter flussabwärts sah Megan einen Wasserfall, der über eine Felskante schäumte.
    Megan betrachtete das trügerische Flussbett. So hatte sie es sich nicht vorgestellt.
    Sie warf Wilkes rasch einen Blick zu. „Lass mich einen Moment
    allein“, bat sie beunruhigt.
    „Hältst du mich für einen Narren?“ Wilkes lehnte sich gegen einen Baumstamm und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du wäschst dich jetzt, und ich schaue zu. Deshalb bin ich letzten Endes ja mitgekommen. Deshalb - und aus anderen Gründen.“
    Megan nahm sein lüsternes Grinsen nicht zur Kenntnis. Sie legte ihre weichen Lederstiefel ab und steckte eine Zehe in das eiskalte Wasser. Nun hob sie ihre Röcke, machte einen vorsichtigen Schritt und dann noch einen. Das Wasser wirbelte ihr um die Fußknöchel.
    Wilkes am Ufer genoss den Anblick. Das Mädchen bückte sich, schöpfte Wasser mit den hohlen Händen und schüttete es sich über die Arme und ins Gesicht.
    Nachdem sich Megan an die Kälte gewöhnt hatte, zwang sie sich dazu, noch weiter in den Fluss hineinzuwaten.
    Wilkes guckte ihr fasziniert zu. Dabei fiel ihm nicht auf, dass sie sich von ihm immer mehr entfernte.
    Nun wurde sie kühner und sprang von einem Felsstein zum nächsten, bis sie die Mitte des Bergflusses erreicht hatte.
    Da rief Wilkes vom Ufer her: „Das ist jetzt weit genug!“
    „Und was tust du, wenn ich noch weitergehe?“
    Wilkes lächelte. „Dann befehle ich meinen Männern, deine Gefährten zu töten.“
    „Dann tu’s doch“, meinte sie gelassen.
    „Was sagst du da, Frau? Du willst, dass ich deine Freunde umbringen lasse?“
    „Diese Männer bedeuten mir nichts.“ Die Lüge kam ihr erstaunlich leicht über die Lippen. Megan fügte sogleich hinzu: „Ich bin gegen meinen Willen bei ihnen.“
    Wilkes verschlug es vorübergehend die Sprache. Dies hatte er nicht erwartet. Vielmehr war er davon ausgegangen, die Morddrohung würde die Frau erschüttern. Er durfte sie jetzt nicht entkommen lassen, denn ohne sie konnte er nicht zu seinen Leuten zurückkehren. Außerdem begehrte er sie sehr.
    Andererseits behagte ihm die Vorstellung ganz und gar nicht, sie durch das eiskalte Wasser zu verfolgen. Selbstverständlich bezweifelte er nicht, dass er sie einholen würde. Törichtes Weib. Niemals würde sie schneller sein als er, selbst bei einer halben Flussbreite Abstand zwischen ihnen. Er blickte in die wirbelnden Stromschnellen und fluchte.
    „Willst du mir nicht im Wasser Gesellschaft leisten, Wilkes?“
    „Nein. Komm ans Ufer zurück!“
    Megan hob die Hand an ihr Mieder und knöpfte es langsam auf.
    Einen Moment war Wilkes verblüfft. Natürlich, sagte er sich dann. Sie hat so etwas früher schon getan. Wahrscheinlich ist sie eine Dirne, und jetzt hat sie sich mich ausgesucht, weil ich der Hauptmann bin. Da habe ich ja Glück, dachte er. Sie fühlt sich zu mir hingezogen, und warum auch nicht? Wilkes hatte es früher oft mit Dorfmädchen getrieben. Sie waren alle hungrig gewesen und wussten, dass die Soldaten der Königin immer Geld in den Taschen hatten.
    „Im Wasser mag ich es nicht. Komm lieber her.“
    Das Mädchen öffnete einen zweiten und dritten Knopf, bis das Mieder des Gewands ganz offen stand und das helle Hemd darunter zu

Weitere Kostenlose Bücher