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Jenseits des Meeres

Titel: Jenseits des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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sehen war.
    „Ich habe angenommen, ich hätte mir einen starken Mann ausgesucht, der mich ans Ufer zurücktragen kann.“
    Das eisige Wasser mit den schlüpfrigen Steinen darin war vergessen. Wilkes trat in den Fluss und bemühte sich, zu der Frau zu gelangen.
    Megans Mund fühlte sich trocken an. Der Kerl war doppelt so groß und breit wie sie. Das Heft seines Säbels glänzte in der Scheide an seiner Seite. Würde sie ihn tatsächlich mit dem Dolch überwältigen können?
    Als Wilkes näher kam, spürte sie Kraft in sich. Alle Ängste waren verflogen. Megan fühlte eine merkwürdige Zuversicht, so als lenkte eine andere Macht sie. Sie würde nicht versagen. Sie durfte nicht versagen!
    Megan wartete ab, bis der Wachhauptmann sie erreicht hatte. Der Felsbrocken, auf dem sie stand, fühlte sich glatt unter den Füßen an. Megan strengte sich an, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    „Du bist schon ein seltsames Mädchen.“ Wilkes stand ihr jetzt direkt gegenüber und streckte die Hand nach ihrer Schulter aus. „Doch ich wusste, dass du mir nicht widerstehen kannst.“
    Sie bewegte sich vorsichtig einen Schritt auf ihn zu. Nun berührte sie fast seinen Körper.
    „Dir ist natürlich klar, dass ich dich mit den anderen teilen muss.“ Sein Grinsen wurde noch breiter, und Megan ekelte sich vor dem Gestank, der dem Mann anhaftete. „Aber wenigstens werde ich der Erste sein. Komm.“
    Als er ihren Arm ergriff, sah er den Dolch in ihrer Hand aufblitzen. Zuerst verwirrte ihn die Wärme, die er an seinem Bauch spürte, und dann fühlte er plötzlich einen scharfen Schmerz. Benommen blickte er auf das Blut, das einen dunklen Fleck auf seinem Hemd verursachte.
    Megan schien von ihrer eigenen Tat überwältigt zu sein. Sie beobachte, wie sich seine Verblüffung langsam in Begreifen und schließlich in Wut verwandelte.
    Einen Augenblick verstärkte sich der Griff um ihren Arm, und beide drohten auf dem schlüpfrigen Felsbrocken das Gleichgewicht zu verlieren. Megan handelte blitzschnell.
    Sie entriss ihm ihren Arm und gab Wilkes einen mächtigen Stoß. Der Hauptmann schwankte, ruderte mit den Armen in dem verzweifelten Versuch, irgendwo einen Halt zu finden, der ihn vor dem Fallen bewahren würde. Seine Finger krallten sich in den Ärmel ihres Gewandes, und den hielt er jetzt krampfhaft fest.
    Megan hörte, wie der Stoff zerriss, beugte sich zur Seite und sah zu, wie Wilkes in die wirbelnde Stromschnelle stürzte. Das Stück Stoff hielt er noch immer fest.
    Kurz färbte sich eine Stelle im Fluss blutrot, doch wenig später war das Wasser wieder klar. Der Körper des Hauptmannes wurde über die Kante des Wasserfalls geschwemmt und stürzte in die Tiefe.
    Eine Weile blieb Megan auf dem Felsbrocken stehen und starrte in die Fluten. Ihre Füße waren taub vor Kälte.
    Sie schlug die Arme um sich und zitterte heftig.
    „Wir hätten Megan niemals zwingen dürfen, uns zu begleiten.“ Colin wurde von Schuldgefühlen geplagt. „Wenn sie durch den Wald geirrt wäre, hätte sie vielleicht die Chance gehabt, auf ihre Leute zu treffen und somit zu überleben. Wir haben ihr nur Schmerz und Demütigung gebracht.“
    Schweigend kämpfte Kieran weiter gegen seine Fesseln an. Zu seiner Verteidigung konnte er nichts Vorbringen. Alles, was Colin gesagt hatte, stimmte. In diesen Minuten verging sich Wilkes an ihr. Bald würde sie ins Lager zurückgebracht werden und von einem Mann zum anderen gereicht. Und er lag hier hilflos herum. Hilflos! Dieser Gedanke allein machte ihn wütend.
    Doch die Soldaten hatten ganze Arbeit geleistet. Die Ranken, mit denen er gefesselt war, zerfaserten nicht etwa, sondern schnitten nur tiefer in sein Fleisch. Schmerz empfand er schon längst nicht mehr, doch zu denken vermochte er durchaus noch. Die schreckliche Vorstellung, dass dieser Wilkes Megan quälte, war mehr, als er ertragen konnte.
    „Euer Hauptmann ordnet an, mit dem Festmahl zu beginnen! “
    Als die Soldaten Megans Stimme hörten, schaute jeder im Lager zu der Stelle, wo sie stand.
    Kieran betrachtete sie erschüttert. Ihr Gewand war zerrissen, ihr Mieder stand vom offen und gab den Blick auf ihr helles Hemd frei. Der Saum ihres Gewands war wassergetränkt. Als sie auf die Lichtung schritt, klebte er an ihren Fußknöcheln. Am Vorderteil ihres Gewands gewahrte Kieran einen großen dunklen Fleck. Sein Magen krampfte sich zusammen - Blut! Dieser Bastard Wilkes musste sie übel zugerichtet haben. Kieran ballte die Hände zu Fäusten.
    Megan

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