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Jenseits des Meeres

Titel: Jenseits des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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Speisen zu überlassen, die seine Tochter uns liebenswürdigerweise eingepackt hatte.“ Kieran breitete seinen Umhang auf dem Gras aus, knüpfte das Bündel auf und reichte seinem Bruder und Megan Scheiben kalten Hammelfleischs. „Auch hierfür schuldete ich Nola etwas“, sagte er leise zu Megan, die daraufhin heftig errötete.
    Zu seiner Erleichterung sah Kieran, dass Megans Appetit zurückgekehrt war. Von ihrer Seekrankheit war nichts mehr zu merken, und sogar ihre Blässe war verschwunden.
    Nachdem sie alle satt waren, tat Megan die Reste der Mahlzeit und die lederne Flasche Wasser ins Bündel und verschnürte es. Kieran nahm seinen Umhang und ging, von Megan und Colin gefolgt, voraus. Stundenlang wanderten sie unter der milden Sonne dahin, die ihnen auf den Rücken schien.
    „Ist dies nicht ein wundervolles Land?“ fragte Kieran, als sie eine Pause einlegten.
    Megan hatte die üppig grünen Felder, die klaren Wasserläufe sowie die wohl genährten Schafe durchaus zur Kenntnis genommen.
    „O ja, es ist wirklich ein hübsches Land“, bestätigte sie und ging beschwingt noch ein paar Schritte.
    Aus irgendeinem Grund, über den Kieran jedoch nicht allzu genau nachdenken wollte, bereitete ihm Megans Antwort große Freude. Eigentlich sollte es ihm doch ganz gleichgültig sein, wie Megan seine Heimat fand, doch es war nicht so.
    Im warmen Sonnenschein hatte Megan ihren Umhang abgelegt und ihn sich über den Arm gehängt. Kieran bewunderte ihren Hüftschwung und die stolze Haltung ihres Kopfes. Er kannte keine andere Frau, die in formloser Männerkleidung derartig überwältigend ausgesehen hätte.
    Er schaute anerkennend zu ihr hinüber, was ihr allerdings entging, da sie mit dem Rücken zu ihm den Blick schweifen ließ. Eine andere Frau hätte sich über den Fußmarsch beklagt, Megan indes bewegte sich immer noch voller Anmut.
    Zur Mittagszeit legten sie erneut eine Pause ein, um sich die Füße in einem plätschernden Bach zu kühlen. Megan streifte sich ihre weichen Lederstiefel ab, krempelte sich die Hosenbeine hoch und watete frohgemut in das flache Wasser, doch als das Bild von Wilkes, dem Gardehauptmann vor ihrem geistigen Auge auftauchte, wurde sie sofort ernst. Einen Augenblick glaubte sie gar, seine aufgedunsene Leiche triebe auf sie zu. Sie schloss kurz die Lider, und als sie sie wieder öffnete, war das Bild verschwunden. Vor Angst fröstelte sie und schlang die Arme um sich selbst.
    Vom Ufer aus bemerkte Kieran, wie sie sich hastig umdrehte und sofort wieder aus dem Wasser kam. Mit raschen Schritten war er bei ihr.
    „Was habt Ihr, Megan? Was ängstigt Euch?“
    „Ach, nichts. Mir war nur plötzlich so kalt.“
    Er beobachtete, wie sie sich die Stiefel anzog und sich gleich darauf abwandte. Obgleich die drei Wanderer noch eine ganze Weile dort blieben, weigerte sich Megan beharrlich, noch einmal in die Nähe des Bachs zu gehen. Als die Reise endlich fortgesetzt wurde, blickte sie nicht mehr zurück.
    „Kommt mit!“ Colin deutete mit der Hand in eine Richtung. „Dort ist Killamara. Und gleich dahinter Kastell O’Mara.“
    Er eilte den Hügel hinauf, von wo man einen besonders guten Ausblick hatte. Megan und Kieran folgten ihm ebenso schnell. Als sie oben angekommen waren, schwiegen sie ergriffen.
    Das Land unter ihnen war üppig grün. In der Ferne sah man mehrere kleine Ansiedlungen, welche ein großartiges, auf einem
    Hügel erbautes Kastell umgaben, dessen Türmchen bis in die Wolken zu reichen schienen, die darüber hinwegzogen.
    „Kommt.“ Mit raschen, zielbewussten Schritten lief Kieran voraus den Hügel hinunter. „Vor Einbruch der Dämmerung werden wir daheim sein.“
    Ein ausgetretener Pfad führte sie zu einem der kleinen Dörfer. Als sie an der ersten Kate vorbeikamen, sahen sie, wie eine junge Frau sie anblickte, dann scheu den Kopf senkte und schließlich in dem strohgedeckten kleinen Haus verschwand. Wenig später trat ein Mann aus der Tür. „Ist das wahrhaftig Black Kieran O’Mara?“ rief er.
    Die drei Wanderer blieben stehen und drehten sich um. Kieran bemerkte, dass der Mann ihn betrachtete und offensichtlich nach weiteren Erkennungszeichen suchte. Kieran strich sich über den dichten schwarzen Bart, der sein Gesicht vom Kinn bis zum Hals bedeckte. Dann hob er die Hand zum Zeichen des Grußes.
    Der Mann kam näher und ergriff die Hand. „Gepriesen sei der Herr! O’Mara, Ihr seid am Leben! “
    „Wie du siehst, bin ich überaus lebendig, Robert. Und ich freue mich sehr,

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