Jenseits des Meeres
zurückkehrtet.“
„Ihr Angebot! “ stieß Kieran verächtlich hervor, und Megan spürte, wie viel es ihn kostete, sich zurückzuhalten.
„Elizabeth bot Euch an, Euch wieder die Güter und Titel Eures Großvaters zurückzugeben. Das mag Euch vielleicht nicht viel bedeuten, doch in England ist dieser Besitz sehr begehrt“, stellte Sir Cecil fest. „Der Titel ,Duke of Harford wird seit langem in meinem Land hoch geachtet.“
Megan betrachtete Kieran jetzt mit neuem Respekt. War er tatsächlich der Duke of Harford? Der Krieger, als den sie ihn kannte, ließ sich kaum mit einem noblen englischen Adelstitel in Übereinstimmung bringen.
Sir Cecil drehte sich zu Lady Katherine um, und seine Stimme wurde sanfter. „König Heinrich liebte Euren Vater über die Maßen. Die ausgedehnten Güter, welche Seine Majestät Eurem Vater zusprach, sind Gegenstand großen Neids aller Adligen. Es ist eine Kränkung seines guten Namens, dass sein Enkel sie zurückweist.
Wenn schon nicht seinetwegen, so sollte er doch dabei an Euch denken. Ihr könntet in Luxus in Eurem Geburtsland leben, statt...“, er blickte verächtlich in die Runde, „... auf diesem ärmlichen Landsitz.“
Unverzüglich sprang Lady Katherine ihrem Sohn bei. „Dieses Land habe ich als meines erwählt, Cecil. Ich erinnere Euch daran, dass ich allem Englischen den Rücken kehrte, als ich Sean O’Mara zu meinem Gatten erkor. Und ich habe bis heute nichts bereut.“
Einen Augenblick wirkte Sir Cecil Kettering ebenso zornig wie Kieran O’Mara. Dann unterdrückte er seinen Zorn und redete vernünftig weiter. „Kierans Weigerung, mit Elizabeth Frieden zu schließen, stellt auch für Euch ein großes Risiko dar, Mylady. Möchtet Ihr Euch denn zur Feindin der Königin von England machen?“
„Mäßigt Euch, Sir Cecil.“ Kieran sprach leise, jedoch mit großem Nachdruck. „Dies ist nicht die Schlacht meiner Mutter. Ich besudele weder ihren noch den Namen ihres Vaters. Ich bin sehr stolz auf mein englisches Erbe, genau wie auf mein irisches. Außerdem wollte ich ja auf dem von Euch vorgeschlagenen Pfad wandeln, doch wenn ich während meiner Jahre am englischen Hof eines gelernt habe, dann dies: Ich bin der Sohn meines Vaters. Dem Kastell O’Mara und ganz Killamara, so bescheiden beides auch nach Euren englischen Maßstäben sein mag, gehört mein Herz.“
Sir Cecil richtete seine nächsten Worte zwar an Kieran, doch sein Blick ruhte dabei auf Lady Katherine, die stolz neben ihrem Sohn stand. „Sind dieses alte Kastell und diese kargen Felder es wert, dafür zu sterben?“
Kieran fühlte, dass seine Mutter ihm schmerzhaft die Hand drückte.
„Jawohl - wenn es nötig ist.“
Die beiden Männer standen einander gegenüber. Kierans Blick wirkte hart wie Granit, und seine Miene war starr. Sir Cecil guckte ihn lange an und schaute dann woanders hin.
Die Tür wurde geöffnet, und Mistress Peake kam herein. „Das Abendmahl ist fertig, Mylord.“
Kieran nickte. Er stellte seinen Kelch auf das Auftragebrett, bot seiner Mutter den Arm, und den anderen voraus gingen sie aus der Halle.
„Ich will auch mit“, quietschte ein kleines rothaariges Mädchen. Sie war etwa sechs Jahre alt, trug ein blaues Satinkleidchen, welches ihr bis auf die Spitzen ihrer zarten Pantöffelchen hinabreichte. Das wirre rote Haar hatte man mittels Schleifen gebändigt, die
zu ihren blauen Augen passten.
„Das ist meine Nichte Bridget“, erläuterte Colin Megan. Er nahm die Kleine bei der Hand und lächelte, als das Kind neben ihm hertanzte.
„Kommt, meine Liebe.“ Sir Cecil fasste Megan am Ellbogen und geleitete sie hinaus.
Sir Cecils Sohn James folgte ihnen mit den übrigen Männern in das Speisezimmer.
Der große Raum erstrahlte im Licht vieler Kerzen, die in Wandhaltern steckten. Holzscheite brannten in gewaltigen Kaminen zu beiden Seiten des Saals. Auf dem mit feinstem Leinen gedeckten Tisch funkelte das Kristall und das Silber. Mindestens ein Dutzend Diener und Dienerinnen huschten umher und kümmerten sich um die Speisen.
Kieran nahm den Platz am Kopf der Tafel ein. Zu seiner Rechten saß seine Mutter, neben ihr Sir Cecil und sein Sohn James. Links von Kieran saß Megan, neben ihr Colin und neben diesem die kleine Bridget. Die übrigen Herren suchten sich ihre Plätze ohne viel Umstände, woraus Megan schloss, dass man bereits oft zusammen auf dem Kastell gespeist hatte.
Mistress Peake lief geschäftig umher und dirigierte das Dienstpersonal mit dem Geschick eines
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