Jenseits des Meeres
diesen Kerl doch auch finden, aber ich werde nicht von Eurer Seite weichen, bis ich diese Wunden versorgt habe.“
„Es ist doch nicht schlimm.“
„Das werde ich entscheiden.“
Während Kieran Wasser aus einem Krug in eine Schüssel goss und dann ein Tuch hineintauchte, stöhnte sie ungehalten, doch als er mit dem Tuch an Ihre Kopfwunde kam, rührte seine Zärtlichkeit sie zu neuen Tränen, was ihr furchtbar peinlich war.
„Da seht Ihr’s. Eure Verletzungen bereiten Euch Schmerzen.“ Er berührte ihre Wunde, woraufhin Megan erbebte.
„Nicht doch.“ Einerseits wollte sie, dass er aufhörte, sie zu berühren, damit sie endlich wieder klar zu denken vermochte, doch andererseits wünschte sie, er würde sie bis in alle Ewigkeit berühren, damit diese seltsamen Empfindungen niemals verschwanden. „Die Wunde ist nicht tief. Mich haben einfach nur meine Gefühle überwältigt. Vermutlich bin ich ein furchtsames, weinerliches Weib,
das in Eurer Gegenwart ständig in Tränen ausbricht.“
Nun musste Kieran doch lachen. „Ihr seid weder furchtsam noch weinerlich, Megan. Jetzt schließt die Augen, während ich mich vergewissere, dass Ihr tatsächlich nicht so schwer verletzt seid.“ Megan tat, wie ihr geheißen wurde, und blieb mit geschlossenen Augen ganz still liegen, während Kieran die Wunde auswusch und die Blutung stillte.
Sie fragte sich, wie es nur möglich war, dass ein so wilder und grimmiger Mensch wie Kieran O’Mara so zärtliche Hände hatte.
Sein warmer Atem, der über ihre Schläfe strich, erinnerte sie auf das Gefährlichste an seine Lippen, die nun kaum ein paar Fingerbreit von ihren entfernt waren. Was würde er wohl von ihr halten, wenn er Gedanken lesen könnte und entdeckte, wie sehr sie seine Berührungen genoss?
Während Kieran ihre Wunde verband, war er sich der Frau sehr bewusst, die so ruhig dalag. Er hatte sich geschworen, jetzt, da er daheim war, Abstand zu halten und sich ausschließlich auf die Bedürfnisse seiner eigenen Familie und seiner Landsleute zu konzentrieren, doch nun gestattete er es sich schon wieder, Megan zu berühren.
Sein Blick glitt über ihr elfenbeinfarbenes Nachtgewand, welches mehr enthüllte, als es verbarg. Ihre festen Brüste zeichneten sich deutlich unter dem leichten Stoff ab. Die Vorstellung, wie sich ihre wohlgeformten Beine im Bett um seine schlangen, löste in ihm heftiges Verlangen aus. Wenn Megan ahnte, wohin ihn seine Gedanken führten, würde sie ihn umgehend aus ihrem Gemach verbannen.
Das anhaltende Schweigen in diesem Raum brachte ihn langsam aus dem inneren Gleichgewicht. Kieran untersagte sich streng solche Gedanken, die ihn mehr verstörten, als er zugegeben hätte.
„Trugt Ihr etwas Wertvolles bei Euch, Megan? Etwas, das Ihr uns auf der Reise nicht zeigtet?“
„Nein. Ich kann mir nicht denken, was der Eindringling gesucht hat. Alles, was ich besitze, gehört jemand anderem. Die Kleidung, die ich zum Abendessen trug, gehört beispielsweise Lady Katherine. Die sauberen Sachen, die dort gefaltet auf der kleinen Truhe liegen, gehörten einem englischen Soldaten. Selbst das Gewand, in dem ich schlafe, gehört mir nicht.“
Sie merkte, wie er sie betrachtete, und wünschte, sie hätte das Nachtkleid nicht erwähnt. Ihr wurde unangenehm bewusst, wie sie aussehen musste. Ihre Wangen röteten sich. „Vergebt mir. Bei den überraschenden Ereignissen vergaß ich, meinen unschicklichen Aufzug zu bedenken.“
Auf seinem Gesicht erschien wieder dieses schalkhafte Lächeln, das sie nun schon so gut kannte.
Wie kann eine Frau nur so unschuldig und trotzdem so verführerisch sein, fragte er sich. „Euer Nachtkleid ist überaus ... züchtig, Megan. Immerhin ist es ja bis zum Hals zugeknöpft.“ Mit dem Finger strich er um den Ausschnitt herum, woraufhin ihr kleine Schauer über den Rücken liefen. „So ein hübscher Hals“, raunte er und beugte sich zu ihr.
Gern hätte er diesen Hals geküsst, versagte es sich jedoch. Falls er es jetzt täte, würde er viel mehr wollen.
Megan versuchte, die Angst zu unterdrücken, die ihr die Kehle zuschnürte. Kieran wollte sie küssen, das erkannte sie am Ausdruck seiner Augen. Ihre Angst wuchs. Seine Küsse waren so gefährlich wie das Gebräu eines Heilers, das den Geist benebelte und alle Empfindungen verstärkte. Dennoch konnte sie die Gefühle nicht vergessen, die er mit seinem ersten Kuss in ihr ausgelöst hatte. Bei jeder seiner Berührungen kehrten sie zurück, raubten ihr den Atem und
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