Jenseits des Meeres
Vergnügen das Bad genießen.“
„Mein Bad“, stöhnte sie entsetzt auf und drehte sich zu ihm um. „Falls Ihr sehr nett zu mir seid, gestatte ich Euch möglicherweise, es mit mir zu teilen“, fügte er schalkhaft hinzu.
„Kieran O’Mara, ich erwarte, dass Ihr mich weckt, ehe die Dienstboten kommen! Ich werde mein Bad nicht versäumen. Im Übrigen werde ich ihnen nicht erläutern, weshalb ich in Eurem Bett schlafe.“
„Das ist äußerst schade. Sie hätten dann doch so viel Gesprächsstoff gehabt...“
„Gebt mir Euer Wort, Kieran.“
Doch stattdessen schenkte er ihr nur ein Lächeln.
Ärgerlich seufzte sie auf. „Ihr braucht mich nicht zu wecken. Ich werde mich bemühen, wieder in meinem Raum zu sein, bevor die Dienstboten aufstehen.“
Damit drehte sie sich um und warf die Tür lauter als nötig zu. Doch auch das übertönte nicht das tiefe, warme Lachen nebenan.
Megan schlüpfte in Kierans großes Bett, zog die Leinentücher über sich und sog den männlichen Duft ein, der noch darin hing. Niemals hätte sie es eingestanden, doch sie fand es ungemein tröstlich, in seinem Bett zu liegen und von dem vertrauten Duft und seiner Körperwärme eingehüllt zu sein. Obgleich sie sich ganz sicher war, in dieser Nacht nicht mehr einschlafen zu können, glitt sie doch bald in einen Schlummer.
11. KAPITEL
Megan sah und hörte die Dienstboten im Gemach umhergehen. Sie zogen schwere Vorhänge zurück, schürten das Feuer und legten ihr die Garderobe für den Morgen bereit.
Die Dienstboten - um Himmels willen. Sie waren gekommen, bevor sie aus Kierans Bett und in ihre eigene Kammer hatte schlüpfen können! Megan stöhnte leise, zog sich die Decke über den Kopf und wünschte nur, sie könnte im Erdboden versinken.
„Mylady, möchtet Ihr das Gewand auswählen, welches Ihr heute zu tragen wünscht?“
Widerstrebend schlug Megan die Leinendecke zurück und schaute sich um. Das Licht der Morgensonne blendete sie.
Sie befand sich in ihrem eigenen Bett, in ihrem eigenen Schlafgemach.
Sie erinnerte sich zwar nicht, doch Kieran musste sie hierher zurückgetragen haben, während sie noch geschlafen hatte. Erleichtert atmete sie auf und bedauerte sofort sämtliche Flüche, mit denen sie ihn im Stillen bedacht hatte.
Sie betrachtete die entzückenden Gewänder, die man vor ihr ausgebreitet hatte, und deutete auf eines aus smaragdgrünem Satin. „Dieses wäre mir sehr recht.“
„Sehr wohl, Mylady.“
Megan schlüpfte aus dem Bett und trat zu einer Wasserschüssel auf der Frisierkommode. Nachdem sie sich erfrischt hatte, half ihr ein Dienstmädchen beim Ankleiden.
„Ihr habt gut gewählt, Mylady“, meinte die Magd leise. „Dieses Gewand steht Euch hervorragend.“
„Vielen Dank, doch jedes andere Kleid wäre mir auch recht gewesen.“ Ob es wohl einmal eine Zeit gegeben hat, in der ich mich für meine Garderobe interessiert habe, überlegte sie.
Die Magd frisierte Megan so, dass deren Haar ihr in weichen Wellen über eine Schulter fiel.
„Wie heißt du?“ fragte sie die Dienstmagd und bewunderte deren weiche braunen Locken und die lebhaft blickenden grünen Augen. „Aileen, Mylady.“
„Bist du schon lange auf O’Mara?“
„Seit meiner Kindheit“, antwortete sie. „Meine Mutter sowie meine älteren Schwestern arbeiten ebenfalls hier, Mylady.“
„Seid ihr glücklich hier?“
„O Mylady.“ Aileen lächelte so strahlend, dass über die Antwort keinerlei Zweifel bestand. „Ich bin sehr stolz, Lady Katherine dienen zu dürfen. Sie ist eine wahrhaft feine Dame und freundlich zu allen Dienstboten. Mein Vater starb in einer Schlacht an der Seite von Lord Kieran O’Mara, und Lady Katherine versprach, dass jede Frau von Killamara, die ihren Ehemann in einem Kampf verlor, hier auf Kastell O’Mara ihren Platz erhalten sollte.“
Das beeindruckte Megan. „Lady Katherine nahm jede Witwe auf?“
„Jawohl, Mylady. Sie sorgt für alle Bewohner Killamaras, als gehörten sie zu ihrer eigenen Familie.“
„Was ist mit Bridget?“ erkundigte sich Megan. „Wessen Kind ist das?“
„Lady Katherine hatte nur eine einzige Tochter, die reizende Lady Fiona. Sie war ebenso gütig wie ihre Mutter und womöglich noch schöner.“ Die Magd seufzte ein wenig. „Sie war die Freude von Lord Kieran und Lord Colin.“
„Wo befindet sich Lady Fiona jetzt?“
Das Lächeln der Magd erstarb. „Das weiß niemand“, antwortete sie. „Sie und ihr Gatte ließen ihre Tochter bei Lady Katherine zurück, als
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