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Jenseits des Mondes

Jenseits des Mondes

Titel: Jenseits des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Terrell
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gegeben wie jetzt. Wie es aussieht, befindet sich die Erde geophysikalisch gesehen gerade in einem sehr instabilen Zustand. Und alles deutet darauf hin, dass dies haargenau in dem Moment angefangen hat, als ihr beide erfahren habt, wer ihr seid.«
    Dazu fiel Michael nichts mehr ein.
    »Könnte das nicht Zufall sein?«, fragte ich. Die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt.
    »Das glaube ich nicht.« Ruth beugte sich vor und legte ihre Hand auf meine. »Tut mir wirklich leid. Ich denke, die Uhr hat in dem Moment angefangen zu ticken, als ihr die Wahrheit über euch erfahren habt. Dass eure Eltern versucht haben, eure Erinnerung zu löschen, hat nicht das Geringste daran geändert. Und eure ganze Schauspielerei auch nicht.«
    Michael hatte seine Sprache wiedergefunden. »Das ist doch Schwachsinn. Ich meine – ich weiß ja, was Ezekiel gesagt hat. Ich habe die ganze Zeit gewusst, dass es irgendwann passieren könnte. Aber das kann es doch wohl nicht sein. Seht euch doch mal um: Die Leute sitzen hier und trinken Kaffee, und alles ist wie immer. Sieht so die Apokalypse aus?«
    Er klang abfällig, aber ich hörte die Furcht in seiner Stimme. Das Warten war die Hölle gewesen, aber jetzt erschien mir die Ungewissheit immer noch tausendmal besser als das, was wir soeben erfahren hatten. Man soll eben aufpassen, was man sich wünscht.
    Ich brachte es nicht übers Herz, Michael wegen seines Tonfalls zurechtzuweisen, also übernahm Ruth die Aufgabe. »Michael, ihr habt mich gebeten, Nachforschungen über die Nephilim und das Ende der Welt anzustellen, und genau das habe ich gemacht. Es ist nicht meine Schuld, wenn dir das, was ich rausgefunden habe, nicht in den Kram passt. Oder wenn du es nicht glauben willst.«
    Michaels Miene wurde weicher, und er sah Ruth zerknirscht an. »Tut mir leid, du hast recht. Das ist ganz schön heftig, aber dafür kannst du ja nichts.«
    Ruth schenkte ihm ein Lächeln zum Zeichen, dass sie ihm verziehen hatte.
    Michael griff erneut nach meiner Hand. Die Wärme seiner Finger spendete mir ein bisschen Trost. Sie erinnerte mich daran, dass ich in diesem Wahnsinn nicht allein war.
    »Haben deine Recherchen auch ergeben, was wir jetzt tun sollen?«, wollte er wissen. Das war die logische nächste Frage. Ich hätte auch selbst darauf kommen können, allerdings schien mir das ganze Gerede über den Auserwählten irgendwie das Hirn vernebelt zu haben.
    »Um es kurz zu machen: Wenn er die Apokalypse abwenden will, muss der Auserwählte verhindern, dass die Siegel geöffnet werden. Leider gibt es im Text keine weiteren Hinweise darauf, wie der Auserwählte das anstellen soll. Wenn die Offenbarung eins nicht ist, dann eine Gebrauchsanweisung. Dafür ist sie viel zu konfus. Der ganze Text ist in einer völlig mit Symbolen überladenen Sprache geschrieben. Aber ich habe mir gedacht, dass es vielleicht das Beste wäre zu versuchen, das nächste Siegel vorauszusagen, und dann zu überlegen, was ihr machen könnt, um es zu verhindern.«
    »Wie ich dich kenne, hast du schon damit angefangen«, meinte ich mit einem kleinen Schmunzeln. Ruth war zuzutrauen, dass sie bereits ein paar passende Säulendiagramme und Vorhersagemodelle errechnet hatte.
    »Also wieder warten«, sagte Michael mit einem tiefen Seufzer.
    Ruth zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Ja. Aber nicht so lange wie beim letzten Mal. Ich glaube nämlich, dass wir diesmal gar nicht so viel Zeit haben werden.«
    »Sollen wir es unseren Eltern sagen?«, fragte ich. »Vielleicht können die uns ein paar Antworten geben. Schließlich waren sie früher ja selber Engel, und wie es aussieht, hat unser Täuschungsmanöver ja ohnehin nichts genutzt.«
    »Selbst wenn wir dadurch das Anbrechen der Endzeit nicht verhindert haben – unsere Eltern können wir so vielleicht trotzdem weiter schützen«, gab Michael leise zu bedenken. »Hoffe ich wenigstens.«
    Mir fiel Ezekiels Warnung wieder ein, dass wir unsere Eltern in Gefahr brächten, wenn wir ihnen offenbarten, was wir wussten. Vielleicht war es nur eine leere Drohung gewesen, aber das Risiko wollte ich lieber nicht eingehen. Meine Eltern waren sterblich und verfügten nicht mehr über die nötigen Engelkräfte, um sich gegen Schurken wie Ezekiel und Co. zur Wehr zu setzen.
    »Dann sagen wir bis auf weiteres nichts«, stimmte ich ihm zu.
    »Bis auf weiteres.«
    Mein Handy piepste. Ich warf einen Blick auf das Display und sah, dass ich eine Erinnerungs-SMS von meinen Eltern bekommen hatte. Ich griff nach

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