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Jenseits des Mondes

Jenseits des Mondes

Titel: Jenseits des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Terrell
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Entschuldigung bedurft hätte, auch wenn er nichts davon wusste. Von Rafe zu träumen, zum Beispiel.
    Nachdem Ruth und ich nach der Schule ein bisschen Zeit in der Bibliothek totgeschlagen hatten, fuhren wir in getrennten Wagen zum Stadion der nahe gelegenen Bethel Highschool. Die Tribünen waren bis zum Bersten voll, weil Tillinghast gegen seinen Erzrivalen spielte. Wir mussten zwischen Hunderten von Schülern, Eltern, Lehrern und Fans lange nach zwei freien Plätzen suchen.
    Obwohl ich nicht zum ersten Mal sah, wie Michael aufs Spielfeld gelaufen kam, wirkte er diesmal irgendwie anders. Die Art, wie er sich bewegte, erinnerte mich an unsere gemeinsamen Nächte. Nächte, die lange, lange zurückzuliegen schienen. Mir blieb buchstäblich die Luft weg. Mit angehaltenem Atem erwartete ich den Anpfiff.
    Die ersten paar Spielzüge waren ziemlich unspektakulär, was allerdings nicht an Michael lag. Er spielte auf der Position des Wide Receivers und stand ständig frei, aber keinem seiner Mitspieler gelang es, ihm den Ball zuzuwerfen. Das erste Viertel war schon fast zu Ende, und ich spürte die Enttäuschung der Fans um mich herum.
    Aber dann, es waren nur noch wenige Sekunden zu spielen, passte der Center den Ball zum Quarterback. Dieser machte sich zum Wurf bereit. Er ließ den Blick über das Spielfeld schweifen und hielt Ausschau nach einem frei stehenden Spieler. Die meisten wurden von Bethels Team in der Nähe der Endzone geblockt. Bis auf Michael.
    Ich sah, wie der Quarterback Michael zunickte und den Ball warf. Gerade als Michael loslaufen wollte, um ihn zu fangen, landete ein ganzer Haufen von Spielern direkt vor seinen Füßen. Der Ball flog auf ihn zu, aber es schien undenkbar, dass Michael hoch genug würde springen können, um ihn zu fangen.
    Bis er es tat.
    Unglaublich, mit welcher Geschwindigkeit und Eleganz Michael vom Boden abhob. So hoch in der Luft hatte ich ihn bislang nur während unserer nächtlichen Flugstunden gesehen.
    Die Menge tobte, als Michael den Ball mitten im Sprung fing und einen Touchdown landete. Als er zurück zur Seitenlinie gejoggt kam, sah ich, wie der Coach die Hand hochhielt, um ihn abzuklatschen. Michaels Gesicht glühte vor Stolz. Es war sonnenklar, dass er in diesem Augenblick weder an das Ende der Welt noch an die Nephilim oder an mich dachte. Er badete in seinem Triumph und in der Bewunderung, die ihm von seinem Trainer, seinen Mannschaftskameraden und den Fans zuteil wurde.
    Aber das war noch nicht alles. Ich kochte innerlich.
    »Wow, Ellie, Michael ist ja heute in Wahnsinnsform«, riss Ruth mich aus meinen Gedanken. In ihrer Stimme schwang ehrfürchtiges Staunen mit.
    »Ja. Das kann man wohl sagen.«
    Meine Stimme bebte vor Zorn, und Ruth drehte sich erstaunt zu mir um. Ich wagte nicht, ihr zu erklären, weshalb ich so wütend auf ihn war. Ich wusste, was niemand sonst wusste.
    Michael hatte auf dem Platz seine Kräfte eingesetzt.

Sechzehn

    N icht zu fassen. Nachdem er mir ständig Vorträge darüber gehalten hatte, dass wir unter gar keinen Umständen unsere Kräfte einsetzen dürften – auch nicht, wenn wir mit ihrer Hilfe das Rätsel um diesen ganzen Weltuntergangsschlamassel viel schneller lösen konnten; nachdem er mir die ganze Zeit in den Ohren gelegen hatte, wie wichtig es sei, uns und unsere Eltern vor den anderen Gefallenen zu schützen; nach alldem hatte er bei einem Highschool-Footballspiel eine Flugeinlage gegeben. Da fehlten einem doch die Worte.
    Je länger ich darüber nachdachte, desto wütender wurde ich. Wenn ich wütend war, wurde ich meistens ganz still, und Ruth kannte mich gut genug, um das zu wissen. Sie verkniff sich jegliche Fragen, als ich den ganzen Weg vom Stadion zum Parkplatz nichts sagte, auch wenn es ihr bestimmt schwerfiel.
    Wir stiegen in unsere Autos – zum Glück getrennt. Die Fahrt zum Daily Grind gab mir Gelegenheit zum Nachdenken. Ich war immer noch empört, weil Michael so leichtsinnig gewesen war, auch wenn ich wusste, dass jetzt nichts zwischen uns kommen durfte. Vielleicht hatte er ja einen guten Grund, weshalb er sich so an seine Footballerfolge klammerte. Einen, den ich einfach nur nicht nachvollziehen konnte. Auch wenn mir beim besten Willen keine auch nur halbwegs zufriedenstellende Erklärung für sein Verhalten einfallen wollte. Als Ruth und ich im Coffeeshop eintrafen, hatte ich mich immerhin so weit heruntergekühlt, dass ich wieder gesellschaftsfähig war. Gemeinsam setzten wir uns hin und warteten auf Michael.
    Und

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