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Jenseits des Mondes

Jenseits des Mondes

Titel: Jenseits des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Terrell
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er auf seine Position lief. Seine Bewegungen waren ungleich geschmeidiger als die der anderen Spieler. Bei dem Anblick wurde mir ganz wehmütig zumute, und ich dachte daran, was wir einmal zusammen gehabt hatten. Ich fragte mich, ob es je wieder so sein würde wie früher. Ob wir je wieder zusammen sein würden. Jetzt oder … danach.
    Ich zermarterte mir das Hirn darüber, was zwischen uns schiefgelaufen war. Es war nicht Michaels Eifersucht auf Rafe, auch wenn sie natürlich eine gewisse Rolle spielte. Irgendetwas war seit Wochen nicht in Ordnung.
    Während ich zusah, wie Michael sich auf den nächsten Spielzug vorbereitete, hatte ich das unerklärliche Gefühl, dass mich jemand beobachtete. Ich blickte mich auf der Tribüne um und versuchte herauszufinden, wer es sein konnte. Aber dort war niemand, der in meine Richtung sah, und ganz allmählich machte sich eine böse Ahnung in mir breit. Lauerte irgendwo da draußen etwa noch ein Gefallener? Einer, den ich nicht sehen konnte? Dann wurde mir klar, dass ich die Person, die mich anstarrte, deshalb nicht finden konnte, weil ich am falschen Ort suchte.
    Ich hätte auf den Platz schauen sollen.
    Mein Blick wanderte zum Spielfeldrand und traf sich mit dem eines schwarzhaarigen, blauäugigen Mannes. Michaels Coach. Natürlich hatte ich ihn schon oft gesehen, beim Spiel oder während des Trainings, aber er hatte immer ein Basecap und eine Sonnenbrille aufgehabt. Ich hatte noch nie wirklich sein Gesicht gesehen, und ganz sicher hatte er noch nie erkennen lassen, dass er sich in irgendeiner Weise für mich interessierte.
    Ich wusste sofort, dass er ein Gefallener war. Und seiner Miene nach zu urteilen, wusste er, dass ich es wusste.

Vierzig

    R uth!«, zischte ich. Im gleichen Moment passierte irgendetwas Spektakuläres auf dem Spielfeld, und ein Aufschrei ging durch die Menge, so dass sie mich nicht hören konnte. »Ruth!«
    Ich knuffte sie, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sie formte lautlos das Wort »Autsch« mit den Lippen und rieb sich den Arm. Ich fing an zu reden, traute mich aber nicht, besonders laut zu sprechen. Ruth schüttelte den Kopf. Sie verstand kein Wort.
    Ich holte mein Handy aus der Tasche und zeigte darauf. Während sie in ihrem Rucksack nach ihrem eigenen Handy suchte, begann ich, fieberhaft zu tippen. Dann wartete ich auf ihre Reaktion.
    Der Coach ist ein Gefallener!
    Ruth las die Nachricht und erstarrte. Als sie sich wieder gefangen hatte, ging ihr Blick erst zum Spielfeld hinunter, dann zu mir. Sie sah ganz geschockt aus. Ich nickte heftig, und sie beugte sich über ihr eigenes Handy, um eine Antwort zu tippen.
    Wir brauchen Verstärkung!
    Auch ohne dass sie näher darauf einging, war mir klar, wen sie mit »Verstärkung« meinte. Sie wollte, dass wir die Gefallenen des Lichts zu Hilfe riefen, die hier irgendwo herumschwebten und meine Eltern bewachten. Ich wusste natürlich, dass wir von ihnen keine große Unterstützung erwarten durften; sie hatten genug damit zu tun, meine Eltern zu beschützen, außerdem konnten sie mir in meinem Kampf nicht helfen. Aber welche Alternativen hatten wir schon? Zum millionsten Mal wünschte ich mir, Rafe wäre da. Er hätte genau gewusst, was zu tun war.
    Gerade als wir uns auf den Weg machen wollten, um besagte »Verstärkung« zu holen, brüllte die Menge noch lauter. Ruth brauchte ein bisschen länger, um ihre Sachen zusammenzusuchen, und ich nutzte die Zeit, rasch einen Blick aufs Spielfeld zu werfen. Ich hatte Angst, erneut die Aufmerksamkeit des Trainers zu erregen, wollte aber wissen, was geschehen war, das die Fans so in Aufruhr versetzt hatte.
    Den Spielzug selbst hatte ich verpasst, nicht aber das Ergebnis. Michael hatte, wohl um einen Pass zu fangen, zu einem ungewöhnlich hohen Sprung angesetzt. In hilflosem Entsetzen musste ich mit ansehen, wie er plötzlich aus großer Höhe auf den Platz stürzte und reglos liegen blieb. Ich sah zu, wie Coach Samuel – oder was auch immer sein wahrer Name war – aufs Feld gerannt kam, um seinem Starspieler zu helfen.
    Natürlich war sonnenklar, dass er nicht die geringste Absicht hatte, Michael zu helfen. Der von ihm befohlene Spielzug, mit dem er vorhin bei Michael auf instinktive Ablehnung gestoßen war, hatte nur einem einzigen Zweck dienen sollen: Michael außer Gefecht zu setzen. Und der Grund dafür musste in irgendeiner Weise mit mir zusammenhängen.
    Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Coach Samuel war es, was seit unserer Rückkehr aus

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