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Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Titel: Jenseits des Nils: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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ihnen nacheinander die weiß behandschuhte Rechte hin, um ihnen herauszuhelfen. »Miss Peckham. Miss Ada – schön, dass Sie wieder zu Hause sind! Miss Norbury.«
    »Danke, Lieutenant Mellow«, erwiderte Grace, als sie aus dem Tilbury geklettert war, und übergab ihm die Zügel. »Darf ich Ihnen Jack anvertrauen?«
    »Selbstredend, Miss Norbury. Ich werde veranlassen, dass man sich in den Stallungen um Pferd und Wagen kümmert.«
    »Haben Sie vielen Dank!« Grace bedachte ihn mit einem offenen Lächeln, in dem nichts Kokettes lag, und doch hatte Ada den Eindruck, dass Lieutenant Mellow ungeachtet seines tadellosen Benehmens dieses Lächeln nur zu gern als Einladung zu einem Flirt aufgefasst hätte.
    Grace öffnete die Gepäckklappe und holte ihre Hüte und ihre Taschen heraus. Während sie ihren Strohhut aufsetzte und mit den Nadeln feststeckte, sah sie, wie Becky versuchte, in den winzigen Laternenscheiben des Tilburys ihr Spiegelbild zu erhaschen, eine Strähne ihres wie golddurchwirkten braunen Haares feststeckte, die Fingerkuppe mit der Zunge anfeuchtete und sich die Brauen glatt strich. Grace lachte. »Komm jetzt – du bist hübsch genug!« Am Ellenbogen zog sie die murrende Freundin mit sich fort, streckte die andere Hand einladend nach Ada aus, und zügig schritten die drei über den Vorplatz in Richtung des Rugbyfelds.
    Ein ohrenbetäubender Lärm empfing sie schon von Weitem. Eine Horde junger Männer in eng anliegenden und bis eine Handbreit unter das Knie reichenden roten Hosen, grasfleckigen Oberteilen mit rot-weißen Blockstreifen und passend geringelten Strümpfen tobte über den zertretenen Rasen und balgte sich um das eiförmige Leder.
    »Hier!«, brüllte Leonard. Drei Kadetten seiner Kompanie, die die blaue Armbinde der gegnerischen Mannschaft in diesem Übungsspiel trugen, bedrängten ihn ungestüm, und er schleuderte den Ball von sich. Freddie Highmore hechtete danach, doch Jeremy schnellte aus vollem Lauf hoch und schnappte sich das Leder aus der Luft, ehe Highmore herankommen konnte, und rannte los. Freddie setzte ihm nach, war augenblicklich gleichauf und hackte mit dem Absatz des geschnürten, knöchelhohen Lederstiefels gegen Jeremys Schienbein. Jeremy strauchelte und verbiss sich einen Fluch, fing sich aber wieder und lief weiter.
    »Gib ab!«, rief Stephen und hielt mit ausgebreiteten Armen einen Gegenspieler in Schach, während Royston einen anderen geschickt stolpern ließ.
    »Friss Dreck, du Ratte«, fauchte Freddie und sprang Jeremy mit seinem ganzen Körpergewicht in den Rücken.
    Jeremy ging zu Boden, doch noch im Fallen warf er das Ei von sich. Es schlingerte durch die Luft, über Royston und zwei Gegenspieler hinweg, und landete in den Armen von Simon, der sofort losspurtete.
    Wieselflink wetzte er über das Feld, bis ein Gegner ihn in die Kniekehle trat und ins Straucheln brachte. Mit ausgestreckten Armen warf Simon sich der Länge nach hin, rutschte bäuchlings über den Rasen und blieb schließlich liegen – mit dem Ball gut drei Inches über der gegnerischen Torlinie.
    Der Sportlehrer steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen grellen Pfiff aus. »Und Schluss, Gentlemen! Rot gewinnt zwei zu eins!«
    Donnernder Jubel hob in der einen Hälfte der Kompanie an,während die Verlierer in diesem Spiel lange Gesichter machten und wütend in den Boden kickten.
    Japsend rollte sich Simon auf den Rücken; Royston, Leonard, Jeremy und Stephen stürzten sich auf ihn, klopften ihm auf die Schultern, lagen einander in den Armen und brüllten ihre Freude heraus.
    »Jungs!«, rief Leonard, als er den Kopf hob. »Schaut mal!« Vier Augenpaare folgten seinem ausgestreckten Zeigefinger zum Rand des Spielfelds, an dem drei Mädchen standen, auf und ab hüpften und eifrig winkten.
    »Oohhh«, machte Simon mit hochgerecktem Kinn, noch immer schnaufend. »Drei edle Jungfern, von weit her gekommen, um uns siegreiche Ritter zu feiern!«
    »Quatschkopf!« Mit breitem Grinsen klatschte Leonard ihm vor die Stirn, sodass Simon sich mit theatralisch verdrehten Augen wieder rücklings fallen ließ.
    »Das gibt’s doch nicht!« Stephens Augen weiteten sich vor Verblüffung; seine Züge verklärten sich, und er sprang auf. »Habt ihr gesehen, wer da ist?«, rief er den anderen über die Schulter zu, während er loslief.
    Royston und Jeremy halfen dem ächzenden Simon auf, und Leonard hob das lederne Ei vom Boden auf, das Simon ihm sogleich in einem spielerischen Ringkampf wieder abjagte.
    Lachend und

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