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Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Jenseits des Nils: Roman (German Edition)

Titel: Jenseits des Nils: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
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das ich meinem Sohn gegeben habe, sowie mein Wunsch, dass in meinem Hause Frieden herrsche, halten mich davon ab, Sie aus dem Haus zu jagen. Sollte mir jedoch zu Ohren kommen oder sollte ich gar Zeuge dessen werden, dass Sie einen unziemlichen oder unehrenhaften Umgang mit meiner Tochter pflegen, werfe ich Sie nicht nur in hohem Bogen hinaus – ich sorge außerdem dafür, dass Ihre künftigen Vorgesetzten in Chichester darüber im Bilde sind.
    Simons Hand zitterte, als er die fast ausgerauchte Zigarette nochmals zum Mund führte.
    Haben Sie mich verstanden, Digby-Jones?!
    »Jawoll, Sir«, murmelte Simon vor sich hin, in einer matten Nachahmung seiner zackigen, angstgetriebenen Antwort auf des Colonels Aufforderung wenige Stunden zuvor.
    Der Zigarettenstummel erlosch in der feuchten Erde des Blumenkübels neben dem Liegestuhl. Simon fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die Haare, bis sie in alle Richtungen abstanden, stützte die Ellenbogen auf die Knie, bettete das Kinn in die Hände und versank in schwermütiges Brüten.
    »Mrrau?«, machte es ein Stück weit entfernt. Tabby ließ sich vor ihm nieder und musterte Simon mit ihren unergründlichen, golden leuchtenden Augen.
    »Na, Miez?«, erwiderte Simon müde. »Hattest du Erfolg auf der Mäusejagd?«
    »Mrrau.« Sie schloss die Augen ein paar Mal und öffnete sie wieder, während ihr Schwanz sich um die Vorderpfoten schlang und mit der Spitze einige Male aufwärtszuckte. Schließlich erhob sie sich gnädig und stolzierte auf Simon zu, strich ihm schnurrend um die Beine.
    »Du hast’s gut«, flüsterte Simon und beugte sich vor, um Tabby zu streicheln. »Dir schreibt keiner vor, wie du dich zu verhalten hast. Dir setzt keiner die Pistole auf die Brust.« Vorsichtig hob er die Katze hoch und setzte sie auf seinen Schoß, wo sie sich unter fortwährendem Gepurre zusammenringelte. »Klüger wär’s, Shamley Green in den nächsten Tagen aus freien Stücken zu verlassen. Aber weil’s in der ersten Zeit in Chichester für uns keinen Urlaub geben wird, kann ich Ada dann lange Zeit nicht mehr sehen, und das halt ich nicht aus. Bleibe ich, wird der Colonel sicher früher oder später einen Grund finden, mich rauszuwerfen – und dann sehe ich nicht nur Ada nicht mehr, sondern hab auch noch mächtig Ärger im Regiment. Ich sitze ganz schön in der Tinte, Tabby!«
    Ada verlangsamte den Schritt durch den Gang, als sie eine Stimme im Garten hörte; zu leise, als dass sie die Worte verstanden hätte, jedoch laut genug, dass sie Simons Stimme erkennen konnte. Ihr Herz machte einen Satz und ließ sie mit einem Schlag jegliches Hungergefühl vergessen. Sie spähte durch die Glastür hinaus und schmolz dahin, als sie sah, wie Simon Tabby auf dem Schoß hielt, die Katze kraulte und leise auf sie einredete.
    Sachte öffnete sie die Tür, damit sie Gladdy nicht weckte, der ganz in der Nähe schnarchte und erträumten Kaninchen hinterherjaulte, und trat auf leisen Sohlen hinaus.
    »Hallo, Simon«, wisperte sie.
    Sein Kopf ruckte hoch. »Ada.« Er klang atemlos, beinahe erschrocken und beugte sich sogleich tiefer über Tabby.
    Ada blieb einige Herzschläge lang unschlüssig stehen und machte dann einen Schritt auf ihn zu. »Darf ich mich zu dir setzen?«
    Ja. Nein. Besser nicht. »Klar doch!«, kam es betont forsch von ihm. Er rückte rasch zur Seite und drückte sich an die Lehne des Liegestuhls, und Ada ließ sich neben ihm nieder.
    »Hat sie dir keine angekaute Maus mitgebracht? Das macht sie nämlich manchmal. Hannah regt sich jedes Mal fürchterlich auf, wenn sie beim Putzen die Überreste unter dem Kanapee oder unter einem Schrank hervorkehrt.« Sie streckte die Hand aus und kraulte Tabby zwischen den Ohren. Es durchschoss Simon heiß, als ihr Unterarm dabei seinen Handrücken streifte und ihr Knie an das seine stieß.
    »Mhm«, brachte er gepresst und zusammenhanglos hervor. Er wagte nicht, sie anzusehen; nicht, solange sie nur dieses dünne Nachthemd trug und den hauchzarten Morgenrock darüber, die in dem Moment, als sie zu ihm getreten war, im Silberlicht der Gestirne die Umrisse ihres Körpers hatten durchscheinen lassen. Doch da war noch Adas Duft, eine Mischung aus frisch gestärktem Batist und blumiger Seife, mit der würzigeren Note ihrer Haut und ihres zu einem dicken Zopf geflochtenen Haares, die an einen dichten Laubwald erinnerte und die seinen Verstand umnebelte.
    Seine Ohren glühten, und unwillkürlich grub er seine Finger tiefer in Tabbys Pelz. Maunzend

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