Jenseits des Protokolls
die Finanzierung unseres Hauses nach und somit an das Ehepaar Geerkens. Egon Geerkens und Christian kennen sich aus Osnabrücker Zeiten. Egon, Jahrgang 1944, war bereits mit Christians Vater Rudolf eng befreundet und ist so seit Christians Schulzeiten ein väterlicher Freund für ihn. Er ist Ratgeber und Ansprechpartner in beruflichen, aber auch in privaten Belangen. Es gibt da eine ganz enge, vertraute Verbindung zwischen den beiden, und so war Egon bei unserer Hochzeit einer unserer beiden Trauzeugen.
Ich habe Egon Geerkens als sehr freundlichen, warmherzigen und überaus hilfsbereiten Menschen kennengelernt. So unterstützte er uns 2008 sehr bei der Suche nach einer geeigneten Immobilie, kam sogar mehrmals extra aus der Schweiz, wo er mit seiner Familie lebt, angereist. Er beriet uns bei den Sanierungsmaßnahmen und den Gesprächen zum Kaufpreis. Da er selbst viele Immobilien besaß, kennt er sich gut aus, was den möglichen Wert eines Hauses betrifft.
Christian konnte und kann mit Egon über alles reden und daher kam schließlich auch das Thema unserer Hausfinanzierung zur Sprache. Es war Fakt, dass Christian und ich das Geld, die 415 000 Euro für den Kauf plus das notwendige Budget für Renovierung und etwa die Grunderwerbsteuer nicht hatten. Als wir besprachen, dass wir daher bei einer Bank einen Kredit aufnehmen wollten, bot uns seine Frau Edith ein Privatdarlehen an. Sie suchte damals in der Bankenkrise 2008 ohnehin nach weiteren Anlagemöglichkeiten und äußerte etwa: »Aufgrund der Krise sind die Zinsen nicht überzeugend. Dann leihe ich es doch guten Freunden, wo der Zinssatz nahezu derselbe ist.«
Zunächst fand ich diese Aussage schlicht merkwürdig und dies aufgrund der Tatsache, dass 500 000 Euro, der Betrag, um den es ging, eine für mich unvorstellbare Summe waren und ich noch nie so viel Geld besessen hatte. Und dann kam der Aspekt hinzu, dass sie uns anbot, eine derart hohe Geldmenge zu leihen. Aber Christian und ich waren dankbar für diese Möglichkeit.
Ich kann es sogar verstehen, dass Außenstehende nach Bekanntwerden des Privatkredits nur ungläubig den Kopf schüttelten und sich nicht vorstellen konnten, dass jemand tatsächlich aus purer Freundschaft einem anderen so viel Geld leiht.
Mein Mann und Egon machten sich sehr viele Gedanken über diese Kreditvergabe . Alles wurde schriftlich festgehalten, der Zinssatz von vier Prozent und die sich daraus ergebende Summe von fast 1700 Euro, die wir monatlich an Edith Geerkens zahlten. Ebenso die Laufzeit von fünf Jahren und die mündliche Zusage, dass das Darlehen auch früher ablösbar wäre, zum Beispiel dann, wenn wir als Schuldner anderswo günstiger einen Kredit bekommen würden. Egon hat zwar die Verhandlungen wesentlich mit meinem Mann geführt, aber das Geld stammte von Ediths Konto und dorthin gingen auch die Zinsen und später die Ablösung des Kredits.
Daher habe ich ein großes Problem damit, dass es so hingestellt wird, als hätten wir etwas getan, das unlauter und verpönt, ja gar verboten ist. Zum einen haben wir uns die 500 00 Euro nicht schenken lassen und damit schließe ich einen Zinssatz von vier Prozent ein, zum anderen war es keine Lüge, als Christian im Februar 2010 im niedersächsischen Landtag gefragt wurde, ob er geschäftliche Beziehungen zu Egon Geerkens oder einer Firma mit seiner Beteiligung habe und dies verneinte. Zugegebenermaßen, und dies räumte mein Mann später ja auch ein, wäre es besser gewesen, über diese konkrete Frage hinaus den privaten Vertrag mit Edith zu erwähnen. Da er dies unterlassen hat, ist später ein falscher Eindruck entstanden und es ist schwer, diesen im Nachhinein auszuräumen.
Schon vor der Anfrage aus dem Landtag bestand zur Baden-Württembergischen Landesbank, der BW-Bank, auf Empfehlung von Egon ein Kontakt. Christian hatte bereits im Herbst 2009 erste Gespräche mit einem Berater des Geldinstituts geführt. Die Sollzinsen waren nach der Finanzmarktkrise recht günstig, und so entschieden wir uns, das Darlehen durch einen Kredit bei der Bank abzulösen. Gutachter der BW-Bank schätzten den Wert unseres Eigenheims und die Bank unterbreitete uns ein attraktives Angebot. Die Zinsen für das Darlehen waren variabel und immer nur für drei Monate gesichert. Der Zinssatz richtete sich nach dem Kurs, zu dem Banken am Markt Geld leihen können. Das waren gute Konditionen. Die Bank hatte uns, wie sie später auf Anfragen seitens der Presse erwähnte, als »gehobene Privatkunden«
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