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Jenseits des Protokolls

Jenseits des Protokolls

Titel: Jenseits des Protokolls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Wulff , Nicole Maibaum
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den Namen »Groenewold« und das zweite auf den Namen seiner Freundin, und bis zur Ankunft ahnte keiner, dass der niedersächsische Ministerpräsident vorbeischauen würde.
    Ich weiß nicht, warum es für so ungläubiges Erstaunen sorgte, dass mein Mann und ich dann David die Kosten – einmal rund 750 Euro, einmal rund 1500 Euro – in bar erstatteten und dies sogar gleich noch auf Sylt selbst. Wobei er den zweiten Aufenthalt, den im Sommer 2008, auch gar nicht vorstreckte. Da gaben wir ihm die Summe gleich zu Beginn des Aufenthalts in bar und er hat sie nachweislich der Eigentümerin des Apartments unmittelbar weitergegeben. Anfang Februar 2012, als die Zweifel daran aufkamen und uns erneut der Vorwurf der Vorteilsnahme gemacht und David und Christian eine Vermischung privater und wirtschaftlicher Interessen vorgehalten wurde, ging es um eine Bürgschaftszusage des Landes Niedersachsen im Jahr 2006 für eine Filmgesellschaft, an der David beteiligt war – da war das Kind schon ziemlich tief in den Brunnen gefallen. Christian war an der Landesbürgschaft nicht beteiligt und sie wurde auch nicht wirksam. Unglaublich fand ich es, dass ich und mein Mann quasi gezwungen wurden, uns zu rechtfertigen beziehungsweise zu erklären, woher wir überhaupt Bargeld hatten.
    Denn: Sowohl im Oktober 2007, zu meinem Geburtstag, wie auch zu Weihnachten 2007 schenkten mir meine Eltern eine höhere Bargeldsumme. Bereits seit Jahren erhalten mein Bruder und ich gerade zum Geburtstag, aber auch zu Weihnachten von meinen Eltern ab und an Geldgeschenke. Meine Eltern betonen dabei, dass sie selbst genug zum Leben haben und es ihnen auch nicht wichtig ist, darüber hinaus mehr zu besitzen. Sie möchten ihre Kinder glücklich wissen, sie möchten, dass wir besondere Momente erleben und genießen, und so legen sie zum Beispiel großen Wert darauf, dass das Geld nicht einfach in unserer Haushaltskasse verschwindet und wir damit die nächsten Lebensmitteleinkäufe finanzieren. Auch sollen damit keine finanziellen Defizite ausgeglichen werden. Meine Eltern sagen immer: »Gönnt euch etwas Schönes von dem Geld.« Ich lege das Geld für mich zur Seite. Wenn ich es auf das Konto packen würde, wäre es höchstwahrscheinlich viel zu schnell verschwunden beziehungsweise würde es sich mit den anderen Euros vermischen und etwas von seiner Besonderheit verlieren. Stattdessen warte ich, bis sich eine Gelegenheit ergibt, über die ich mich freue, die für mich etwas Außergewöhnliches ist und nehme dann das Geld dafür her. Dass zwischen dem Tag des Schenkens und dem Tag des Ausgebens manchmal Monate liegen, finde ich nicht ungewöhnlich. Vielmehr finde ich es auch ein beruhigendes Gefühl zu wissen, eine gewisse Summe an Bargeld im Haus zu haben. Dass auch mein Mann stets Bargeld im Haus hat, versteht sich von selbst.
    Ich frage mich im Nachhinein, ob es besser gewesen wäre manche Dinge anders zu kommunizieren . Statt peu à peu auf die Vorwürfe zu reagieren, wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, sich einmal umfassend zu erklären. Dies gilt auch für das Thema »Urlaub bei Freunden«. Von außen betrachtet waren derartige Aufenthalte so wie im Juli 2010 in der Villa von Carsten Maschmeyer auf Mallorca sicher unglücklich. Besser wäre es wohl gewesen, den Reisekatalog zu wälzen und eine Unterkunft anderer Art zu wählen. Doch ohne dass ich mich rechtfertigen will, möchte ich erklären: Mein Mann und ich waren zu dieser Zeit körperlich am Ende. Die Wahl zum Bundespräsidenten und die Monate davor mit der Kandidatur waren extrem anstrengend. Es ging in dieser Zeit um nix anderes als Berlin, Berlin. So wollten wir im Juli 2010 einfach nur weg, und das schnell und unkompliziert. Christian hatte bereits im Mai 2010 den Aufenthalt bei Carsten in einem Apartment in dessen Villa auf Mallorca gebucht. Im Nachhinein räumt aber auch Christian ein, dass dies, der Urlaub bei Carsten, ein Fehler war und er sich über die Konsequenzen nicht genug Gedanken gemacht hatte. Dabei haben wir für den 11-tägigen Urlaub rund 4000 Euro bezahlt.
    Es ist doch verrückt: Wenn ich bei meiner Freundin Stephanie in Herford auf dem Sofa übernachte, kräht danach kein Hahn. Aber als wir 2009 in dem Haus der Geerkens in Miami übernachteten, sorgte dies im Nachhinein für Wirbel. Sofort stand die Unterstellung der Vermischung privater mit geschäftlichen Interessen im Raum. Aber ist es denn nicht so, dass man Freunde aus der Zeit vor der Politik behalten darf und, dass,

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