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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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waren? Oder das die Bäume hier jederzeit Zähne entwickeln könnten. Das traurige an diesem Gedanken? Er war zwar nicht sonderlich erfreulich, aber ich konnte es mir geradezu vorstellen, wie ihnen plötzlich Zähne und Krallen wuchsen, wie sich Äste und Blätter unter Knacken und Rascheln vorbeugten, um sie sich ein ahnungslos vorbeilaufendes Opfer schnappten, um ihren Hunger zu stillen.
    Schluck.
    Vorsichthalber nahm ich ein wenig Abstand zu den Stämmen, was gar nicht so einfach war, da ich mitten in einem Wald war.
    Pal Augen funkelten bei meinem Verhalten belustigt. „Wenn ein Lykaner stirbt, wird er in diesem Wald gebracht. Wir vergraben ihn, geben ihn und seine Magie der Erde zurück, und aus seinen sterblichen Überresten wird ein Wolfsbaum, der uns ein Zuhause und Schutz bietet.“
    „Soll das heißen, ich latsche hier über einen Friedhof?“ Dann war ich ja auf dem Weg hier her in toten Wölfen rumgeklettert. Irgendwie verursachte dieser Gedanke mir leichte Übelkeit.
    „Nein, das hier ist kein Friedhof. Auf einem Friedhof gibt es kein Leben“, kam von Veith.
    Ich war so überrascht davon, dass er den Mund – die Schnauze? – aufgemacht hatte, und dann auch noch etwas gesagt hatte, ausgerechnet zu mir, dass mir fast die Kinnlade runterfiel.
    „Was Veith damit sagen möchte“, erläuterte Pal weiter, „Bäume sind lebendige Wesen. Ja, sie sind durch einen toten Körper entstanden, aber jetzt wohnen in ihnen die Seelen unserer Verstorbenen, und wachen über uns.“
    Die Bewachung sollten sie dann aber noch mal üben, wenn ich da nur an Isla dachte. „Das alles hier sind tote Wölfe?“ Ich ließ meinen Blick einmal um uns herum wandern. Dieser Wald musste tausende, und abertausende Wolfsbäume beherbergen.
    „Es sind alles lebende Seelen“, korrigierte Pal mich.
    Danach zu fragen, wie das möglich war, wäre reinste Verschwendung von Atem gewesen. Die Antwort war doch ganz klar, Magie.
    Ich streckte meine Hand aus, und berührte die trocknende Rinde eines Wolfsbaums. Er fühlte sich ganz normal an, nichts deutete darauf hin, dass er mehr als nur ein Baum war, aber wie hatte Veith mal so schön gesagt? Magie war leben, und Bäume lebten nun mal. „Es sind so viele.“
    „Dieser Wald wächst ja auch schon seit Jahrtausenden. Und er wird immer größer, da auch andere Rudel ihre Verstorbenen hier her bringen.“
    Das überraschte mich jetzt doch. „Ich dachte fremde Wölfe dürfen euer Territorium nicht betreten.“
    „Tun sie auch nicht. Sie begraben die Ihrigen am Rand des Waldes, und so wird das Gebiet immer größer. Wir sind auch nicht das einzige Rudel, das unter den Wolfsbäumen lebt, nur wir befinden uns im Zentrum. Vor langer Zeit waren wir die ersten hier.“
    „Hier gibt es noch mehr Rudel?“
    Pal nickte. „Die Felswölfe leben in Höhlen am äußeren Rand im Süden, und im Westen haben wir das Steinbachrudel. Auch sie leben in diesem Wald.“
    Felswölfe? Das kam mir irgendwie bekannt vor. Ich brauchte einen Moment um darauf zu kommen. Atzaklee, und ihre kleine Liaison mit dem Typen am Bach, das war ein Felswolf gewesen. Zumindest hatte Pal ihn als einen bezeichnet.
    Der Wald musste noch größer sein, als ich mir das vorgestellt hatte. So Revierfixiert wie die Lykaner waren, würden sie sonst gar nicht nebeneinander wohnen können, ohne sich die Köpfe einzuschlagen.
    Ich ließ meine Hand von der rauen Rinde gleiten, und sah zu, dass ich den anderen hinterher kam. „Der Gedanke an Bäume als Mahnmale ist trotzdem seltsam.“
    „Nur für dich.“ Er rempelte mich spielerisch von der Seite an.
    „Hey!“ Dem ging es wohl zu gut. „Noch so ´nen Ding, Augenring.“ Ich guckte ihn gespielt böse an, achtete dabei nicht auf den Weg, und stolperte prompt über eine Wurzel. Mit den Knien voran schlug ich auf dem Boden auf, und sog zischend die Luft ein. Da lag ein kantiger Stein, und ich hatte ihn genau getroffen. Er grub sich sehr schmerzhaft in meine Haut.
    „Was machst du denn da?“ Pal kam zu mir getrappt, und stupste mit der Nase in die Wange.
    „Also, du hast auch schon mal intelligentere Fragen gestellt.“ Grummelnd ließ ich mich auf den Hintern fallen, um mir den Schaden an meinem Knie anzusehen. Das erste was ich bemerkte, war das Blut, und in diesem Moment wurde mir klar, das Blut nicht mochte, besonders nicht, wenn es mein eigenes war. Das war so rot, und … blutig. Da konnte einem galt schlecht werden. Tapfer behielt ich mein Frühstück da wo es hingehörte, in

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