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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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meinem Magen.
    „Uhhh, das sieht schlimm aus“, kommentierte Pal.
    Ich warf ihm einen weiteren bösen Blick zu. „Ganz ehrlich? Werde niemals Vater, denn im Trösten bist du eine Niete.“
    Dafür bekam ich von ihm ein breites Wolfsgrinsen. So richtig mit ganz vielen Zähnen, dem etwas leicht Verrücktes anhafte, und mich an einen Psychopath denken ließ.
    Als ich etwas Feuchtes an meinem Knie spürte, wandte ich überrascht den Kopf, und bekam fast einen Herzinfarkt, als ich Veith sah, der über die Wunde leckte. Ich war so geschockt, dass ich nichts weiter tun konnte, als blöd aus der Wäsche zu gucken, und still zu halten. Wollte er mich fressen? War das nur ein Vorgeschmack, den er sich holte? Das war … ich sollte … er musste …
    Pal Schnappte nach Veith, und grollte tief aus der Brust. „Bleib weg von ihr!“
    Ich konnte nur zusehen, wie Veith seinem Cousin auswich, einen Schritt zurück machte, und mir genau in die Augen sah. Genau wie heute Morgen, mit diesem undefinierbarem Blick, bei dem ich mich innerlich zu winden begann. Mein Herz schlug so wild in meiner Brust, als hätte es vor, demnächst schreiend davonzulaufen. Ich hatte Angst, ganz klar, aber warum fühlte es sich dann so seltsam an?
    „Jetzt ist die Wunde sauber“, sagte er nur, und wandte sich unter Pals Knurren einfach ab.
    Ich blieb sprachlos zurück, und konnte es einfach nicht glauben, was da gerade passiert war. Sollte das etwa heißen, dass er mir geholfen hatte? Veith? Das war etwas so Unfassbares, dass mir eine solche Möglichkeit einfach nur absurd vorkam. Aber Moment, nein, das war nicht das erste Mal gewesen. Er hatte mich auch aus dem Baumstamm gezogen, nachdem ich vor
Es
davongelaufen war.
Hab keine Angst. Vertrau mir, es ist sicher.
Seine Worte waren damals so sanft gewesen, genau wie jetzt, genau wie vor Anwars Haus.
Es ist nicht egal.
Dieser einfache Satz bedeutete mir so viel, dass ich sie immer bei mir trug. Er hatte es gesagt, so ernst. Meine Erinnerungen waren nicht egal, ich war nicht egal.
    „Das nächste Mal beiße ich ihn“, grollte Pal, und sah mich dann leicht besorgt an, wusste er doch, wie ich auf Nähe reagierte. „Alles in Ordnung mit dir?“
    „Du hättest ihn nicht wegbeißen müssen“, sagte ich leicht aggressiv, und war darüber wohl nicht weniger erstaunt als er. Aber es stimmte, ich war eigentlich nur … überrascht gewesen. Von Veiths Seite aus hätte ich niemals mit sowas gerechnet.
    Pal und ich sahen uns einfach nur an, und in dem Moment, als ich zu einer Entschuldigung ansetzen wollte, weil ich ihn so angefahren hatte, hörte ich nur ein lautes „Ich habe Hunger!“, von Julica, das wohl selbst einen Siebenschläfer im Winter geweckt hätte.
    „Dann lasst uns jagen“, kam es von Tyge.
    Ich seufzte, und rappelte mich auf die Beine. Zum Glück tat das Knie nicht wirklich weh, nur ein leichtes Pochen. Damit würde ich problemlos jagen können. „Na wenn es sein muss.“
    Das brachte mir mehrere verwunderte Blicke ein.
    „Waaas?“, fragte ich genervt. „Glaub ihr ich könnte das nicht? Djenan hat mir eine Menge beigebracht, auch das.“ Das ich nicht mit ihnen zusammen essen würde, musste ich ihnen ja nicht unter die Nase reiben, aber ich wollte nicht wieder zurückgelassen werden, nicht wenn ich daran dachte, was das letzte Mal passiert war. Zwar konnte ich in der Zwischenzeit besser auf mich aufpassen, und den Weg gestern hatte ich auch allein zurückgelegt, aber wirklich wohl hatte ich mich  nicht dabei gefühlt.
    Tyge brummte nur ein „Na dann los“, setzte sich in Bewegung, und ignorierte Julica, die aufgedreht wie ein Welpe um ihn herum hüpfte. Ihr schien nicht bewusst zu sein, dass sie eine erwachsene Frau war, oder es interessierte sie einfach nicht.
    Eine Weile schlichen wir schweigend durch den Wald, horchten, witterten, achteten auf Bewegungen im Unterholz, die verrieten, wo wir – oder besser, sie – etwas zu fressen fanden, aber ein Tier auszumachen, das vier hungrige Wölfe satt bekam, war gar nicht so leicht zu finden. Es dauerte bestimmt eine halbe Stunde, als Tyge plötzlich verharrte, die Ohren aufstellte, und auf etwas rechts von uns lauschte.
    Ich tat es ihm gleich, richtete die Ohren auf, und sog die Gerüche um mich herum ein. „Ein Wildschwein.“
    „Unser Mittagessen“, spöttelte Pal, und schlich weiter nach vorne.
    Tyge machte mit der Schnauze eine Bewegung, woraufhin die Wölfe sich aufzuteilen begannen. Tyge und Pal schlichen nach links, Veith und

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