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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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mir direkt in die meinen.
    War ja klar dass er nicht schlief. Hätte ich mir eigentlich gleich denken können. „Ich hatte die Wahl zwischen dir und Kovus Beinen.“
    „Hast du was gegen meine Beine?“, murmelte eine schläfrige Stimme an meinem Bauch. Sein Atem kitzelte beim Reden, und ich musste mich beherrschen nicht zu kichern, was vielleicht auch in einer Hysterie geendet hätte, denn ich lag hier nach wie vor halb unter fünf Werwölfen begraben.
    „Nein“, sagte ich ohne den Blickkontakt mit Veith zu brechen, „bloß gefiel mir die haarige Aussicht nicht so gut.“ Es rumpelte leicht an meinen Beinen, als Tyge leise lachte. Ich stützte mich auf die Ellenbogen. „Wenn ihr alle schon wach seid, warum benutzt ihr mich dann weiter als Kopfkissen?“
    „Julica schläft noch“, nuschelte Kovu.
    „Tut sie nicht, aber würde sie gerne“, murmelte Julica in Tyges Rücken.
    Pal richtete sich gähnend auf, und streckte die Arme über den Kopf, bis sie knackten. „Zeit einen Happen zu sich zu nehmen.“
    Gott, nicht nur, dass er kaum dass er die Augen aufschlug was essen konnte, er war auch noch ein Morgenmensch, äh Wolf. Das war echt schrecklich. Und noch viel schlimmer war, dass er bei der Menge die er verschlang kein Gramm zunahm. Das war so was von ungerecht. „Wie kannst du direkt nach dem Aufstehen ans Essen denken?“
    „Ich bin ja noch gar nicht aufgestanden.“ Er erhob sich. „Jetzt bin ich aufgestanden. Möchte sonst noch jemand etwas aus dem Kühlschrank?“
    Ein schläfriges Kopfschütteln von allen war Antwort genug.
    „Auch gut, aber glaubt ja nicht, dass ihr etwas von mir abbekommt.“ Mit wiegendem Schritt verschwand er durch die Tür. Man, wie konnte jemand um diese Zeit nur schon so viel Energie aufbringen, erst recht nach dieser durchwachsenen Nacht. Das war mir einfach nur unverständlich.
    Veith zupfte an meinen Armen, eine Aufforderung mich wieder hinzulegen, der ich nur zögernd nachkam, weil ich mich mal wieder fragen musste, was in seinem Kopf vor sich ging. Dieses Verhalten passte so gar nicht zu ihm, das war völlig ungewohnt.
    Er mag dich,
kam mir plötzlich Kovus Stimme in den Sinn. Aber klar doch. Das war ein Wunschtraum, mehr nicht. Aber, warum sollte ich mir das wünschen? Mist, jetzt war ich schon wieder verwirrt, und es wurde auch nicht besser, als Veith seinen Kopf an meiner Schulter bettete, eine Berührung, die genauso selten wie wertvoll für ihn war. Und somit auch für mich. Er tat das nicht oft, das war mir schon aufgefallen. Eigentlich nur bei seinem Vater und Kovu. Warum also machte er das plötzlich bei mir? Das wurde ja immer verwirrender.
    Seine Hand kam neben meinem Kinn zur Ruhe, und dieser Blick mit dem er mich bedachte, beschleunigte meinen Herzschlag.
    Okay, ich konnte sagen was ich wollte, ich mochte diesen Kerl trotz seiner Ecken und Kanten – oder gerade deswegen? Wirklich klasse, das hatte mir gerade noch gefehlt. Im Moment hatte ich den Kopf ja noch nicht voll genug, als das da nicht noch ein wenig Platz für einen … naja, lassen wir das. „Ich fühle mich ziemlich eingeengt“, murmelte ich, um mich auf andere Gedanken zu bringen.
    „Du wolltest ja beim Rudel schlafen“, sagte Veith nicht lauter als ich. Trotzdem wusste ich, dass alle im Raum uns hören konnten. Ja, ich war lernfähig.
    „Was heißt hier wollen? Du hast mich geradezu dazu getriezt, mich hier hinzulegen.“
    „Hör auf dich zu beklagen, ich will noch schlafen“, beklagte sich Julica.
    „Warum?“ Kovu setzte sich auf, und strich sich mit der Hand über den Kopf, so dass die Haare, die sich aus seinem Zopf gelöst hatten, in alle Richtungen abstanden. Ein wirklich niedlicher Anblick. „Schönheitsschlaf ist bei dir sowieso hoffnungslos.“
    Julica knurrte. „Pass auf was du sagst, Grünschnabel, sonst schick ich dich mit einem Arschtritt zurück in die Kindergruppe.“ Und damit ging das Geplänkel zwischen den beiden richtig los. Ich bekam es nur am Rande mit, war gefangen in Veiths Blick. Wortlos teilte er mir mit, was er von dem Kinderkram hielt, und ich fragte mich, ob er jemals so unbefangen und ausgelassen wie andere Kinder gewesen war. Ich konnte mir richtig vorstellen, wie er schon als kleiner Junge abseits der anderen saß, eine Falte in dem jungen Gesicht, und stumm ihr Verhalten analysierte.
    Julica war dazu übergegangen Kovus Jagdkünste zu kritisieren, woraufhin er sie an eine Geschichte mit einem Wildschwein erinnerte, die sie für eine Sekunde verstummen

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