Jenseits des Spiegels
durfte man doch ein wenig enttäuscht sein.
„Weißt du was ich immer mache, wenn ich Aufmunterung brauche?“
„Du reist einen schlechten Witz auf meine Kosten?“
Sein Gesicht wurde von diesem halben Lächeln erhellt, das nur einen Hauch seiner Zähen preisgab. „Nein, das tu ich nur, wenn ich gute Laune habe. Wenn ich schlechte Gedanken zerstreuen will, dann gehe ich in die Küche, und vergreife mich an dem Kühlschrank.“
„Essen?“
„Ja klar, ist ein Allheilmittel.“
Aber sicher doch. „Nur für jemanden wir dich, der nie auch nur ein Gramm zunimmt.“ Im Gegensatz zu Normalsterblichen wie mir. Obwohl sich an dieser Stelle die Frage stellte, war ich noch normalsterblich? Das wäre wirklich mal interessant zu wissen.
„Na los, komm schon“, spornte Pal mich an. „Hey, du hattest mir doch mal versprochen, mich zu bekochen, das könntest du doch jetzt machen. Dann würdest du sicherlich auf andere Gedanken kommen.“
„Jetzt noch? Es ist fast Mitternacht.“
„Na und? Grübeln kannst du auch morgen noch.“ Er drückte mich an sich, was das gerade Laufen nicht wirklich einfach machte. „Oder hast du heute noch etwas Besseres vor, als einen armen, verhungernden Lykaner zu füttern?“
„Du bist weder arm, noch am verhungern“, teilte ich ihm völlig ungerührt mit.
„Heißt das, ich muss mit leerem Magen ins Bett gehen?“
„Nein, natürlich nicht.“
Er strahlte.
„Geh in die Küche, der Kühlschrank ist immer gut gefüllt.“
Und genauso schnell ging die Sonne in seinem Gesicht wieder unter.
Das war echt voll süß. „Na gut“, ließ ich mich erweichen. Diese Betroffenheit war ja nicht mit anzusehen, und da er mich immer noch im Arm hatte, konnte ich leider auch nicht so einfach weggehen.
„Wirklich?“
„Hab ich doch gerade gesagt.“
Eine Sekunde später verlor ich den Kontakt zum Boden, da er seiner Freude Ausdruck verlieh, indem er mich einmal durch die Luft wirbelte. Ich lachte, und erklärte ihm, dass er nicht so übertreiben sollte, schließlich ging es hier nur um ein Essen, aber er ließ sich in seiner Freude nicht beirren, schleppte mich dann fast in die Küche, und stellte mich direkt vor dem Kühlschrank ab, als befürchtete er, ich könnte es mir sonst noch einmal anders überlegen.
Ich kramte ein wenig in den Schränken herum, machte mich mit allem vertraut, und entschied mich dann für eine Variante von Toast Hawaii. Das würde zwar nicht wie das Original werden, weil es hier sowas wie Ananas nicht gab, aber ich konnte auch mit einer ähnlichen Frucht arbeiten. Glusglu, das würde sicher auch schmecken. Und wenn nicht? Naja, Pal schaufelte sowieso alles in sich hinein. Brot nahm ich ganz normales, dass ich mit einem Schinken und jeder Menge Käse belegte. Danach schob ich das Ganze in den Ofen, und konnte nur darauf hoffen, dass ich ihn auch richtig eingestellt hatte. Die ganzen magischen Geräte bereiteten mir manchmal Probleme. War ja auch nicht so, dass mir hier jemand eine Gebrauchsanweisung in die Hand drückte, in der ich alles nachlesen konnte. Wenn also Kohle aus dem Ofen kommen sollte, konnte ich die Schuld ganz ohne Gewissensbisse von mir weisen.
Die ganze Zeit wuselte Pal um mich herum, klaute mir die Zutaten – teilweise auch direkt vom Brot –, und fütterte auch mich damit. Langsam kam ich wirklich auf den Gedanken, dass die Werwölfe nicht glücklich sein konnten, wenn sie mich nicht vollstopften.
„Das reicht jetzt“, sagte ich, als Pal mir schon wieder ein Stück Käse in den Mund schieben wollte. „Wenn ich noch einen Bissen zu mir nehme, dann ist ja gar kein Platz mehr für das Essen.“
„Nicht schlimm, ich esse die auch alleine.“
Das glaubte ich ihm glatt. „Vergiss es, ich will auch eines haben.“ Ich schob ihn samt seinem Stück Käse von mir, und begann damit die übriggebliebenen Zutaten zurück in den Kühlschrank zu räumen.
„Aber du hast nur sechs gemacht!“, beschwerte er sich.
„Ja, für jeden einen, oder meinst du, die anderen wollen nichts essen?“ Ich ließ mir die angebrochene Verpackung mit dem Schinken reichen, und räumte sie in den Kühlschrank.
„Was interessieren mich die anderen? Ich habe Hunger.“ Er grinste verschmitzt. „Und eigentlich hatte ich gehofft alleine in den Genuss deiner Kochkünste zu kommen.“
Oh man. „Du bist ein ganz schöner Süßholzraspler.“ Den Käse bekam ich als nächstes in die Hand.
„Nein, bin ich nicht, ich hab es genauso gemeint, wie ich gesagt
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