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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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habe.“
    Lächelnd drehte ich mich zu ihm zurück, hatte wieder mit einem Scherz seinerzeit gerechnet, aber er sah mich völlig ernst an. Okay, ich hatte nicht den leisesten Schimmer, was das jetzt schon wieder zu bedeuten hatte, aber bitte. „Okay.“ Ich schloss die Kühlschranktür, und stellte mich vor ihn, zwar musste ich auch nach oben gucken, aber nicht so weit wie bei Djenan – der Kerl war wirklich ein Riese. „Lass mich nur einmal abbeißen, dann kannst du auch mein Toast haben“, machte ich ihm den Vorschlag. Hunger hatte ich zwar keinen mehr – dafür hatte ich in der letzten halben Stunde einfach zu viel gefuttert –, aber probieren wollte ich meine eigene Kreation dann doch.
    Pal neigte den Kopf, und musterte mich mit einem eigenartigen Blick. „Du teilst dein Essen mit mir?“
    „Ähm … klar, ist ja nichts dabei.“ Das machten die Lykaner doch die ganze Zeit untereinander. „Aber einen Bissen will ich haben.“ Nur um das noch einmal klarzustellen. Ich wollte unbedingt wissen, wie Glusglu anstatt Ananas schmeckte.
    „Nein“, sagte Pal, und legte seine Hand auf meine Wange, und trat noch einen Schritt näher an mich heran. Sein intensiver Blick bohrte sich in meine Seele. „Wir teilen nicht, wir klauen uns das Essen gegenseitig.“
    Das war mal ein wahres Wort. Tischmanieren waren bei den Lykanern so gut wie nicht vorhanden. Da könnten die noch so einiges lernen.
    „Oder wir geben einem anderen etwas, aber wir teilen selten.“
    Ähm … war teilen und geben nicht dasselbe? So wie er es betonte war die Antwort hier wohl nein, doch was genau das bedeutete, entging mir. Auf einmal bekam ich ein ganz komisches Gefühl, ein merkwürdiges Kribbeln im Bauch, das sich auch noch verstärkte, als er sich zu mir vorbeugte. Er wollte doch nicht etwa … „Pal, was machst du da?“ Warum klang meine Stimme auf einmal so atemlos? Und warum hüpfte mir das Herz bis in die Kehle?
    „Mich bedanken.“ Seine Lippen waren nur noch ein Hauch von meinen Entfernt, und ich wusste nicht so recht was ich tun sollte. Wie war die Stimmung so plötzlich umgekippt? Aber viel wichtiger, wollte ich das auch? Ich hatte mir bisher keinerlei Gedanken darüber gemacht, aber seinen warmen Atem so auf den Lippen zu spüren machte mich neugierig. Wie würde er schmecken? Würde es mir gefallen?
    Plötzlich wurde mir die Bedeutung dieses Augenblicks klar, dies wäre mein Erster Kuss. Vielleicht nicht wirklich der erste, aber der erste an den ich mich erinnern könnte.
    Sein Mund war so einladend, nur noch ein Hauch von mir entfernt, ich konnte seine Körperwäre spüren, die Hand die in meinen Nacken wanderte. Sollte ich wirklich?
    Irgendwo im Haus schlug eine Uhr zur vollen Stunde.
    Mitternacht.
    Und dann hörte ich das Knurren.
     
    °°°°°

Tag 68
    Erschrocken wich ich so ruckartig von Pal weg, dass ich ausrutschte, und wenig elegant auf meinem Allerwertesten landete. Ein Schmerz zog mir die gesamte Wirbelsäule herauf, doch mein Blick galt dem Lykaner im Türrahmen, der ziemlich angepisst aussah.
    Veith in seiner ganzen, erschreckenden Natur.
    Dazu blieb nur noch eines zu sagen: Ertappt.
    Ich fühlte wie die Hitze in meine Wangen schoss. Die Verwandtschaft zu einer Tomate war in diesem Augenblick nicht mehr ausgeschlossen. „Ich …“ Ja was ich? „Ich hab essen gemacht“, sagte ich ziemlich lahm, und schlug mir innerlich gegen die Stirn.
    „Das habe ich gesehen“, kam es trocken von der Tür.
    Ich wagte es weder ihm noch Pal in die Augen zu sehen. Was mochten sie jetzt nur von mir denken? Das war so peinlich! Aber eigentlich hatte ich doch nichts Falsches gemacht. Wahrscheinlich war Veith nur so angepisst, weil ich mich an seinen Cousin rangemacht hatte, obwohl das ja hauptsächlich von Pal ausgegangen war, nur um das mal klar zu stellen – auch wenn ich ja nicht gerade abgeneigt gewesen war. Rudel ging über alles, und ich gehörte nicht dazu. Veith fand es wahrscheinlich einfach nur frevelhaft von mir, dass ich mich versuchte auf diese Weise hineinzudrängen, auch wenn dem ja eigentlich gar nicht so war.
    „Ich hab auch was für dich gemacht“, sagte ich vorsichtig, versuchte ihn damit friedlich zu stimmen. Leider war Veith ein sturer Ignorant. Mir hätte also gleich klar sein müssen, dass es nichts brachte.
    „Kein Bedarf“, waren seine einzigen Worte, dann wandte er sich ab, und verschwand aus der Küche.
    Ich konnte hören, wie er durch den Flur ging, und sich immer weiter entfernte, wagte es

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