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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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aber immer noch nicht, meinen Blick zu heben. Pal war noch da. Seine Anwesenheit nahm ich so stark wahr, als würde ich ihn berühren, aber ich hatte in diesem Moment absolut keine Peilung, wie ich mich verhalten sollte. Ich hatte ihn fast geküsst, oder er mich, war ja auch egal. Wie hatte das nur passieren können?
    „Talita?“, fragte Pal vorsichtig.
    Gott, das war so … ahgrrr! „Ja?“
    „Möchtest du nicht von Boden aufstehen?“
    Eigentlich nicht, eigentlich wollte ich in diesem Moment einfach nur alleine sein. Warum nur machte es mir ein schlechtes Gewissen, dass Veith das kleine Zusammenspiel gesehen hatte? Ich hatte ja nichts verbrochen. Es war einfach aus der Situation heraus geschehen.
    Als Pal sich neben mich hockte, und die Hand nach mir ausstreckte, stand ich hastig auf, und wich ihm aus. Im Moment wollte ich mich nicht von ihm berühren lassen. Nicht dass ich glaubte, er habe etwas falsch gemacht, ich brauchte nur einfach Zeit meine wirren Gedanken ein wenig zu ordnen. „Das Essen müsste in ein paar Minuten fertig sein. Nimm es dir einfach. Ich muss … ich sollte … ich gehe jetzt besser“, sagte ich fahrig, ohne ihm in die Augen zu sehen, und verschwand eilends aus der Küche.
    Gott, ich war so dämlich. Ich hätte das nicht zulassen dürfen. Wäre ich gleich einen Schritt zurückgetreten, hätte Veith uns nicht erwischen können.
    Ich hab doch gar nichts gemacht!
    Aber es sah so aus, und das war hier das Problem. Verdammt, ich hätte das sofort unterbinden müssen. Pal und ich waren doch Freunde – so mehr oder weniger –, und unter Freunden machte man sowas nicht. In jeder billigen Fernsehserie konnte man sehen, wohin solche Beziehungskisten führten. Oh man, was ich wieder für einen Schwachsinn dachte.
    Ich rieb mir mit den Händen übers Gesicht, ohne meinen Schritt zu verlangsamen. Erst an meiner Zimmertür wurde ich ein wenig ruhiger. Hier konnte ich mich entziehen, einen Moment verschnaufen. Hier …
    „Ah, da bist du ja endlich, ich hab schon angefangen mich zu langweilen.“
    … saß Kovu auf meinem Bett. Hä? „Was hast du hier zu suchen? Das ist mein Zimmer!“
    Der Kleine blinzelte mich über meinen harschen Ton unsicher an. „Ich wollte nur … tut mir leid, ich geh schon.“
    Na toll, jetzt hatte ich den angefahren, der am allerwenigsten etwas für meine Dummheit konnte. „Nein, ist schon gut“, stoppte ich Kovu, als er schon die Beine aus meinem Bett schwang. Mist, der Kleine traute sich ja nicht mal mehr, mir in die Augen zu sehen. Ich sollte wirklich ein wenig darauf achten, an wem ich meine Launen ausließ. „Ich wollte dich nicht so anfahren.“ Eine schwache Entschuldigung, aber besser ging gerade nicht.
    Ich schloss meine Zimmertür, und setzte mich neben den Kleinen aufs Bett – ich sollte mir einen neuen Spitznamen überlegen, denn Klein war anders. „Tut mir leid“, entschuldigte ich mich nochmal.
    Zögernd sah er mich an, so ganz anders als sonst, unsicher. „Was ist denn los?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Ich hab Mist gebaut, das ist los.“
    Vorsichtig, als wollte er sich vortasten, ob er das auch durfte, legte Kovu mir seine Hand auf meine in meinem Schoß, und drückte sie leicht. Berührungen spenden Trost, sowas in der Richtung hatte Pal doch mal gesagt. Oh Pal. Verfluchter Mist.
    „Willst du darüber reden, oder soll ich dich lieber alleine lassen?“
    Ob alleine so viel besser war, wusste ich nicht, denn könnte ich mich wieder nur mit meinen Gedanken beschäftigen. Das hatte ich zwar gewollt, aber jetzt kam mir das nicht mehr richtig vor. Dann müsste ich nachdenken, mich der Sache stellen. „Kovu, was ist der Unterschied zwischen Essen geben, und Essen teilen?“ Das wollte mir nämlich immer noch nichts so ganz in den Kopf, und das war ja eigentlich der Auslöser für diese ganze Miesere gewesen.
    Diese Frage überraschte den Kleinen. „Naja, Essen geben tun wie eigentlich bei jeder Mahlzeit, ich habe dir auch schon was gegeben, aber ganze Stücke. Teilen ist etwas anderes, privateres. Ein Stück das ich zu zwei mache, damit zwei Leute von demselben Stück essen können. Das machen wir nur, wenn der andere uns etwas bedeutet, mehr als Freundschaft. Verstehst du?“
    Ich verstand, deswegen gab es da nur noch eines zu sagen. „Scheiße.“
    „Warum scheiße, was hast du getan?“
    „Nur Mist.“ Wie hätte ich das denn auch wissen sollen? Für mich hatte das nicht so eine große Bedeutung, es war nur Essen. „Nimmt man immer an, wenn

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