Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
Vom Netzwerk:
können, nicht wenn ich Veith dabei wieder so nahe gewesen wäre. Dass ich nun hier oben auch kein Auge zugetan hatte, war der größte Witz an der Sache gewesen. Nicht dass die Angst aus dem Baum zu fallen mich wachgehalten hätte, es waren einfach die Gedanken, die mir keine Ruhe ließen. Wie eine Endlosschleife kreisten sie in meinem Kopf.
    Es war bereits Stunden her, ja eine ganze Nacht lag zwischen dem Kuss und dem Jetzt, und trotzdem wusste ich immer noch nicht, wie ich mich Veith gegenüber nun verhalten sollte.
    Natürlich hatten Tyge und Pal komisch geguckte, als ich ihnen mitteilte, dass ich nicht bei ihnen pennen würde, aber nach meiner Erklärung, dass ich nach dem gestrige Tag einfach ein bisschen für mich sein wollte hatten sie nichts weiter dazu gesagt. Es war davon auszugehen, dass sie meine Ausrede glaubten, nur Veith wusste es besser, und der hatte es einfach still akzeptiert. Was hatte ich auch anders erwartet?
    Seufz.
    „Talita?“
    Bei Veiths leise Stimme, fiel ich vor Schreck fast aus dem Baum. Hastig griff ich nach dem nächsten Ast, und verrenkte mir fast den Hals, als ich den Kopf eilig herumwirbelte. Es knackte laut, au. Das war bestimmt nicht gesund für meine Nackenwirbel.
    Dort unten, neben dem Baum stand Veith, und blickte zu mir nach oben. Die anderen beiden schliefen noch, jedenfalls hatte es den Anschein. Geschlossene Augen, gleichmäßige Atmung, Tyge schnarchte sogar leise.
    „Kannst du runterkommen? Ich möchte mit dir reden.“
    Reden, klasse. Ich wollte nicht reden, im Moment war reden voll negativ. Was ich wollte war eine Wiederholung, die ich niemals bekommen würde. Seufz. Ich wandte den Kopf ab, und blickte in meinen Schoß. „Ist schon okay, ich weiß dass es nur ein Ausrutscher war.“ Etwas das nie wieder passieren würde – leider. „Mach dir keinen Kopf darum.“ Ich zwang mich zu einem Lächeln, bevor ich ihn wieder ansah, und glaubte davon einen Krampf im Gesicht zu bekommen. „Alles okay zwischen uns.“
    „Nein, ist es nicht.“ Er neigte den Kopf auf eine sehr hündische Art leicht zur Seite. „Bitte komme herunter, ich möchte mit dir reden.“
    Aber ich wollte nicht reden, das würde es nur noch schlimmer machen, da war ich mir sicher. Vergessen und einfach weiter machen wäre das Beste, aber nicht reden. „Veith, du brauchst dir wirklich keine Mühe geben, ich weiß dass es nichts zu bedeuten hatte, es war einfach nur …“ Ich suchte nach dem richtigen Wort, aber da es mir nicht einfallen wollte, wandte ich einfach nur den Blick ab. „Es ist okay, wirklich.“
    „Bitte, Talita, ich möchte mit dir sprechen.“
    Mist, wie sollte ich ihm das ausschlagen? Sonst war er doch auch so wortkarg, bekam kaum den Mund auf, warum jetzt nicht? Das war ungerecht! Und doch erwischte ich mich kaum eine Sekunde später dabei, wie ich mich von der Astgablung erhob, und langsam herunterkletterte. Ich sah ihn nicht an, als ich unten ankam, weil ich nicht wusste, was sich in meinem Gesicht wiederspiegelte. Klar, das Fell und die katzenartigen Züge verdeckten einen Teil meiner Gefühle, aber nicht alles, und ich wollte ihm auf keinen Fall zeigen was mit mir los war, nur damit er mich dann abwimmeln konnte. Ich wusste auch so, dass mit mir etwas nicht stimmte – und damit meinte ich nicht nur meine Erinnerung, und den ganzen anderen Kram.
    „Komm mit.“ Veith trappe voran, und ließ den kleinen Fleck, den wir uns für die Nacht ausgesucht hatten, schnell hinter sich. Von hier aus war es nicht mehr weit bis zum Waldrand, und weiter nach Sternheim, aber es war spät geworden, und wir waren alle müde gewesen.
    Nachdem ich noch einen schnellen Blick auf Pal und Tyge geworfen hatte, folgte ich ihm zögernd, aber die beiden schliefen immer noch den Schlaf der Gerechten. Die Glücklichen.
    Ich sah Veith nicht, aber er hatte eine deutliche Fährte hinterlassen, der ich problemlos nachlaufen konnte. Der Wald war noch ziemlich ruhig, erwachte erst nach und nach zu neuem Leben. Es war noch dunkel, und überall lauerten Schatten, in denen die Monster dieser Welt hockten. Ob der Tigerwolf auch noch im Wolfsbaumwald war? So genau wollte ich eigentlich gar nicht darüber nachdenken. Die Vorstellung allein war einfach … gruselig, und trieb meinen Puls gleich wieder etwas höher. Nein, auf eine weitere Begegnung konnte ich wirklich verzichten.
    Nicht weit entfernt fand ich Veith, wie er mit geschlossenen Augen an einem kleinen Bachlauf saß, und auf die Geräusche der Natur

Weitere Kostenlose Bücher