Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
Vom Netzwerk:
euch unterbrechen zu müssen, aber Tyge möchte bald aufbrechen, und ich sollte euch holen.“
    „Wir kommen gleich.“ Veith, völlig ruhig und entspannt, als wäre nichts gewesen.
    „Aber lass euch nicht zu viel zeit, sonst kommt Tyge, und holt euch selber, Testiculus.“ Das letzte Wort betonte sie sehr nachdrücklich, und rief mir damit wieder das in Erinnerung, was Kovu einmal zu mir erzählt hatte. Er hatte das Zölibat gewählt, warum auch immer, aber es schien auch eine gewisse Pflicht damit verbunden zu sein, eine Pflicht, die dies hier verbot.
    Julica drehte sich um, und verschwand kurz darauf im Dickicht des Waldes.
    Veith blieb einfach stehen, und sah ihr nach, selbst als sie schon verschwunden war, wandte er sich nicht vom Waldrand ab, aber er wirkte jetzt deutlich angespannter, als noch … naja, vorher, wo wir jeglichen Sinn und Verstand ausgeschaltet hatten.
    Dreh dich um, komm schon. Sag was, tu was, irgendwas.
Er tat es, und ich wünschte er hätte es nicht getan. Seine Mimik war … praktisch nicht vorhanden. So ausdruckslos wie bei unserer ersten Begegnung. Egal was gerade zwischen uns gewesen war, es war vorbei, bevor es hatte richtig anfangen können.
    Er sagte nichts, und so fühlte ich mich gezwungen, das Schweigen zwischen uns zu brechen, auch wenn es schmerzte, als würde ich ein Stück von meinem Herzchen mit rausreißen. „Ich … tut mir leid, da sind wohl meine Hormone ein wenig mit mir durchgegangen.“ Ich versuchte eine unbeschwerte Maske aufzusetzen, was dem Gefühl nach eher in einer Grimasse endete. „Es wird nicht wieder vorkommen.“ Eilig wandte ich mich ab, und schritt davon. Erst als ich die ersten Bäume hinter mir gelassen hatte, begann ich zu rennen. Er versuchte nicht mich aufzuhalten, und das war wohl das Schlimmste daran.
     
    °°°
     
    Wütend wischte ich eine Träne von meiner Wange, und stampfte mit einem kleinen Umweg zurück zur Schlucht. Die anderen mussten nicht sehen, in was für einem Zustand ich mich befand. Wie sollte ich das auch erklären?
    Ich war wirklich dumm. Dümmer als dumm. Ein richtiger idiotischer Dummbeutel, mit einer extra Portion Dummheit obendrauf. Auf einmal stand mir alles klar vor Augen. Nach diesem Erlebnis wusste ich, warum ich in den letzten Tagen in Veiths Gegenwart ständig Herzrhythmusstörungen bekommen hatte: Ich hatte mich verknallt, ausgerechnet in Veith! Darum hatte es mich auch so gestört, dass er mich mit Pal in der Küche gesehen hatte, darum machte mein Herz immer diesen seltsamen Hüpfer, wenn er mich ansah, und aus diesem Grund glaubte ich auch, dass nach seiner kalten Abfuhr in meiner Brust nichts als Scherben zurückgeblieben waren – jedenfalls fühlte es sich für mich so an.
    Wie hatte das nur passieren können? Wann war es geschehen, und warum ausgerechnet er? Nicht dass ich jetzt eine Romanze gebrauchen könnte, aber da gab es noch so viele andere Kerle, allen voran Pal, aber nein, ich musste mir ausgerechnet den aussuchen, der im Zölibat lebte, und schon vom ersten Moment nicht gut auf mich zu sprechen gewesen war. Zwar hatte sich unser Verhältnis in den letzten Tagen gebessert, aber sowas hatte nicht passieren sollen, nicht bei ihm! Und wie er mich angesehen hatte, dieser Blick, es tat schon weh, nur daran zu denken.
    Was sollte ich den jetzt machen?
    Eine weitere Träne bahnte sich ihren Weg in die Freiheit, nur um von mir mit einer ungeduldigen Bewegung weggewischt zu werden. Noch immer konnte ich seine Lippen auf meiner Haut spüren, seine Hände. Meine Nase war noch erfüllt mit seinen Geruch, und das machte es nicht gerade leichter. Schieße, das alles, diese ganze Situation war einfach nur Scheiße!
    Als sich mir ein Schluchzen entrang, blieb ich stehen, vergrub das Gesicht in den Händen, und gab meinen Tränen einen Moment Zeit. So konnte ich den anderen nicht unter die Augen treten. Sie würden wissen wollen, was geschehen war, und das konnte ich ihnen ja wohl schlecht sagen. Klar, Julica hatte es gesehen, aber sie musste ja nicht noch mehr wissen. Ich wollte nicht, dass sie oder einer der anderen von meiner übergroßen Dummheit erfuhr. Nicht sie, nicht Pal, Tyge, oder Kovu, und schon gar nicht Veith – er am allerwenigstens. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was geschehen würde, wenn er von meiner durchgedrehten Gefühlswelt erfuhr. Dass er nicht dasselbe empfand, war mir klar, ich hatte es in seinem letzten Blick gesehen. Für ihn war es etwas ganz anderes gewesen.
    Klar, er lebte seit was

Weitere Kostenlose Bücher