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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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vom Boden zu lösen, ihn zu verlassen, wenn auch nur, um zu den anderen zu gehen.
    „Es tut mir leid, Talita, ich möchte nicht dass sich zwischen uns etwas ändert, nicht deswegen.“
    „Willst du mir damit sagen, dass du mich magst?“ Nur halt nicht so, wie ich es gerne hätte.
    „Ja.“
    Nur ein einfaches Wort, doch es sagte alles, und gleichzeitig doch gar nichts. „Ich habe bereits gesagt, dass zwischen uns alles okay ist.“
    Er neigte seinen Kopf leicht zur Seite, den Blick eindringlich auf mich gerichtet. „Warum nur kann ich dir deine Worte nicht glauben?“
    Wahrscheinlich weil sie erstunken und erlogen waren. „Weil du von Natur aus sehr misstrauisch bist?“ Auch ich neigte den Kopf.
    Lange sah Veith mich einfach nur an, und ich konnte in diesem Blick einfach nur versinken, doch ich verbot es mir – hier zu einem Häufchen Wachs zusammenzuschmelzen wäre wohl ein deutlicher Beweis gegen meine Worte. „Wusstest du, dass dein linkes Auge zuckt, wenn du lügst?“
    Ähm …  nein, das war mir neu. „So, tut es das?“
    Darauf bekam ich keine Antwort. Ich wollte auch keine, da es eine rhetorische Frage gewesen war. Trotzdem überkam mich mal wieder das Bedürfnis mich zu erklären – auch wenn ich dazu eigentlich überhaupt keinen Grund hatte. „Der Kuss hat mir gefallen“, gab ich zu, und hoffte, dass ich nicht so rot war, wie ich mich fühlte. Hoffentlich verbarg das Zwielicht des Morgens das Meiste. „Das ist alles.“ Ich wich seinem Blick aus. Man, warum fühlte ich mich plötzlich nackter als unter der Dusche?
    „Auch mir hat er gefallen“, gab Veith zögernd zu, und ich dachte mich trifft der Schlag. Veith redete über seine Gefühle? Wo war das fliegende Schwein? „Aber es wird keine Wiederholung geben.“
    Ah, dahinten war es ja, und stürzte gerade in halsbrecherischer Geschwindigkeit dem Boden entgegen. Heute Abend würde es wohl Spanferkel geben. „Das habe ich mir bereits gedacht.“ Ich zog meine Knie fester an mich, und bettete den Kopf darauf. Alles was er gesagt hatte, wusste ich bereits vorher. Naja, bis auf die Tatsache, dass ihm der Kuss gefallen hatte. Gegen meinen Willen schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Wenn ich nur herausbekam, was ein Testiculus genau war, wenn ich ihm zeigen würde, dass es auch noch einen anderen Weg gab, und wenn ich ihn dazu bringen könnte, dass auch sein Herz ein wenig schneller schlug, wenn er mich sah, dann würde ich vielleicht … was? Ihn dazu bringen mich auch zu lieben?
    Wach auf Talita, das ist nichts als ein Wunschtraum.
    Wahrscheinlich. Veith würde niemand zu etwas bringen, dass er nicht auch selber so wollte. Er musste von sich aus kommen, und bis das passierte, würden Schweine wirklich fliegen können.
    Als Veith seinen hellbraunen Schädel an meinen Arm schmiegte, sah ich ihn etwas verdattert an. Was war denn nun schon wieder los?
    „Du solltest dich hinlegen und ein wenig schlafen.“
    „Ich glaub nicht, dass ich jetzt schlafen kann.“ Denn auch wenn ich die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte, kreisten die Gedanken noch immer wild in meinem Kopf, und ließen mich einfach nicht zur Ruhe kommen. Und mit ihm neben mir, war es auch nicht viel einfacher.
    „Versuch es.“ Er stupste mich mit der Nase an. „Ich bleibe bei dir.“
    Als wenn das mir helfen würde. Dennoch lehnte ich mich an Veith, als er sich neben mir lang machte, vergrub meine Hände in seinem dichten Fell, sog sein Geruch ein, als wäre es meine ganz persönliche Droge, und genoss seinen Herzschlag unter seiner Wärme. Vielleicht würde ich ihm nie so nahe kommen, wie ich es mir im Augenblick wünschte, aber das hier war immer noch besser als gar nichts.
    Ich schloss die Augen, und mit seiner gleichmäßigen Wärme unter mir schaffte ich es wirklich noch ein paar Stunden wegzudämmern – genau wie er.
    Es kam mir vor, als seien nur Minuten vergangen, als Pal uns mit einem seltsam nachdenklichen Blick weckte – dabei hatten wir mehrere Stunden geschlafen. Sogar die zweite Sonne stand schon am Himmel, und die hatte immer ein wenig Verspätung.
    Der Weg nach Sternheim war irgendwie bedrückt. Nicht nur zwischen mir und Veith herrschte eine seltsame Spannung – denn trotz des kleinen Gesprächs wussten wir nicht recht wie wir miteinander umgehen sollten –, auch Pal war irgendwie komisch, viel verschlossener und zurückhaltender als sonst. Klar, er war nicht so ein aufdringlicher Scherzkeks wie Kovu, eher nachdenklich, aber nie so

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