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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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Sieh dich doch nur mal um, wir alle berühren uns ständig. Das ist völlig normal für uns, stärkt die Bande, und ist gut für die Seele.“ Ein sanftes Lächeln glitt über seine Züge, ein letztes Streicheln auf meiner Wange, dann ließ er seine Hand wieder sinken. „Es ist okay, wenn du mich berührst. Viel schlimmer finde ich es, wenn du vor mir zurückweichst, weil du Angst davor hast, obwohl ich dir diese Körperprivilegien zustehe, was normalerweise nur dem Rudel vorbehalten ist. Also wenn du jetzt das Bedürfnis nach kuscheln verspürst, komm ruhig zu mir, ich opfere mich gerne.“
    Wie er den letzten Teil sagte, so verrucht und zweideutig, dass ich eine Augenbraue leicht anhob. „Du bist echt schlimm, weißt du das eigentlich?“
    „Ja“, grinste er ohne Scheu. „Und jetzt komm, ich habe Hunger.“
    Meine Wange zuckte, aber ich verbot mir, meine Belustigung zu zeigen. „Ich dachte du wolltest zum Büffet, weil ich noch nichts gegessen habe.“
    „Ja natürlich, aber du glaubst doch nicht, dass ich einfach nur daneben stehe, und dir zugucke.“
    Nein, das glaubte ich wirklich nicht. Nicht wenn ich daran dachte, was für einen Fressalienberg er sich gestern in kürzester Zeit einverleibt hatte.
    Entschlossen zog Pal mich durch die Feiernden, und drängte am Tisch einen älteren Kerl weg, um an etwas zu kommen, dass wie große, rote, wabblige Murmeln aussah. „Hier, probiere mal.“ Und schwupp, hatte ich das Ding ohne jegliches Mitspracherecht im Mund.
    Das war irgendwie glitschig, geschmacklos, bis auf ein ganz leichte Süße, die vom Inneren ausging. Als ich die Murmel mit der Zunge zerdrückte, platzte sie auf, und der flüssige Inhalt ergoss sich in meinen Mund. Meine Geschmacksknospen tanzten Tango. Überrascht riss ich die Augen auf. Ich kostete diesen zuckersüßen Geschmack bis zum letzten Tropfen aus, und konnte nicht wiederstehen mir eine weitere Murmel zu nehmen. „Was ist das? Das ist phantastisch.“ Genießerisch schloss ich die Augen, als die zweite Kugel in meinem Mund zerplatzte.
    „Rothoden.“
    Und so schnell wie ich es mir in den Mund gesteckt hatte, spuckte ich es auch wieder aus. Zum Glück für mich, traf ich dabei niemanden, aber ein paar Blicke bekam ich schon. „Was?!“ Wow, wieder diese quietschige, schrille Stimme, die schien wirklich zu mir zu gehören. Das hörte sich ja fast an wie eine hysterische
Mini Mouse
.
    Pals Lippen verzogen sich zu einem teuflischen Lächeln. „Das sind Früchte vom Hodenstrauch.“
    „Du meinst, es sind keine echten Hoden?“ Oh bitte lass ihn nein sagen, bitte, bitte, bitte.
    „Nein.“
    Gott sei es gedankt. Das hätte ich wohl nie verkraftet. „Und warum nennt ihr die dann so?“ Außer angehende Touristen zu schocken?
    „Musst du das wirklich fragen? Das ist doch selbsterklärend, du hattest sie doch gerade im Mund.“
    „Das ist …“ Ich war sprachlos. Welche Gesellschaft nennte den schon eine Frucht nach einem männlichen Geschlechtsmerkmal? Das war doch einfach nicht zu fassen.
    Pal schien sich an meinem kleinen Aussetzer nicht zu stören. „Sie schmecken, da ist es doch egal woher sie kommen, oder wie sie heißen. Hier.“ Er hielt mir eine weitere ihrer Spezialitäten unter die Nase.
    Dieses Mal beäugte ich sie misstrauisch, bevor ich sie mir einfach einverleiben ließ. „Was ist das?“
    „Nun mal nicht so argwöhnisch.“
    Ich kniff die Augen leicht zusammen.
    Pal seufzte. „Das nennen wir Piru. Es ist ein süßes Gebäck. Boa backt sie. Es schmeckt wirklich lecker.“ Wie um es mir zu beweisen, nahm er sich ein zweites, das er sich in den Mund schob.
    Aber so schnell würde ich nicht wieder Testkoster spielen. Nachher steckte ich mir wirklich noch etwas in den Mund, das dort nichts zu suchen hatte. „Und was genau ist da drinnen?“
    „Maderinnereien.“
    „Nicht witzig“, teilte ich ihm mit, und hoffte gleichzeitig, dass er wirklich nur einen Scherz gemacht hatte.
    Er Seufzte schwer. „Kräuter und Gewürze in einem Teig. Probier doch einfach.“
    Na gut. Vorsichtig nahm ich das Teilchen in die Hand, und begutachtete es von allen Seiten. Es war rund, erinnerte entfernt an einen Muffin mit grünlicher Füllung. Ein feiner Geruch nach Kräutern ging davon aus. Nach kurzem Zögern biss ich, unter Pals belustigten Blick, ein klitzekleines Stück ab. Salzig, pikant, herb. Ein seltsamer Geschmack, aber durchaus gut. Ich schob mir den Rest in den Mund.
    „Na siehst du, war doch gar nicht so schlimm.“
    „Es ist

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