Jenseits des Spiegels
nur … ungewohnt. Sowas kenne ich nicht, jedenfalls nicht das ich wüsste.“
„Nein? Was isst man denn da wo du herkommst?“ Und ein weiterer Piru fand ein Ende in Pals Futterlucke.
„Ach, alles Mögliche. Vielleicht mache ich dir bei Gelegenheit ja mal etwas.“
Er begann zu strahlen wie die Sonne selber. „Wirklich?“
Oh, das war voll süß. „Klar, warum nicht.“
„Heute noch?“
Ein dickes Grinsen zeichnete mein Gesicht. „Meinst du nicht, dass das Essen hier erst mal ausreicht?“
„Nicht wenn du …“
„Paaal!“, rief eine mir bekannte Stimme.
In der Nähe des Lagerfeuers stand die große, rothaarige Rem, und winkte den Fresssack neben mir zu sich. „Komm, wir wollen den Kreis tanzen. Banu hat sich das gewünscht.“
Pals Gesicht hellte sich auf. „Moment, Mamá, bin gleich da.“
Mamá?
„Los, du musst mittanzen.“ Und schon zerrte er mich wieder hinter sich her.
„Was? Aber ich weiß doch nicht mal ob ich tanzen kann.“
„Ach das kannst du schon“, wischte Pal meinen Protest einfach vom Tisch. „Es ist ganz einfach. Tu es einfach wie die anderen, dann kann du nichts verkehrt machen.“
Na da war ich mir nicht so sicher, doch Pal war das egal. Er zog mich einfach mit sich, egal ob ich das wollte, oder nicht.
„Dann lass mich wenigstens kurz zugucken, damit ich den anderen nicht auf die Füße trete.“
„Aber nur kurz.“ Damit ließ er mich los, und reihte sich bei den anderen Männern mit dem Rücken zum Lagerfeuer ein. Die tanzten bereits zu einer ziemlich wilden Musik. Sie sprangen einmal in die Luft, stießen dabei etwas aus, dass sich wie ein Kriegerschrei anhörte, und das völlig synchron.
Im äußeren Kreis tanzten die Frauen, drehten sich einmal um sich selber, und hoben dann die Hand, damit ihr männlicher Gegenüber die seine daranlegen konnte. Sie drehten sich einmal so, dass sie die Plätze tauschten, machten dann eine halbe Drehung um sich selber, legten die Hand wieder an die des anderen, und wandten sich so umeinander, dass sie ihre ursprünglichen Plätze wieder einnahmen. Dann ging es von vorne los. Die Männer sprangen mit ihrem Kriegerschrei, zogen die Beine dabei weit nach oben, und die Frauen drehten sich im Außenkreiß einmal um sich selber, so dass sie einen Platz weiter rutschen, und ihre Hand dem nächsten Mann darbieten konnten.
Das ganze sah ziemlich wild aus. Sie lächelten und lachten. Neben mir wurde geklatscht, und ein paar Leute/Wölfe hatten einen seltsamen Gesang angestimmt. Die Männer am Feuer sprangen wieder, die Frauen drehten sich mit einer anmutigen Eleganz, und ich erwischte mich, wie ich lächelnd den Takt mit klatschte.
Irgendwo Pfiff einer, die Stimmung war fantastisch, riss einen einfach mit, und Pal sah fantastisch aus, wie er da vor dem Feuer tanzte. Es hatte was Naturgebundenes, etwas nicht alltägliches, das mir noch nie unter die Augen gekommen war.
Dann verließ Pal plötzlich seinen Platz, kam auf mich zu, und schnappte mich am Arm, obwohl ich die Hände abweisend erhob. Er zog mich einfach in den Kreis der Frauen, stellte sich zurück an seinen Platz, und sprang in die Luft.
Irgendwoher kam noch ein Mann, um die Zahl wieder auszugleichen, postierte sich neben dem Rotschopf, und dann war da plötzlich Pals erhobene Hand. Seine Augen lächelten verschmitzt, und forderten mich heraus. „Na los, du kannst das.“
Ich sah mich noch einmal um, guckte wie die anderen es machten, und merkte, dass ich von niemanden beachtet wurde. Sie tanzten einfach nur, freuten sich, feierten. Ich atmete tief durch, und legte dann meine Hand an seine, drehte mich, wie ich es bei den anderen gesehen hatte, ließ kurz von ihm ab, um ihm nach einer halben Drehung erneut die Hand zu reichen, und lachte, als er mich schnell herumwirbelte, damit wir nicht zu sehr aus dem Takt gerieten.
„Ich warte hier auf dich“, sagte er noch, bevor er meine Hand freigab, und mit einem erneuten Schrei in die Luft sprang, so als wollte er allen seine Stärke beweisen.
Ich wirbelte herum, fand mich vor einem unbekannten Mann wieder, und zögerte nur einen Moment, bevor ich ihm meine Hand bot, um mit mir eine Runde zu tanzen. Er lächelte, drehte seine Runde mit mir, und verabschiedete sich mit einem kurzen Händedruck. Ich drehte mich und tanzte, lachte und grinste. Jede Runde ein anderer, und fühlte mich völlig frei, fühlte mich als ein Teil des Ganzen. Zum ersten Mal seit ich erwacht war, machte ich mir keine Gedanken darüber, was die anderen
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