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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Markstoller
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heißt das noch lange nicht, dass es unmöglich ist.“ Pal sprang auch, er schaffte problemlos die doppelte Höhe.
    „Doch, genau das heißt es“, sagte ich, sprang aber trotzdem. „Rein Wissenschaftlich ist das gar nicht machbar.“
    „Das hat mit Wissenschaft gar nichts zu tun, sondern mit dem Glauben.“
    Ich sprang wieder. Naja, hüpfen konnte man das wohl eher nennen, und griff nach den Sternen. Wie erwartet bekam ich keinen zu fassen. „Kannst du mir noch mal erklären, warum wir das machen?“ Und noch ein Hüpfer.
    „Höher!“
    „Ja ja, ich versuch es ja.“
    Mit einem grinsenden Kopfschütteln, kommentierte er meine kläglichen Versuche. Klar, er war ja auch ein Werwolf, die konnten schon von Natur aus besser springen. „Wir machen das, weil es eine Tradition ist, den Geburtstagskindern die ersten erwachenden Sterne der Nacht darzubringen. Damit ehren wir sie und ihre Jahre.“
    Würden die anderen Leutchen hier nicht genauso einen auf Springehopps machen, dann könnte ich glatt annehmen, dass Pal mich verarschte, um sich auf meine Kosten zu amüsieren. Aber nein, um mich herum versuchte jeder Mensch/Wolf – Gott, das bekam ich wohl nie auf die Reihe – zu den Sternen zu fliegen, um den Drillingen einen darbieten zu können. Ein paar schafften es hör als andere, aber ich stand definitiv auf dem letzten Platz. Selbst die Kinder kamen weiter hinaus. Schon irgendwie traurig.
    Ich sprang wieder, griff nach den Sternen, und kam so ungünstig auf, dass ich Pal in die Arme fiel, und ihn fast noch mit umriss. Ein paar umstehende, die es gesehen hatten, lachten, und ich stimmte mit ein. Das war ja auch albern. „Ich glaub, ich brauch mal eine Pause.“
    „Nicht schwächeln.“ Er stellte mich wieder richtig hin, und dann ging es für ihn wieder in die Höhe.
    „Doch, ich bin nämlich nicht annähernd so ausdauernd wie du.“
Oder durchtrainiert,
fügte ich im Stillen hinzu. Die Muskeln an seinen Armen, die ich gerade unter den Händen gespürt hatte, konnten so manches Frauenherz hör schlagen lassen. Meines tat es jedenfalls, aber das kam wahrscheinlich eher von der Anstrengung.
    Durch die hopsende Masse schob sich eine zierliche Frau mit sehr hellem, braunem Haar. Ich bemerkte sie eigentlich erst, als sie neben uns stand, und Pal vertraulich eine Hand auf den Arm legte. Ihre Züge waren fein, die haut wie Allerbaster, und, mein lieber Scholli, die hatte einen Vorbau, der eines Waffenscheins bedurfte. Sie war eindeutig älter als Pal.
    Dabei fiel mir ein, wie viele Jahre zählte Pal eigentlich? Er musste in meinem Alter sein, also zwanzig?
    „Tante Boa, was gibt es?“ Pal strich ihr über den Kopf.
    Seit er mir das mit den Berührungen gesagt hatte, achtete ich die ganze Zeit darauf, und diese Leutchen mussten wirklich ständig aneinander rumfummeln. Sie umarmten sich, strichen über Arme, Haare, Wange, nahmen ohne zu fragen die Hand des anderen, oder liefen so dicht nebeneinander, dass sich ihre Körper zwangsläufig berühren mussten. Immer Kontakt zum anderen.
    „Prisca möchte dich kurz sprechen.“
    „Jetzt?“
    Boa zog die Augenbrauen hoch. „Ich gehe mal davon aus, sonst hätte sie mich nicht geschickt, meinst du nicht?“
    Er warf einen kurzen Blick zu mir.
    „Keine Sorge, ich bin ein großes Mädchen, ich werde schon nicht verloren gehen. Und außerdem wollte ich doch sowieso eine Pause machen.“ Die hatte ich bitternötig. Gott, ich war vielleicht Mitglied in einem Sportverein, aber Ausdauer wurde da anscheinend nicht trainiert.
    „Nun komm schon“, drängte Boa.
    „Ich geh solange ans Büffet, und versuch mich noch mal an euren fremdartigen Spezialitäten.“
    Pal grinste. „Aber halt dich vom Hexenhirn fern, das ist echt scharf.“
    „Das war ein Scherz, oder?“ ODER? Die konnten hier doch nicht wirklich das Hirn einer Hexe servieren. Oh mein Gott, wenn nur jemand meine Gedanken hören würde! Nicht das ich mir Sorgen machte, dass es hier sowas wie Hexen geben könnte, nein, meine Gedanken drehten sich darum, ob ihr Hirn hier verspeist wurde. Ich brauchte dringend einen Kopfdocktor, ich war schon genauso verrückt wie die anderen hier, und langsam bezweifelte ich stark, dass ich hier nur in einem Traum gefangen war. Vielleicht hatte ich ja auch einen Unfall gehabt, und lag nun im Komma. Wäre auf jeden Fall eine logische Erklärung dafür, warum ich nicht einfach aufwachte.
    Pal lächelte nur verschlagen, und ließ sich dann von seiner Tante mitnehmen. Man, diese Wölfe

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