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Jenseits von Afrika

Jenseits von Afrika

Titel: Jenseits von Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Blixen
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sprang auf und raste in erschreckendem Tempo davon, bereit, sein Leben noch einmal eine Zeitlang mit Ochsen und Sisalhanf zu fristen.
    Ingrid Lindström kam manchmal zu Besuch, wenn sie für ein oder zwei Tage von ihrer eigenen Farm, ihren Truthähnen und ihrem Gärtnereibetrieb in Njoro freikam. Ingrid hatte eine helle Haut und ein helles Gemüt, ihr Vater und ihr Mann waren schwedische Offiziere. Sie war mit ihrem Gatten und ihren Kindern zu einem fröhlichen Abenteuer nach Afrika ausgezogen, um rasch reich zu werden, und hatte lauter Land für Flachsbau gekauft, weil Flachs damals fünfhundert Pfund Sterling pro Tonne einbrachte; als der Preis bald danach auf vierzig Pfund fiel und Flachsbau und Geräte für Flachsbau gar nichts mehr wert waren, setzte sie ihre ganze Kraft ein, um ihrer Familie die Farm zu retten, sie eröffnete eine Geflügelzucht und eine Handelsgärtnerei und schuftete wie ein Sklave. In diesen Kampfjahren verliebte sie sich in die Farm, in die Kühe und Schweine, die Eingeborenen und das Gemüse, ja, in das Stückchen afrikanischer Erde selber, mit einer so innigen, verbissenen Leidenschaft, daß sie eher ihren Mann und ihre Kinder als ihr Land geopfert hätte. Sie und ich haben uns in den schweren Jahren beieinander ausgeweint, wenn wir fürchteten, unsere Farm aufgeben zu müssen. Es waren immer glückliche Tage, wenn Ingrid bei mir war, denn sie hatte die starke, kühne, überquellende Heiterkeit der alten schwedischen Bäuerinnen, und aus ihrem wettergebräunten Antlitz leuchteten weiß die Zähne einer lachenden Walküre. Darum liebt alle Welt die Schweden, weil sie mitten in eigenem Kummer jeden an ihre Brust reißen und so mutig sein können, daß alles überstrahlt wird.
    Ingrid hatte einen alten Kikuju als Koch und Hausboy. Kamosa, so hieß er, versah die verschiedensten Ämter bei ihr und betrachtete alles, was sie unternahm, als seine eigene Aufgabe. Er arbeitete sich ab im Gemüsegarten und Geflügelhof, machte die Kinderwärterin ihrer drei kleinen Mädchen und brachte sie zur Schule und zurück. Als ich sie auf ihrer Farm Njoro besuchte, geriet Kamosa ganz außer sich, ließ alles andere im Stich und krönte seine gewaltigen Vorbereitungen für meine Ankunft, indem er ihre Truthähne schlachtete – alles aus Ehrfurcht vor der Größe Farahs. Er betrachtete seine Bekanntschaft mit Farah, wie Ingrid mir erzählte, als die größte Ehre seines Lebens.
    Mrs. Darrell Thompson aus Njoro, die ich kaum kannte, kam zu mir zu Besuch, als die Ärzte ihr eröffnet hatten, daß sie nur noch wenige Monate zu leben habe. Sie erzählte mir, sie habe gerade in Irland ein Pony gekauft, einen preisgekrönten Springer – denn Pferde waren für sie der Gipfel und Glanz des Daseins –, und nun, da sie mit den Ärzten gesprochen habe, sei ihr erster Gedanke gewesen, nach Hause zu kabeln, der Gaul solle nicht herübergeschickt werden, aber dann habe sie sich besonnen und wolle ihn, falls sie sterbe, mir vermachen. Ich dachte nicht wieder daran, bis nach ihrem Tode, ein halbes Jahr später, das Pony »Poor-Box« in Ngong erschien. »Poor-Box« erwies sich, kaum daß er sich eingelebt hatte, als das klügste Geschöpf auf der ganzen Farm. Äußerlich war er recht unansehnlich, gedrungen und über die besten Jahre hinaus; Denys Finch-Hatton ritt ihn gern, ich machte mir nicht eben viel daraus. Aber durch Taktik und Umsicht, dadurch, daß er besser wußte, was er wollte, als alle die jungen ungestümen Pferde, die die reichen Leute der Kolonie starten ließen, gewann er das große Wettspringen in Kabete, das zu Ehren des Prinzen von Wales abgehalten wurde. Mit seiner gewohnten ruhigen, bescheidenen Haltung brachte er eine große Silbermedaille heim, und nach einer Woche gespannter Sorge schlugen in meinem Hause ihm zu Ehren Wellen der Begeisterung und Siegesfreude empor. Er starb sechs Monate später an der Kruppe und wurde nicht weit von seinem Stall unter den Zitronenbäumen begraben und viel beklagt; sein Name lebte noch lange fort.
    Der alte Mr. Bulpett, den sie im Klub Onkel Charles nannten, kam heraus und speiste bei mir. Er war mir ein lieber Freund und verkörperte ein Ideal für mich, den englischen Kavalier der Viktorianischen Zeit, der sich auch in der unsrigen wohl fühlte. Er war über den Hellespont geschwommen und hatte das Matterhorn erstiegen und war in seiner Jugend, wohl in den siebziger Jahren, der Liebhaber der schönen Otero gewesen. Man erzählte sich, sie habe ihn völlig

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