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Jenseits von Feuerland: Roman

Jenseits von Feuerland: Roman

Titel: Jenseits von Feuerland: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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gespült, zum Trocknen aufgehängt und gebügelt werden.
    »Ich glaube es ja nicht!«, stieß Emilia wieder aus.
    Mit einer Mischung aus Ungläubigkeit, Wut und Spott hatte sie sich angehört, was Ana zu berichten hatte. Nicht zum ersten Mal zeigte sich, dass Ana ihre Augen und Ohren überall hatte – ganz anders als Rita, deren Kopf, wie Emilia oft spöttisch sagte, zwischen zwei Buchdeckel festzustecken schien.
    Ob Ana absichtlich gelauscht oder nur zufällig das Gespräch mitbekommen hatte, sagte sie nicht, und Emilia fragte auch nicht nach – fest stand, dass die beiden Deutschen eine Wette darauf abgeschlossen hatten, ob dieser Arthur sie verführen könnte oder nicht.
    »Was für eine Unverschämtheit!«, rief Emilia.
    »Willst du sie hinausschmeißen?«, fragte Ana und schien von dieser Vorstellung sehr angetan zu sein. So energisch, wie sie ihre Hände in die Hüften stemmte, war sie sichtlich bereit, sofort selbst zur Tat zu schreiten.
    »Von wegen! So leicht kommt der mir nicht davon!«
    Eine Weile rieb Emilia die Wäsche am Waschbrett, dann zog sie die vom warmen Wasser und der scharfen Lauge aufgequollenen Hände aus dem Zuber, trocknete sie an ihrer Schürze ab und drehte sich um, um aus einem der Schränke einen Stoß frischer Bettwäsche zu nehmen.
    »Hol mir aus der Küche ein paar Scheiben Schinken«, befahl sie Ana.
    »Was willst du denn damit?«, fragte diese verwundert.
    Emilia lächelte verschwörerisch. »Nur ein kleines Geschenk des Hauses«, sagte sie amüsiert. »Eine kleine Stärkung zwischen den Mahlzeiten, sozusagen. Gäste, die sich mehrere Tage bei uns einquartieren, werden schließlich bevorzugt behandelt.«
    Ana verzog skeptisch das Gesicht und deutete mit dem Kinn auf den Stoß, den Emilia trug. »Und was willst du mit der Bettwäsche?«, fragte sie.
    »Ich werde ihnen nicht nur Schinken bringen, sondern auch ihre Betten frisch beziehen!«, verkündete Emilia. »Die beiden Herren sollen das Gefühl bekommen, dass Gäste hier noch nie so zuvorkommend behandelt worden sind wie sie.«
    »Und dann?«
    »Dann wird der eitle Blonde vor seinem hässlichen Freund prahlen, dass er die Wette schon fast gewonnen hat.«
    »Und dann?«, fragte Ana wieder und grinste.
    Emilia nickte entschlossen. »Dann wird er sein blaues Wunder erleben.«

13. Kapitel
    R ita blickte mehrmals zur Tür. Obwohl sie sich eigentlich sicher sein konnte, dass sie zu dieser Tageszeit niemand im Zimmer stören würde, das sie mit Emilia teilte, fühlte sie sich beobachtet.
    Das Zimmer war nicht viel größer als die Kammer, die sie einst bei Agustina bewohnt hatten, aber immerhin hatte sie eine eigene Kommode, wo sie ihre Schätze aufbewahrte – unter anderem ihren längst zerfledderten Roman. In der letzten Zeit las sie allerdings kaum mehr darin. Ihr eigenes Leben erschien ihr im Moment viel aufregender als jede erfundene Geschichte.
    Sie lauschte angestrengt, vernahm jedoch keine Schritte auf der Treppe und entschied sich schließlich doch, aus der Kommode das hervorzuziehen, was neben dem Roman ihr teuerster Besitz war: Es war ein Kapotthütchen aus weißem Filz, mit einem kleinen Schleier aus Tüll und angenähten Seidenblumen. Ehrfürchtig strich sie darüber. Bis jetzt hatte sie den Hut noch nie getragen, denn Emilia durfte ihn keinesfalls sehen. Emilia hätte sofort gefragt, woher sie ihn hatte, und wenn sie ihr die Wahrheit gesagt hätte, so hätte sie ihr gewiss entgegnet, dass man solche Geschenke niemals von einem Mann annehmen dürfe.
    Auch ihr selbst war das fast ein wenig zu großzügig erschienen. Allerdings hatte er sie so lieb angesehen, als er ihr das Hütchen überreichte, dass es ihr wie eine schwere Beleidigung erschienen wäre, das Geschenk auszuschlagen.
    Vorsichtig setzte sie die Kapotte nun auf und trat vor den runden Spiegel. Er war so klein, dass man nicht sein ganzes Gesicht darin sehen konnte, sondern sich für Augen- oder Mundpartie entscheiden musste. Noch nie hatte Rita das so sehr bedauert wie in diesem Moment, da sie doch so gerne herausgefunden hätte, wie ihr das Hütchen stand!
    Leider befand Emilia, dass Spiegel unnötig seien, und sie gewiss keinen größeren kaufen würde. Rita war nicht sicher, warum sie das so sah: Weil sie Geld für Deutschland sparte? Oder weil sie sich selbst nicht im Spiegel sehen wollte, um nicht festzustellen, wie ihre Züge immer härter wurden, die Schatten um die Augen dunkler?
    Auch wenn Rita nicht ihr ganzes Gesicht betrachten konnte – das

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