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Jenseits von Raum und Zeit

Jenseits von Raum und Zeit

Titel: Jenseits von Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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rauchen pflegte. Vielleicht habe ich ihn nur um Minuten verfehlt. Er war nicht dicht hinter mir – er war mir sogar ein ganzes Stück vorausgeeilt. Er hatte Zeit genug gehabt, dem Vizepräsidenten seine Vorschläge zu unterbreiten. Das war ein riskantes Unternehmen gewesen, aber er schien beim Vizepräsidenten auf offene Ohren gestoßen zu sein. Er hatte mich erwähnt. Wieviel er über mich gesagt hatte, würde sich in den nächsten Sekunden zeigen.
    Ich erreichte den Sessel, aber anstatt mich niederzusetzen, wandte ich mich um und blickte Lasrwell in die Augen. Der Browning bewegte sich wachsam und zeigte auf meine Brust. Das konnte Absicht sein – oder Zufall.
    »Vielleicht würde Ihr Boß auch gern meine Version hören«, sagte ich, nur um ein Gespräch in Gang zu setzen. »Vielleicht gefällt sie ihm sogar besser.«
    »Halten Sie den Mund und setzen Sie sich«, sagte Lasrwell im Tonfall eines müden Lehrers, der mit einem mehrmals sitzengebliebenen Schüler spricht.
    »An Ihrer Stelle wäre ich etwas vorsichtiger«, fuhr ich unbeirrt fort. »Die Friedhöfe sind voller kluger Burschen, die sich nicht rechtzeitig darum bemüht haben, die ganze Wahrheit zu erfahren. Sagte Tarleton Ihnen, daß ich Waffenoffizier an Bord der Rapacious war? Zum Teufel, der ganze Kübel ist mit Drähten gespickt, damit er auf ein Signal in die Luft gehen kann …«
    »Sie waren Captain auf der Rapacious«, unterbrach mich Lastwell. »Lassen Sie die Lügerei, Maclamore …«
    »Vor zwei Jahren noch nicht. Damals wurde sie ausgerüstet …«
    »Lassen Sie das!« Lastwells Stimme schwoll um eineinhalb Phon an. Während er sprach, riß er den Browning hoch, der nun noch genauer auf meine Brust zielte. Ich schenkte ihm einen entmutigten Blick, beugte mich vor, als ob ich mich setzen wollte, und hechtete über den Schreibtisch. Der Browning brüllte auf, und eine Kanonenkugel schien mich in die Brust zu treffen. Und dann lagen meine Hände um seinen Hals, krallten sich in teigiges Fleisch. Wir stürzten zu Boden, die Waffe entfiel Lastwells Fingern. Und dann war ich auf den Knien. Lastwell lag unter mir, mit geöffnetem Mund, heraushängender Zunge, hervorquellenden Augen.
    »Reden Sie!« stieß ich zwischen den Zähnen hervor. Ich ließ ihm eine Viertelsekunde Zeit, darüber nachzudenken, dann preßte ich meinen Daumen auf seinen Adamsapfel. Ein Röcheln war die Antwort.
    »Er – hier – vor – halben Stunde …«, würgte er hervor.
    Ich ließ ihm gerade genug Luft, daß er mühsam sprechen konnte, aber nicht genug, um seinen Unternehmungsgeist zu wecken.
    »Wer ist jetzt noch hier?«
    »Nie – niemand … Wir – sie weggeschickt …«
    »Wie viele waren es?«
    »Nur – zwei.«
    »Und Sie dazu. Wo sind sie Jetzt?«
    »Sie sind – gegangen … Andere treffen – bald zurück …«
    »Tarleton kommt hierher zurück?«
    »Nein – er – in sein Quartier.« Lastwell schnappte nach Luft, seine Arme zuckten krampfhaft. »Bitte – mein Rücken …«
    Ich lächelte.
    »Sie werden ohnehin nicht mehr lange leben.«
    »Nein! Bitte!« Der letzte Rest von Farbe verschwand aus seinem Gesicht wie schmutziges Wasser in einem Abflußrohr.
    »Erzählen Sie weiter«, schnarrte ich.
    »Er – erwartet Sie … Dort. Wenn sie Sie hier nicht – erwischen – die Staatspolizei …«
    »Sprechen Sie Ihr letztes Gebet«, befahl ich. »Wenn Sie in einer anderen Welt aufwachen, denken Sie daran, wie es ist, einen dreckigen Tod zu sterben.« Ich preßte ihm die Halsschlagader zusammen, sah, wie seine Augen sich verdrehten und ließ seinen Kopf auf den Teppich fallen. In einer halben Stunde würde er mit Halsschmerzen wieder zu sich kommen. Und mit einer Reihe Erinnerungen, die ihm schlaflose Nächte bereiten würden.
    Ich ließ ihn liegen und steckte den Browning ein. Ein Loch war in meiner Jacke, wo Lastwells Schuß mich getroffen hatte, und darunter war das Hemd zerrissen. Aber die Chromplatte unter dem Hemdstoff, die das künstliche Herz und die künstliche Lunge schützte, zeigte kaum einen Kratzer, der mich an dieses Erlebnis erinnern würde. Sechs Zoll höher oder weiter nach links, und Lastwell hätte ungeschützte Teile meines Körpers angeschossen.
    Es sah Banny Tarleton gar nicht ähnlich, ein solch wichtiges Detail nicht zu erwähnen. Begann er nachlässig zu werden? Vielleicht war es gerade dieses Versehen, das mich so weit hatte kommen lassen. Vielleicht konnte ich noch ein klein wenig weiter gehen. Oder schwankte ich schon draußen auf dem

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