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Jenseits von Raum und Zeit

Jenseits von Raum und Zeit

Titel: Jenseits von Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Schreibblock wieder an seinen Platz.
    »Eine politische Sache?«
    »Um Showgeschäfte geht es jedenfalls nicht«, erwiderte ich.
    Das schien ihn zufriedenzustellen. Er ging zum anderen Ende des Schaltertisches und machte ein paar Eintragungen in eine Kartei. Vielleicht standen die Namen der Leute darin, die nach der nächsten Wahl erschossen werden sollten. Er blickte nach der Wanduhr. Schlanke Goldhände zeigten auf Goldpunkte. Es war halb eins. Es gab eine ganze Menge Gold in der Wellington Arms.
    Er kam durch die helle Teakholztür. Ein dünner, müde aussehender Mann. Mit gerunzelter Stirn und eingefallenen Schultern durchquerte er rasch den Raum. Seine Blicke huschten wie Mäuse umher. Als er mich entdeckte, kam er geradewegs auf mich zu und betrachtete mich forschend.
    »Ich bin Marvin Lastwell. Sind Sie die Person, die …«
    »Maclamore. Ist der Vizepräsident da?«
    »Eh? Ja, natürlich ist er hier. Wenn er woanders wäre, wäre ich auch nicht hier, oder? Was wollen Sie, Mr. – eh – Maclamore?«
    »Müssen wir hier reden?«
    Er blickte sich um, als wäre er höchst erstaunt, sich in der Halle zu befinden.
    »Hm. Dort drüben ist ein Salon …«
    »Es handelt sich um eine sehr diskrete Angelegenheit«, unterbrach ich ihn. »Also gehen wir irgendwohin, wo sie auch diskret bleibt.«
    Sein Kinn sank herab.
    »Also, hören Sie, Mr. – eh – Maclamore …«
    »Es besteht eine geringe Aussicht, daß diese Sache sehr wichtig sein könnte, Mr. Lastwell, also tun Sie mir den Gefallen. Ich kann meine Weisheiten nicht in der Nähe von irgendwelchen Abhörmikrophonen ausplaudern, die ein paar Klatschbasen in diesem Mausoleum installiert haben.«
    »Hm. Also gut, Mr. – eh – Maclamore.« Er führte mich einen Korridor entlang. Meine Füße versanken in einem taubengrauen Teppich, der so dick war, daß man darin einen Golfball hätte verlieren können. Während ich dem Sekretär folgte, wunderte ich mich, warum ein so mittelmäßig aussehender Bursche wie Marvin Lastwell es für notwendig hielt, einen Browning 2 mm unter dem Arm zu tragen.
    Das Penthouse der Wellington Arms war nicht ganz so reich ausgestattet wie der Budcinghampalast und etwas kleiner, wenn auch nicht viel. Lastwell führte mich in eine geräumige, schwach erhellte Bibliothek. Auf den Regalen reihten sich Lederbände von der Art aneinander, wie sie ein Rechtsanwalt in seinem Arbeitszimmer aufstellt, um seine Klienten zu beeindrucken. Lastwell ging hinter einen großen dunklen Mahagonischreibtisch, setzte sich umständlich, schob einen großen Silberaschenbecher mit einem Zigarrenstummel zur Seite und schaltete eine Lampe an, die einen geisterhaft grünen Schein auf seine Züge warf und seinem sorgendurchfurchten Gesicht den Ausdruck satanischer Wildheit verlieh. Ich fragte mich, ob er das vor dem Spiegel geübt hatte.
    »Nun, Mr. – eh – Maclamore«, begann er. »Was haben Sie mir zu sagen?«
    Ich stand noch immer und starrte den Zigarrenstummel an.
    Vielleicht stammte er von einem Wahlmacher, der sich erkundigen wollte, welche Partei ihm das lukrativste Angebot machte. Der Stummel wirkte auf Lastwells Schreibtisch so deplaziert wie ein Roulettetisch in einer Methodistenklause. Er bemerkte, daß ich den Zigarrenstummel anstarrte und machte eine Handbewegung, wie wenn er ihn entfernen wollte. Doch dann überlegte er es sich anders und kratzte sich statt dessen die Nase. Ich spürte seine innere Anspannung.
    »Vielleicht habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt«, sagte ich. »Ich wollte mit dem Vizepräsidenten sprechen.«
    Lasrwell verzog die Lippen zu einem kannibalischen Lächeln.
    Aber vielleicht lag es auch nur an der Beleuchtung, daß ich diesen Eindruck gewann.
    »Captain, Sie können doch nicht …« Er biß sich auf die Lippen, und das plötzliche Schweigen hing wie ein Schrei zwischen uns.
    »Also so ist das?« fragte ich sanft.
    Er seufzte. Seine Hände schienen sich kaum zu bewegen, aber auf einmal lag der Browning in seiner Rechten. Er hielt die Waffe mit der graziösen Nachlässigkeit, die man sich nur aneignet, wenn man sehr gut damit umgehen kann. Er deutete mit dem Kopf auf einen Sessel.
    »Setzen Sie sich«, sagte er mit einer ganz neuen Stimme. »Sie werden ein paar Minuten warten müssen.«
    Ich ging zu dem Sessel, und die Mündung der Waffe folgte mir. Es war zwar schon mitten in der Nacht. Zu spät, um nachzudenken. Aber ich versuchte es trotzdem. Die Zigarre war von der dünnen schwarzen Sorte, die Tarleton zu

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