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Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
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ANC-Urgestein, einer, der mit Mandela gekämpft hat«, sagte Jill halblaut. »Seitdem er meiner Cousine Benita bei einer ziemlich scheußlichen Sache geholfen hat, sind wir Freunde. Jetzt wird’s lustig.«
    Â»Wir wollen keine Presse hier«, muckte der Lamborghini-Mann auf und bleckte die Zähne in Richtung Dirk.
    Mit ausgestreckten Armen schwang Jill die Pistole herum und richtete sie auf den Mann. »Der ist nicht von der Presse. Er ist ein Gast von mir und ein ganz normaler Tourist, der hier gefilmt hat. Touristen haben doch immer eine Kamera am Auge kleben. Manchmal glaube ich, dass die da festgewachsen sind.« Sie fuhr herum zu Dirk. »Steck den Camcorder weg«, fauchte sie auf Deutsch. »Die können die Presse nicht leiden, wie du gehört hast.«
    Dirk wusste offensichtlich, wann es ratsam war, den Rückzug anzutreten, denn er gehorchte wortlos, und Jill ließ die Waffe sinken.
    Vilikazi Duma betrachtete die zerdrückten Autos. »Was seid ihr bloß für Idioten. Sarah, gib mir mal den Isagila.« Er streckte die Hand aus, und seine Frau reichte ihm den Kampfstock. Vilikazi holte mächtig aus und ließ den Kopf des Stocks, der aus solidem Eisenholz war, wie Jill Anita zuflüsterte, immer wieder abwechselnd auf die Motorhaube des Lamborghinis und dann auf die des Ferraris niedersausen. Es machte ein grässliches Geräusch, und die Motorhauben verwandelten sich im Nu in einen Haufen eingedrücktes Blech. Die Fahrer und deren Leibwächter, die Vilikazi Duma mit Respekt, der an Furcht grenzte, betrachteten, konnten nichts dagegen unternehmen und sprangen vor Frustration fast aus ihrer Haut.

    Â»So, das hat gutgetan. Das hatte ich schon lange vor.« Der Zulu lächelte mit tiefer Zufriedenheit und gab seiner Frau den Kampfstock zurück. »Für Leute wie euch haben wir im Untergrund nicht unser Leben und das unserer Familien riskiert. In einer halben Stunde habt ihr Knallköpfe euch, eure Blechbüchsen und eure Gorillas von meinem Land entfernt, sonst schicke ich meine Leute hinter euch her. Verstanden?« Er steckte seine Waffe in den Gürtel und begrüßte Jill dann mit dem traditionellen Dreiergriff der Afrikaner und küsste sie zum Schluss auf beide Wangen. »Gib den mir«, sagte er sanft und wand ihr vorsichtig die Waffe aus der Hand. Anschließend sammelte er auch alle anderen ein, nahm die Magazine heraus, ließ die Patronen einzeln in den Sand fallen und warf die entschärften Pistolen ihren Besitzern dann wieder zu. Murrend fingen die sie auf und steckten sie ein.
    Â»Suka!«, befahl Vilikazi mit einem Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. »Haut ab!«
    Der Ferrari-Fahrer ballte rebellisch die Fäuste und machte einen Schritt auf ihn zu. »Hör mal, Ubabamkhulu …«
    Vilikazi Duma hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und sagte kein Wort, aber plötzlich schien er zu wachsen, schienen seine Schultern noch breiter zu werden. Die Stärke, die er ausstrahlte, war greifbar, und sie hatte nicht nur etwas mit körperlicher Kraft zu tun. Mit einer Hand lockerte er seinen Schlips und öffnete die oberen zwei Hemdenknöpfe. Erst jetzt fiel Anita auf, dass sich eine breite Narbe quer über seinen Hals von Ohr zu Ohr zog, wie ein grinsender, rosafarbener Mund. Vilikazis Mundwinkel hoben sich, seine Zähne blitzten, die Narbe hüpfte. Der ehemalige ANC-Hitman bemerkte es und zögerte.
    Â»Suka«, wiederholte Vilikazi Duma leise.
    Der andere fiel in sich zusammen, als hätte ihm jemand die Luft herausgelassen. Er schnippte mit den Fingern, und seine Bodyguards standen mit einem Satz neben ihm. Gemeinsam marschierten sie zu dem demolierten Ferrari.

    Â»Die Narbe an seinem Hals … woher hat er sie?«, flüsterte Anita Jill ins Ohr.
    Â»Oh, die hat Vilikazi schon seit Ewigkeiten. Sie ist zu seinem Erkennungszeichen geworden. Vor vielen, vielen Jahren haben drei von der Polizei bezahlte Tsotsies in einer dunklen Nacht in Kwa Mashu versucht, ihm die Kehle durchzuschneiden. Keiner der Gangster hat es übrigens überlebt.«
    Als Anita sich bildlich vorstellte, was in jener Nacht abgelaufen sein musste, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Was war das nur für ein Land, das solche Menschen hervorbrachte! Im ersten Moment wirkte Vilikazi Duma nett, wie ein gutmütiger, verschmitzter Großvater, aber sah man genauer hin, entdeckte man einen

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