Jenseits von Timbuktu
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Anita war vor Schreck wie gelähmt und brachte nur ein Wimmern hervor. Jill packte sie am Oberarm und und hielt ihn wie einen Schraubstock umklammert. »Gib mir das Spray«, wisperte sie. Anita tat es.
Das Auto, das nun mit hoher Geschwindigkeit den Hügel hinunter
auf sie zufuhr, bemerkte Anita zunächst nicht. Bremsen quietschten, eine Tür schlug, Schritte waren zu hören, aber all das nahm Anita nur unterbewusst wahr. Ihre Augen klebten an den drei Waffen, die auf Dirk gerichtet waren. Sie fühlte sich, als würde sie durch einen leeren, schwarzen Raum fallen.
»Lass die Waffe fallen, du Pavian!« Eine laute Stimme, dann Keuchen wie von jemand, der Asthma hatte.
Beide Frauen wirbelten herum, und Anita blieb bei dem Anblick, der sich ihr bot, der Mund offen stehen.
Eine gewichtige ältere Zulu von königlicher Haltung und Statur  â gekleidet in eine Kreation aus glänzendem smaragdgrünem Material, eng mit weitem Volant am Saum, riesigen Puffärmeln und groÃzügigem Ausschnitt, auf dem Kopf einen wagenradgroÃen Hut aus demselben smaragdgrünen Stoff  â hievte sich aus dem Auto und marschierte auf die Kampfhähne zu. In der Hand trug sie einen kräftigen, langen Stock, der in einer Kugel von der GröÃe eines Tennisballs endete. Sie packte ihn mit beiden Händen und schwang ihn hoch über dem Kopf.
»Lass die Waffe fallen, Ronnie«, sagte sie ruhig. »Auf der Stelle, sonst schlag ich dir den Kopf ein, dass dein Hirn quer über Zululand spritzt, du verblödeter Affe!«, setzte sie spöttisch lächelnd hinzu.
»Sarah«, rief Jill.
Die dunklen Augen der Zulu flackerten zu ihr hinüber. »Hallo, Jilly, geh aus dem Weg. Ich kümmere mich um diese Idioten.« Sie fixierte wieder den Mann. »Also, runter mit der Waffe, wena nyoka , du Ratte! Tu, was ich sage, oder â¦Â«
Als Ronnie kurz zögerte, hieb sie ihm mit dem dicken Ende des Kampfstocks zielsicher auf den Oberarm. Die Pistole fiel in den Sand, aber er machte keinerlei Anstalten, sich zu wehren, sondern schaute nur ziemlich belämmert drein.
»Der nächste Schlag trifft deinen Kopf. Den brauchst du ja sowieso nicht.« Die Zulu warf Jill einen kurzen Blick zu. »Jill,
nimm die Pistole, du kannst die Bodyguards davon abhalten, weiter Unsinn zu machen.«
Jill hob die Waffe auf, packte sie mit beiden Händen und hielt die am Boden liegenden Männer damit in Schach. Anita wich zurück. Frauen, die wie selbstverständlich mit Pistolen und Kampfstöcken hantierten und sich mit einer Ãberzahl von Männern anlegten, kamen in ihrer Welt nicht vor. Sie starrte die überwältigende Erscheinung in Smaragdgrün ungläubig an. »Wer ist sie?«, flüsterte sie.
»Sarah Duma«, erwiderte Jill. »Ihre Enkelin heiratet heute hier.« Die Pistole in ihren Händen wich dabei nicht einen Millimeter von ihrem Ziel.
»Sie sieht ⦠erstaunlich aus. Und was ist das für ein eigenartiger Stock?«
»Ein Zulu-Kampfstock. In den richtigen Händen eine fürchterliche Waffe. Und Sarah sieht nicht nur erstaunlich aus, sie ist es. Ganz und gar.«
Sarah Duma, die für ihr Gewicht bewundernswert leichtfüÃig war, wandte sich dem Lamborghini-Fahrer zu und wedelte den Kampfstock vor seinem Gesicht hin und her. »Und du, Rolex, hebst deine Pfoten auch hoch. Höher, sag ich dir!«
Der Mann, den sie Rolex genannt hatte, reckte gehorsam die Arme hoch über den Kopf, und Anita konnte jetzt unschwer erkennen, woher er seinen Namen hatte. An jedem seiner Handgelenke glitzerten drei Rolex-Uhren. Wenn die echt waren, und davon ging sie mittlerweile aus, trug er dort ein Vermögen mit sich herum.
Rolex grinste Sarah Duma einschmeichelnd an und lieà dabei die Hände langsam sinken, ohne aber die Augen von dem Stock zu nehmen. »Ugogo, Nkosikazi, wir machen doch â¦Â«
»Pfoten hoch!«, brüllte eine sonore, männliche Stimme.
Ein muskulöser älterer Schwarzer  â die Sonnenbrille auf den kahl geschorenen Kopf geschoben, in schwarzem Anzug, blütenweiÃem
Hemd mit silberner Krawatte, in der Hand eine blauschwarz schimmernde Pistole  â tauchte hinter Dirk auf, stieà ihn zur Seite und stürmte auf den Ferrari-Fahrer zu, der sichtlich erschrocken zusammenzuckte, als er sah, wer vor ihm stand.
»Das ist Vilikazi Duma, Sarahs Ehemann und
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