Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jenseits von Timbuktu

Jenseits von Timbuktu

Titel: Jenseits von Timbuktu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gercke Stefanie
Vom Netzwerk:
braun gebrannter Typ um die vierzig in Jeans mit nacktem Oberkörper und verspiegelter Sonnenbrille auf der Nase vom hinteren Teil des Grundstücks um die Hausecke. Die Spiegelaugen richteten sich auf die Neuankömmlinge. Der Mund lächelte nicht.
    Â»Was wollen Sie?«
    Â»Ist Maurice da?« Anita sah sich bei dieser unfreundlichen Begrüßung nicht veranlasst, irgendwelche Regeln der Höflichkeit zu beachten.
    Wortlos zog der Mann ein Mobiltelefon aus der Gesäßtasche und wählte. »Maurice?«, raunzte er. »Beweg deinen Hintern hierher. Jemand will dich sprechen … Er kommt.« Damit ließ er die beiden stehen und verschwand wieder hinter dem Haus.
    Â»Was für ein Arschloch«, murmelte Dirk. »Auch wenn er aussieht wie ein Model für Unterwäsche von Calvin Klein.«
    Â»Macho-Blödmann«, kommentierte Anita. Die gereizte Verachtung in dem Ton des Mannes ließ sie über dessen Verhältnis zu Maurice spekulieren. Wer war Boss, wer Untergebener?
    Keine Minute später erschien Maurice im Laufschritt. Seine Miene war abwehrend, als erwartete er einen Schlag ins Gesicht. Als er Anita und Dirk sah, änderte sich sofort seine gesamte Körpersprache. »Das ist ja eine wunderbare Überraschung«, rief er überschwänglich und mit mehr als deutlicher Erleichterung. »Entschuldigt, dass meine Köter gebellt haben, aber sie sind schließlich Wachhunde.«
    Anita lächelte gnädig. »Die haben uns ja nichts getan. Was für Hunde sind es denn?«
    Â»Bulldoggen, scharf wie Fleischermesser.« Maurice war sichtlich stolz auf seine Meute.
    Â»Und wer war dieser unfreundliche Mensch, der dich angerufen hat?«, fragte Anita. Ihr fiel auf, dass Maurice so dünn war, dass man auf seinen Rippen hätte Klavier spielen können, und
außerdem wirkte er trotz seiner Erleichterung nervös, irgendwie fahrig.
    Maurice strich sich mit beiden Händen über das schwarze Haar. Es gab ein kratziges Geräusch. »Ach, das war Riaan. Mein Bruder.«
    Â»Ist der immer so bissig?« Warum sein Bruder weiß und er farbig war, fragte sie natürlich nicht, obwohl sie es gern gewusst hätte.
    Maurice grinste. »Keine Angst, Ausländer frisst er grundsätzlich nicht.« Er kicherte über den eigenen Scherz.
    Â»Na, welch ein Glück«, sagte Anita und hielt ihm den USB-Stick entgegen. »Ich glaube, das gehört dir, nicht wahr? Du musst ihn verloren haben, als du meine Koffer in den Bungalow gebracht hast.«
    Maurice nahm ihn, drehte ihn und sah sie erfreut an. »Yep, das ist meiner. Ich hatte schon angenommen, dass ihn mir jemand geklaut hat. Wie nett, dass du extra hergekommen bist. Kommt doch auf die Veranda. Es ist heiß, und ihr könntet doch sicher einen Kaffee oder etwas Kaltes vertragen.«
    Anita reagierte nicht. Wie vom Blitz getroffen stand sie da. Reflexartig packte sie Dirks Hand und presste sie so fest, dass es ihr selbst wehtat. Ein Röcheln drang aus ihrer Kehle.
    Besorgt musterte Dirk sie. »Was ist los? Ist dir nicht gut? Möchtest du dich hinsetzen? Ist es die Hitze?« Er wollte sie auf die Veranda zu einem der Stühle ziehen, aber sie widersetzte sich.
    Â»Da steht meine Mutter«, krächzte sie schließlich mit Mühe. Sie zitterte wie ein verängstigtes Tier.
    Ãœberrascht sah er auf sie herunter. »Ich dachte, du hast gesagt, dass sie nicht mehr lebt.« Behutsam befreite er seine Hand und legte ihr den Arm um die Schulter. Sie wehrte sich nicht. »Wer immer dir erschienen ist, kann nicht deine Mutter sein, es sei denn, es gibt doch Geister«, sagte er scherzhaft.
    Aber sie antwortete nicht, sondern hielt die Augen starr auf
den Hauseingang gerichtet. In seinem Schatten stand eine Frauengestalt. So groß wie Anita etwa, gute Figur, kräftig, sonnengebräunt. Das Gesicht konnte man nicht erkennen. Sie trug weite, helle Leinenhosen mit Gürtel, das ärmellose Top war in die Hose gesteckt.
    Dirk lachte leise. »Ach komm schon, Anita, krieg dich wieder ein, du kannst doch selbst sehen, dass das kein Geist ist«, murmelte er. »Es hat Kopf, Arme und Beine, und es kommt auf uns zu. Es ist ein Mensch. Eine Frau …«, flüsterte er dicht an ihrem Ohr. »Komm zu dir.«
    Wortlos machte Anita sich von ihm los und tat einen zögernden Schritt vor, blieb aber wieder stehen. »Mama«, hauchte sie tonlos. »Mama?«
    Als hätte

Weitere Kostenlose Bücher